09.
2016
Das grosse Wechseln
Beim UHC Grünenmatt ist in der Saisonpause kein Stein auf dem anderen geblieben, die Mannschaft wurde beinahe komplett ersetzt. Der Verein sah sich zu einem Neustart gezwungen.
Plötzlich war fast niemand mehr da. Ein Spieler nach dem anderen verliess Grünenmatt; es war eine Kettenreaktion, wie sie ein Klub der höchsten Spielklasse kaum verkraften kann. 18 Abgänge verzeichneten die Emmentaler, Sportchef Christof Lüthi sah sich mit einer riesigen Herausforderung konfrontiert. Das war im Frühjahr.
«So genau kann ich mir das nicht erklären», sagt Lüthi heute. Der Abgang von Ligatopskorer Simon Flühmann nach Schweden war absehbar. Für weitere Leistungsträger wie Sandro Aeschbacher oder Christian Beer sei es der richtige Zeitpunkt gewesen, nochmals einen Schritt vorwärts zu machen, wie Lüthi einräumt. Andere wiederum traten aus beruflichen oder schulischen Gründen kürzer, wechselten in tiefere Ligen. «Darunter waren nur wenige Eigengewächse, die mit uns verwurzelt sind», fügt Lüthi hinzu und zeigt damit auf, wie kontrovers die Stellung des UHC Grünenmatt grundsätzlich ist.
Das Emmental ist die Unihockeyhochburg schlechthin. Serienmeister Wiler-Ersigen ist der Primus, die Langnauer Tigers die Nummer zwei. Daneben muss sich Grünenmatt als dritter Emmentaler NLA-Vertreter behaupten, hinzu kommen Vereine in der NLB sowie der 1. Liga. Die Dichte ist enorm, das Einzugsgebiet pro Klub entsprechend klein. Grünenmatt hat es in letzter Zeit stets hervorragend verstanden, aus bescheidenen Mitteln viel herauszuholen. Die Playoffs wurden regelmässig erreicht. Heuer dürfte das kaum möglich sein.
Jüngstes Team der Liga
Sportchef Lüthi hat, unterstützt von weiteren Vorstandsmitgliedern, ganze Arbeit geleistet und ein komplett neues Team zusammengestellt. Angeführt wird es von den erfahrenen Finnen Erik Härkönen und Milka Malkamäki, hinzukommen zwei weniger bekannte Schweden. Zuzüge aus der NLA finden sich aber keine. Die Mehrheit des Kaders kommt aus tieferen Ligen oder von U-21Teams. Unter diesen Voraussetzungen gibt sich Lüthi realistisch: «Wir müssen irgendwie den Ligaerhalt schaffen.»
Die jüngste Mannschaft der Liga (Durchschnittsalter: 22,7 Jahre) besitzt allerdings grosses Entwicklungspotenzial. Der neue Trainer Roman Schrag hat viel Erfahrung im Juniorenbereich, versteht es also, die Entwicklung seiner Spieler zu fördern. «Das Team ist enorm motiviert», sagt er. Seine Equipe besteht aus talentierten Junioren, die bei Grünenmatt erste Erfahrungen in der NLA sammeln, und Rückkehrern, die bereits einmal auf höherem Niveau gespielt haben.
Mehr Stabilität
Das Startprogramm war mit den Gegnern Malans, Wiler-Ersigen und Meister GC happig. Grünenmatt hatte erwartungsgemäss keine Chance, kassierte jeweils zweistellige Niederlagen. Schrag relativiert: «Der Lerneffekt solcher Spiele ist riesig.» Er sei gar froh, kämen die Partien gegen direkte Konkurrenten erst später. Ärgerlicher war indes das Ausscheiden im Cup gegen Erstligist Konolfingen. Das sei aber inzwischen abgehakt, versichert Schrag.
Der Neustart markiert den Beginn eines mehrjährigen Projekts, welches Stabilität und Kontinuität schaffen soll. Die meisten Spieler haben Zweijahresverträge unterschrieben - was zuvor kaum einmal der Fall war. Sportchef Lüthi erhält so mehr Planungssicherheit, womit eine derartige Welle von Abgängen, wie sie Grünenmatt in diesem Jahr erlebt hat, verhindert werden kann.
Quelle: Berner Zeitung, Lukas Siegfried