03.
2015
Piranha besteht Geduldsprobe
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich Qualifikationssieger Piranha Chur im ersten Spiel der Best-of-5-Halbfinalserie gegen Bern-Burgdorf am Ende doch noch klar durchgesetzt (4:0). Der Berner Beton war allerdings nicht leicht zu knacken.
Zum Auftakt des Halbfinals gelang Lara Heini ein rares Kunststück: Die Torhüterin von Piranha Chur hielt ihren Kasten beim 4:0-Sieg 60 Minuten lang rein. Etwas, das ihr zuvor in der laufenden Meisterschaft trotz teilweise erdrückender Dominanz ihrer Mannschaft noch nicht geglückt ist.Anzunehmen, Heini hätte einen geruhsamen Abend erlebt mit jeder Menge Zeit darüber nachzudenken, was es zu Hause noch alles zu erledigen fürs Studium zu lernen gibt, wäre falsch. Die BWL-Studentin war nämlich auf dem Weg zum 1:0 in der Best-of-5-Halbfinalserie keineswegs beschäftigungslos. Trotz viel Ballbesitz ihrer Vorderleute war Heini des öfteren gefordert, etwa als die Bernerinnen im Startdrittel zu mehreren gefährlichen Kontern ansetzten, oder als die Gegnerinnen im Schlussabschnitt einen Penalty zugesprochen bekamen.
Es war auch keineswegs so, dass Piranha einen lockeren Startsieg einfuhr: 23 Minuten lang rannten die Titelverteidigerinnen erfolglos an, und dies ohne dass es gelungen wäre, vorne wirkliche Torgefahr zu kreieren und hinten gegnerische Konter zu verhindern. Piranhas Präsident Urs Zwinggi konnte eine gewisse Nervosität in der ersten Pause denn auch nicht verbergen. Nicht nur die Churer Spielerinnen und das Trainergespann beschäftigten sich zu diesem Zeitpunkt mit der Frage, wie dieser Berner Abwehrriegel zu knacken ist. Nicht dass sich der Präsident in taktische Belange einschalten wollte. Nein, das nicht, aber Zwinggi meinte: «Für meinen Geschmack kleben wir zu sehr an den Banden aussen.» Womit er nicht unrecht hatte. Zwingende Torchancen erspielten sich die Churerinnen in den ersten 20 Minuten nicht. Oft rollte der Ball flüssig, vorne von Flügel zu Flügel, zum Center, zurück Richtung Mittellinie zur Verteidigerin, wieder nach vorne. Nur: In die gefährliche Zone gelangte der Ball tatsächlich selten, zu selten. «Wir müssten schneller vors Tor ziehen», befand auch Heini.
Vorne bissen sich die Churerinnen also ein Drittel lang die Zähne am Berner Beton aus. Nervös machte den Präsidenten aber vor allem der Umstand, dass die seine Farben zugleich in der Defensive zu viel zuliessen. «Einige Male waren die Bernerinnen sehr gefährlich», befand Zwinggi. Gut, dass im Tor Lara Heini kniete, die Schlimmeres mehr als nur einmal verhinderte. Halbwegs beruhigt war Urs Zwinggi erst unmittelbar vor dem zweiten Pausenpfiff, als das 2:0 fiel. Katrin Zwinggi, seine Tochter behauptete sich vorne in der Ecke, spielte den Ball in die Mitte, wo sich Sonja Putzi im richtigen Moment die nötigen Zentimeter verschafft hatte und einnetzte. Als der Puls in der 44. noch einmal in die Höhe schoss, sorgte Heini mit dem gehaltenen Penalty erneut für Entwarnung. Erst nach Tiia Ukkonens 3:0 in der 56. Minute sei er entspannt gewesen, so Zwinggi.
Lara Heini blieb da gelassener. «Damit ich nervös werde, braucht es viel mehr», liess die unbezwungene Torhüterin nach dem erfolgreichen, aber knorzigen Start in die Halbfinalserie verlauten. Am Ende hatte Manuela Dominioni mit ihrer Prognose im Vorfeld des Play-off-Auftakts recht. Sie hatte prophezeit, dass die Spiele gegen Bern-Burgdorf keine leichten würden, sich Piranha aufgrund seiner Klasse aber durchsetzen würde. Genau so war es gestern. Genau so könnte es auch heute in Bern sein. Es sei denn, die Churerinnen finden mehr und vor allem früher im Spiel Wege zum gegnerischen Tor.
Piranha Chur - Bern-Burgdorf 4:0 (0:0, 2:0, 2:0)
Gewerbliche Berufsschule. - 253 Zuschauer. - SR Hohl/Keel.
Tore: 23. Luomaniemi 1:0 (Penalty). 40. (39:58) Putzi (Zwinggi) 2:0. 56. (55:43) Ukkonen (Marti/Ausschluss Garbare) 3:0. 57. (56:40) Lackova (Putzi/Ausschluss Garbare) 4:0.
Strafen: 1-mal 2 Minuten gegen Piranha Chur, 4-mal 2 Minuten gegen Bern-Burgdorf.
Piranha Chur: Heini; Marti, Sgier; Luomaniemi, Karjalainen; Girelli, Handl; Paschoud; Putzi, Ulber, Zwinggi; Ludwig, Lackova, Ukkonen; Fausch, Gredig, Dominioni.
Bern-Burgdorf: Hornakova; Rudin, Sarah Cattaneo; Häubi, Cina; Krähenbühl, Haldimann; Rudh, Garbare, Wyss; Nadia Cattaneo, Marendaz, Baumgartner; Isjomina, Piotrowska, Hanimann.
Bemerkungen: Piranha Chur ohne Campa, Dellagiovanna. - Pfosten-/Lattenschüsse: 3. Zwinggi. 37. Sgier. 56. Marti. - 44. Heini hält Penalty von Garbare. - 56:20 Time-out Bern-Burgdorf. - 60. Lackova mit Verdacht auf Knieverletzung out. - Heini und Wyss als beste Spielerinnen ausgezeichnet.
Zeitungsbericht "Die Schweiz am Sonntag"