03.
08.
2017
International | Autor: Güngerich Etienne

"Nicht leistungsfähig zu sein, ist schlimm"

Mika Kohonen ist eine wahre Unihockeylegende. Der Finne hat seit 1998 für sein Heimatland an allen zehn Weltmeisterschaften teilgenommen und dabei drei Mal Gold gewonnen. Auch mit 40 Jahren gehört er noch zum Nationalteam. Kohonen machte in seiner langen Karriere aber auch schwierige Zeiten durch.

Mika Kohonen denkt noch lange nicht ans Aufhören. (Bild: Erwin Keller)

Mika Kohonen ist der einzige Spieler, der schon an den World Games 1997 teilnahm und auch bei den Spielen 20 Jahre später dabei war. Gegenüber der WM im Dezember in Riga präsentierte sich der Spielmacher in physischer Hinsicht wie verwandelt. Für den internationalen Verband IFF war dies Grund genug, sich mit ihm in Bresslau ausführlich über seine Karriere zu unterhalten. Wir haben für euch das Interview frei übersetzt.

IFF: Mika Kohonen, was sind Ihre Erinnerungen an die World Games 1997 in Lahti?
Mika Kohonen: Ich war damals noch sehr jung und versuchte von den älteren Spielern zu lernen. Wenn ich spielen durfte, gab ich mein Bestes und versuchte, mich ins Team zu spielen, was mir ziemlich gut gelang. Jetzt ist alles anders. Ich bin nicht mehr so nervös, wie als alles neu war und ich noch nicht so viel Erfahrung hatte. Die Sportart ist aber schlussendlich dieselbe geblieben. An meinem Enthusiasmus und meiner Leidenschaft fürs Unihockey hat sich nichts geändert - auch wenn ein paar Sachen rund um den Sport nicht mehr so sind wie früher.

Sie wurden zuletzt ziemlich kritisiert, weil Sie mit 40 Jahren immer noch im Nationalteam spielen. Wie beurteilen Sie ihren Karriereverlauf?
So lange ich jeden Tag trainieren kann, ist für mich alles in Ordnung. Je älter man wird, desto härter muss man an sich arbeiten und seinen Spielstil anpassen. Ich denke, das habe ich bis jetzt - trotz einigen dunklen Jahren, in denen ich kein Licht am Ende des Tunnels sah - ziemlich gut gemacht.

Wird man Sie sogar an den nächsten World Games 2021 in Alabama sehen?
Ich habe immer gesagt: solange ich normal trainieren kann und auf höchstem Niveau für mein Team eine Hilfe bin, werde ich meinen Stock nicht an den Nagel hängen. Aber 2021 ist gerade ein bisschen weit weg. In meinen Träumen blicke ich zuerst auf die WM 2020, die in Finnland ausgetragen wird. Aber wenn die nächsten World Games auch noch möglich sind - wieso nicht.

Vor einigen Jahren litten Sie an Depressionen und sprachen ziemlich offen darüber. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Es war eine Folge von verschiedenen Umständen. Es begann alles mit einer Verletzung, die mich ausser Gefecht setzte. Es nagte sehr an mir, dass ich auf einmal nicht mehr laufen, geschweige denn jeden Tag trainieren konnte. Zuerst kam die Erschöpfung, dann das Burnout und danach die Depression. Wenn ich zurückschaue, war es nicht die Depression, die mir zusetzte, sondern viel mehr der Schmerz darüber, dass ich nicht mehr spielen konnte. Dadurch betrachtete ich mich nicht mehr als Athleten, was für mich ein untragbarer Zustand war. Der Sport und insbesondere Unihockey bedeuten für mich alles. Wenn ich meiner Leidenschaft nicht mehr nachgehen kann, fühle ich mich nicht mehr wohl. Ich habe Respekt davor, wieder einen Rückschlag zu erleiden. Auf der anderen Seite habe ich während der Depression auch viel über mich selber gelernt, was mich wiederum stärker machte.

Seit der WM in Riga haben Sie kurzerhand acht Kilos verloren. Wie ging das?
Die psychischen Probleme hinterliessen auch am Körper ihre Spuren. Dazu kamen die vielen Schmerzmittel, die viel «Abfall» mit sich brachten und sich im Körper festsetzten. Der Gewichtsverlust - so viel Übergewicht hatte ich übrigens gar nicht - hing auch damit zusammen, dass ich ein bisschen anders trainierte. Ich liess in gewisser Weise eine Reinigung über mich ergehen und konnte mich von all dem Gift befreien. In meinem Alter zählt jedes Kilogramm. Ich habe nicht mehr so viele Jahre vor mir, weshalb ich mir und der ganzen Szene nochmals beweisen wollte, dass ich auch in physischer Hinsicht etwas bewegen kann.

In Lahti gehörten Sie noch zu den jüngsten Spielern, heute sind Ihre Mitspieler wesentlich jünger. Wie fühlt sich das für Sie an?
Gut. Ich sehe mich nicht als der alte Mann. Meine Kinder sind auch schon im Teenager-Alter. Ich geniesse das Privileg, mein Leben als Athlet immer noch in der Garderobe verbringen zu können. Manchmal ist es zwar schon etwas komisch, wenn ich bei einem Team-Meeting neben einem Teamkollegen mit Jahrgang 1998 sitze. Dann fühle ich mich für einen kurzen Moment schon etwas alt. Aber was die Einstellung und die Mentalität betrifft, sind wir alle gleich - da macht das Alter keinen Unterschied. Und dass mich die Teamkollegen manchmal mit «Grossvater» ansprechen, gehört auch dazu und ist für mich kein Problem.

Sie gelten als einer der besten Spieler aller Zeiten und geniessen in der Unihockey-Szene einen hervorragenden Ruf. Was aber passiert, wenn Sie den Stock einmal an den Nagel hängen?
Ich habe gelernt, zu akzeptieren, dass meine Karriere schon bald zu Ende gehen könnte. Unihockey wird aber immer ein Teil von mir bleiben, weshalb sicher ist, dass ich der Sportart verbunden bleiben werde. Ich möchte weiterhin etwas für das Unihockey tun - vorerst noch auf höchstem Niveau. Wenn das nicht mehr möglich ist, würde ich gerne den kommenden Stars mit meinen gesammelten Erfahrungen helfen, ihren Weg als Unihockeyspieler zu finden.

Sie spielen nun schon seit über 22 Jahren auf höchstem Niveau. Da blieben Ihnen sicher einige unvergessliche Momente?
Ja, sehr viele sogar. Die meisten Leute denken wohl, dass die schönsten Erinnerungen Siege, Goldmedaillen und Trophäen seien. Ich sage jedoch, dass ich die schönsten Momente mit den Teamkollegen, den Trainern, dem Staff und den Fans erlebte. Man vergisst nie die Freude und Trauer, die man mit ihnen durchmachte. Ein Goldmedaillengewinn ist immer eine einfache Antwort auf die Frage der schönsten Erinnerungen. Schlussendlich sind es aber die unzähligen Leute, die man in einer Karriere antrifft, einem täglich begleiten und mit denen man etliche schöne und traurige Momente erlebt, die einem prägen.

Quelle: floorball.org

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