Bodyguard
Früher hielt Florian Kuchen in Köniz Kaspar Schmocker den Rücken frei, heute macht er das Gleiche beim schwedischen Top-Team Pixbo für WM-All-Star Martin Östholm. Nachder er für die Heim-WM nicht aufgeboten wurde, sieht es für die WM in Schweden besser aus. Nervös gab Florian Kuchen im August 2011 sein erstes Video-Interview für Pixbos hauseigenen Videokanal. Bereits am zweiten Tag wurde der damals 23-Jährige vor die Kamera gezerrt. Er hoffe mit Pixbo «back to the top» zu kommen, radebrechte Kuchen damals, «aber derzeit ist vor allem alles ziemlich neu», gestand er scheu. Fünf Saisons hatte er zuvor in der höchsten Schweizer Liga gespielt und sich vor allem als knallharter Verteidiger einen Namen gemacht. Seine unzimperliche Spielweise wurde bei Köniz hoch geschätzt - einen Jubelschrei sollen dafür einige gegnerische Stürmer ausgestossen haben, als sie die Meldung «Kuchen zu Pixbo» lasen.
Anti-These
«Ich mag Zweikämpfe», gibt der Verteidiger zu, «ich brauche sie, um ins Spiel zu kommen.» Florian Kuchen war so etwas wie das defensive Gewissen der damaligen Könizer Schillerfalter. Wo andere viel mit ihrem Talent machten, musste sich Kuchen vieles erarbeiten. Manche Extra-Trainings habe er in jungen Jahren absolviert, erzählt Kuchen, «aber ich war wohl etwas zu oft Kraftraum», wie er im Rückblick sinniert. Um im Könizer Jargon zu bleiben: Der Kraftwürfel war die „Anti-These" zu Schlaks Emanuel Antener, der den Kraftraum mehr aus Kuchens Erzählungen kannte. Gemeinsam durften die beiden 2008 den ersten Könizer Cupsieg bejubeln, ebenso die erste Playoff-Finalteilnahme.
Im Gegenzug erzählte Antener seinem Copain später von seinen Erfahrungen in Schweden bei AIK Stockholm. Schweden, das war ein lang gehegter Traum Florian Kuchens. Noch nicht, als er mit sechs Jahren am Samstagmorgen erstmals den Unihockeystock in die Hand nahm und danach beim damaligen TLS Köniz unter Christian «Hitsch» Zahnd und dem späteren Mitspieler Jonas Dunkel seine ersten Gehversuche bei den D-Junioren machte. Auch nicht, als er später im Könizer Nachwuchs Medaillen en masse hamsterte. Einen Schritt näher zum «Traumland» machte er jedoch, als er mit 17 Jahren unter René Berliat («ich habe ihm viel zu verdanken, er hat mich immer unterstützt und gepusht») sein NLA-Debüt gab. Noch näher kam er, als er eine der Entdeckungen in der Schweizer Auswahl der Weltmeisterschaft 2010 in Finnland war.
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Bodyguard
Früher hielt Florian Kuchen in Köniz Kaspar Schmocker den Rücken frei, heute macht er das Gleiche beim schwedischen Top-Team Pixbo für WM-All-Star Martin Östholm. Nachder er für die Heim-WM nicht aufgeboten wurde, sieht es für die WM in Schweden besser aus.
Nervös gab Florian Kuchen im August 2011 sein erstes Video-Interview für Pixbos hauseigenen Videokanal. Bereits am zweiten Tag wurde der damals 23-Jährige vor die Kamera gezerrt. Er hoffe mit Pixbo «back to the top» zu kommen, radebrechte Kuchen damals, «aber derzeit ist vor allem alles ziemlich neu», gestand er scheu. Fünf Saisons hatte er zuvor in der höchsten Schweizer Liga gespielt und sich vor allem als knallharter Verteidiger einen Namen gemacht. Seine unzimperliche Spielweise wurde bei Köniz hoch geschätzt - einen Jubelschrei sollen dafür einige gegnerische Stürmer ausgestossen haben, als sie die Meldung «Kuchen zu Pixbo» lasen.
Anti-These
«Ich mag Zweikämpfe», gibt der Verteidiger zu, «ich brauche sie, um ins Spiel zu kommen.» Florian Kuchen war so etwas wie das defensive Gewissen der damaligen Könizer Schillerfalter. Wo andere viel mit ihrem Talent machten, musste sich Kuchen vieles erarbeiten. Manche Extra-Trainings habe er in jungen Jahren absolviert, erzählt Kuchen, «aber ich war wohl etwas zu oft Kraftraum», wie er im Rückblick sinniert. Um im Könizer Jargon zu bleiben: Der Kraftwürfel war die „Anti-These" zu Schlaks Emanuel Antener, der den Kraftraum mehr aus Kuchens Erzählungen kannte. Gemeinsam durften die beiden 2008 den ersten Könizer Cupsieg bejubeln, ebenso die erste Playoff-Finalteilnahme.
Im Gegenzug erzählte Antener seinem Copain später von seinen Erfahrungen in Schweden bei AIK Stockholm. Schweden, das war ein lang gehegter Traum Florian Kuchens. Noch nicht, als er mit sechs Jahren am Samstagmorgen erstmals den Unihockeystock in die Hand nahm und danach beim damaligen TLS Köniz unter Christian «Hitsch» Zahnd und dem späteren Mitspieler Jonas Dunkel seine ersten Gehversuche bei den D-Junioren machte. Auch nicht, als er später im Könizer Nachwuchs Medaillen en masse hamsterte. Einen Schritt näher zum «Traumland» machte er jedoch, als er mit 17 Jahren unter René Berliat («ich habe ihm viel zu verdanken, er hat mich immer unterstützt und gepusht») sein NLA-Debüt gab. Noch näher kam er, als er eine der Entdeckungen in der Schweizer Auswahl der Weltmeisterschaft 2010 in Finnland war.
Konkret wurden die Pläne, als David Jansson seine Arbeit in Köniz startete. Bereits im zweiten Jahr gab ihm der schwedische Coach zu verstehen, dass er interessiert sei, Kuchen Ende Saison mit nach Göteborg zu nehmen. Der ruhige und kompromisslose Verteidiger war ganz nach Janssons Gusto. «Er sagte mir schon früh, dass meine Qualitäten ideal für die schwedische Liga seien», so Kuchen. Den Wechsel musste er sich dennoch erst eingehend überlegen: «Erst wollte ich nicht, um mein Studium zu beenden. Je länger aber die Saison dauerte, desto mehr hatte ich das Gefühl, die Chance packen zu müssen.»
Berg- und Talfahrt
Im Mai 2011 sagte Kuchen zu. Kurze Zeit später drohte der Traum jedoch zu platzen. Im Trainingslager mit der Nationalmannschaft in Magglingen entzündete sich sein Knie - ein sogenanntes «Runner-Knee» bildete sich. Trotz Behandlungen in Magglingen und beim Nati-Arzt blieben die Schmerzen. Acht Wochen lang. An ein geregeltes Sommertraining war nicht zu denken. Es war Marianne Schneider, die Könizer Physiotherapeutin, die ihm den entscheidenden Tipp gab: Die Hüfte war verspannt. Mit Massagen war das Problem nach vier Tagen gelöst.
Kuchen mit Kuchen
So war die erste Zeit in Schweden für Kuchen «verschissen», wie er es heute nennt. «Ich war zwar dabei, konnte aber nicht mitmachen», erinnert er sich. Ohne ein Mannschaftstraining lief er im August mit Pixbo erst am Czech Open in Prag und später am Champy Cup in Chur auf. Mentor Jansson stand zu seinem Wunschspieler und setzte ihn bis Weihnachten im zweiten Block ein. Und die Zweifler in Göteborg verstummten rasch. «Kuchen hat uns alle überrascht», sagte der damalige Innebandymagazinet-Redaktor Sebastian Nurmi.
Die Berg- und Talfahrt war aber noch nicht zu Ende. Im neuen Jahr verstärkten sich die Schmerzen im Fuss. Kuchen biss auf die Zähne und hatte «Glück», dass Pixbo im Frühling 2012 in den Playoff-Halbfinals ausschied. Sehr wenig fehlte bis zu einem Ermüdungsbruch, wurde Kuchen informiert. Schlimmer erwischte es ihn, als er sich Anfang August des gleichen Jahres die Bänder im Fuss riss. Nach der Verletzung wurde er in den dritten Block Pixbos («damals ein klassischer ‚Checker-Block‘, der sich spielerisch deutlich hinter den ersten beiden Formationen bewegte») versetzt. Dies kostete ihn sehr wahrscheinlich die Teilnahme zur Heim-Weltmeisterschaft 2012,
Auferstehung in den Playoffs
Kuchen bewies Nehmerqualitäten und wurde dafür belohnt. In den Playoffs im Frühling vor einem Jahr schlug seine Stunde. Als die Stars Henrik Quist und Martin Östholm verletzt ausfielen, wurde Kuchen in den ersten Block beordert. Im wilden Westküsten-Derby gegen Warberg («Die Stimmung war einmalig, ich habe es geliebt») setzte sich Pixbo ohne die grossen Stars im fünften Spiel in der Verlängerung vor 2200 Zuschauern in der Varberg Sparbankshallen durch. Erst im Halbfinal gegen den nachmaligen Meister Falun «war die Luft draussen», wie Kuchen schmerzlich feststellen musste. «Wir hatten gegen Warberg so viel investiert, dass wir gegen Falun einfach nicht mehr an die vorherigen Leistungen anknüpfen konnten.» Zum dritten Mal in Folge scheiterte Pixbo im Halbfinal.
Die Playoffs gingen, Kuchen blieb. In Göteborg und vor allem im ersten Block. Nach zwei turbulenten Jahren hatte er seinen Platz gefunden: Als Bodyguard neben Martin Östholm, dem wohl «heissesten» Verteidigers Schwedens, der gerade kürzlich in einem Werbevideo mit einem wuchtigen Schuss ein Loch in einen Wassertank schoss. Einem, der drei Tore pro Spiel schiessen und/oder vorbereiten kann, aber auch gerne mal vor lauter Offensivdrang die defensiven Pflichten vergisst.
Da passte Kuchen mit seinen grundschweizerischen Qualitäten wie «Zuverlässigkeit» und «Pflichtbewusstsein» wunderbar zum schwedischen Schillerfalter. Bis auf zwei, drei Spiele vertraute Jansson auf Kuchen als Adjudanten Östholms. Die Rolle des «defensiven Gewissens» kannte Kuchen zudem schon bestens. Bei Köniz hatte er mit Kaspar Schmocker ein ähnliches Tandem gebildet. Das Duo «Holmes & Watson» schaffte es zusammen bis an die WM.
Neue Rolle
Seit August ist es wieder vereint. Nach einer Saison bei Wiler-Ersigen folgte Schmocker seinem einstigen Verteidigungspartner nach Göteborg. Zusammen durften sie aber nur in der Vorbereitung auftreten, in der Meisterschaft pendelte Schmocker zwischen der zweiten und dritten Formation. «Die Konkurrenz ist mittlerweile recht gross», sagt Kuchen, «zu Beginn der Saison wurden zwei Stürmer umfunktioniert, nun stehen acht bis neun Verteidiger im Kader.»
Für Schmocker ist Kuchen der ideale Gehilfe zur Integration in die neue Mannschaft. «Es war und ist lustig zuzuschauen, wie er sich in die Mannschaft einbringt», so Kuchen, der sich köstlich amüsiert, «wenn Chäspu wieder verzweifelt nach Worten sucht.» Mittlerweile ist er in der Rolle des «Schweden», der Neuzugängen hilft. So wie es bei ihm der Grossvater von Mitspieler Emil Julkunen war. «Behördengänge und ähnliches sind zum Verzweifeln, wenn man sich nicht auskennt», musste Kuchen selbst feststellen.