10.
2014
«Wir rennen immer dem Geld nach»
Seit Juni bekleidet Urs Zwinggi bei Frauen-Meister Piranha Chur das Präsidentenamt. Langweilig wird dem 53-jährigen Personalleiter in seinem neuen Nebenamt nicht, wie er im Interivew mit der "Südostschweiz" sagt. Nicht zuletzt, weil ein Sponsor nicht bezahlt.
Südostschweiz: Herr Zwinggi, der Unihockeysport, zumal jener der Frauen, ist ein schwieriges Pflaster. Was ist Ihre Motivation, Piranha Chur zu präsidieren?
Urs Zwinggi: Präsident bin ich, weil es niemand anderes macht. Das klingt böse, ist aber so. Eigentlich war jemand anderes für die Nachfolge von Thomas Handl vorgesehen, doch diese Person sagte kurzfristig ab. Ich bin jetzt im vierten Jahr im Vorstand, meine Tochter Katrin spielt in der ersten Mannschaft, und mich motiviert es zu sehen, was die jungen Frauen jahrein, jahraus leisten. Abgesehen davon ist es ein interessanter Job, Präsident des besten Schweizer Unihockeyklubs zu sein. Wir sind international, haben Spielerinnen aus Tschechien und Finnland im Team. Mich als ehemaligen Volleyballer fasziniert die Dynamik im Unihockeysport ungemein.
Haben Sie eine Vision vor Augen? Wohin soll der Weg von Piranha Chur in der Zukunft führen?
Primär wollen wir das weiterführen, was Thomas Handl in den letzten Jahren aufgebaut hat. Ausserdem wünschen wir uns eine weitere Professionalisierung. Wir sind zwar ein Amateurverein, streben aber trotzdem einen hohen Standard an. Wir wollen sehr nahe ans Profitum herankommen, das fängt beim NLA-Team an und geht hinunter bis zu den C-Juniorinnen.
Das klingt nach einem ständigen Kompromiss zwischen Wunsch und Realität.
Das ist so. Wir rennen immer ein wenig dem Geld nach.
Ist das auch Ihre Hauptaufgabe?
Die Suche nach Sponsoren ist eine grosse Aufgabe. Der Klub steht und fällt mit dem Geld. Wenn wir einen Sponsor hätten, der pro Jahr 100 000 Franken bezahlte, wäre alles wunderbar. Ein solcher ist aber noch nicht in Sicht; wir arbeiten dran. Hinzu kommen ein paar unangenehme Sachen, zum Beispiel ein Sponsor, der nicht bezahlt.
Ein Sponsor, der nicht bezahlt?
Ein Hauptsponsor, der nicht bezahlt. Der uns immer noch einen fünfstelligen Betrag schuldet von letzter Saison. Seit letztem November hat er uns immer wieder vertröstet und versprochen, dass er seinen Verpflichtungen nachkommen wird. Mittlerweile sind wir so weit, dass wir die Firma betreiben.
Das klingt bedrohlich.
Dadurch, dass wir sehr gutmütig waren und tatenlos zugeschaut haben, fehlt das Geld natürlich, das sind gegen 30 000 Franken.
Ist gar die Existenz in Gefahr?
Das nicht. Wir versuchen über alle möglichen Kanäle an neue Mittel zu kommen. Kurzfristig machten wir einen Sponsorenlauf, worüber sich nicht alle Mitglieder freuten. Und womöglich werden wir nicht drumherum kommen, zu unbequemen Massnahmen wie einer Erhöhung des Mitgliederbeitrags zu greifen.
Derzeit engagiert Piranha vier Ausländerinnen. Ist das erstrebenswert, wo doch die Mittel beschränkt sind?
Nein. Vier sind viel, ohne Zweifel. Aber ganz ohne Ausländerinnen wird man nie auskommen. Die Inputs von aussen sind wichtig.
Es sei denn, man schraubt die eigenen Ansprüche herunter. Piranha würde auch ohne Ausländerinnen problemlos in der NLA bestehen.
Das wollen wir nicht. Wir wurden in den letzten fünf Jahren viermal Meister und wollen auch künftig an der Spitze dabei sein, idealerweise mit Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs. Derzeit sind wir in einer Übergangsphase von zwei, drei Jahren. Die aktuellen U17-Juniorinnen machen mir grosse Hoffnung für die Zukunft.
Zeitungsinterview "Die Südostschweiz"
Voneschen Reto
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