05.
2014
Fascht e Familie
Euphorie und Aufbruchstimmung allenthalben. Damals, im Herbst 2007. Swiss-Unihockey-Geschäftsführer Patrick Falk spricht vom Beginn einer neuen Zeitrechnung; Vizepräsident Thomas Gilardi von einem Meilenstein - und der Chance, endlich den Schritt von der Schul- zur Spitzensportart zu vollziehen. In globo wird auf weniger Turnhallenmief und mehr TV-Präsenz gehofft. Und ein Vermarkter formuliert forsch das Ziel, die Sportart alsbald einer breiteren Zuschauerschicht zugänglich zu machen. Noch sei das Unihockey „leider zu familiär" und würde ausserhalb der Szene kaum jemanden ansprechen.
Tempi passati. Längst wissen wir, dass der Schritt in Richtung Halbprofitum kein einfacher ist, weil spätestens die Infrastrukturen Grenzen setzen. Von den 2007 erwähnten „12 bis 15 Beiträgen im Schweizer Fernsehen pro Jahr" ist das Unihockey noch immer weit entfernt - ausgenommen, die WM findet in der Schweiz statt. Und: Gerade die Finalserie der Männer zwischen Wiler-Ersigen und den Langnauer Tigers hat den Anwesenden gezeigt, dass das Unihockey eben noch immer familiär ist - und ausserhalb der Szene kaum jemanden anspricht.
Nun: Familiär? Ja. Aber „leider zu familiär", wie einst formuliert wurde? Nein. Ich gebe zu, dass ich gerade das Familiäre durchaus schätze. Ich mag, wenn in Biglen kurz nach Spielschluss zig Dreikäsehochs aufs Spielfeld rennen - ausgerüstet mit Stöcken, die doppelt so gross sind. Ich mag, wenn die Kinder von Simon Stucki nach Spielschluss zum Papa rennen und lachen, ganz egal, ob der Tigers-Captain gewonnen oder verloren hat. Jene Kinder, die sich während der Partie oben hinter der Tribüne im Chinderegge vergnügen, während ihre Väter unten auf höherem Niveau die Stöcke kreuzen. Ich mag, wenn beim Playoff-Final in Kirchberg zahlreiche Unihockeyspieler aus nah und fern, deren Saison längst beendet ist, unter den Zuschauern weilen. Ich mag, wenn während der Drittelpause der Nachwuchs von Ales Zalesny kurzerhand aufs Spielfeld der Grossmatt-Halle hüpft, versucht, ein paar Bälle ins Tor zu spedieren (und dabei übrigens weder eine Töfflikette um den Hals trägt noch die Hände verwirft oder den Kopf schüttelt). Ich mag, wenn in Köniz viele Eltern, Bekannte und Ehemalige jede Partie treu vor Ort verfolgen. So kann nach einem Torerfolg je nach Spieler auch rasch erahnt werden, in welche Richtung er das kleine Tor-Präsent werfen wird ;-).
Item. Dies sind nur einige von etlichen Beispielen. Aufbruchstimmung ist jedenfalls gut und recht, Pläne zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Sportart sind es ebenso. Aber trotz allem ist es nicht falsch, von Zeit zu Zeit den Status quo zu schätzen und zu konsolidieren. Denn ob das Unihockey in Zukunft mehr TV-Präsenz, mehr Sponsoren und einen Superfinal hat: Es wird immer „fascht e Familie" sein.