14.
12.
2001
NLA Männer | Autor: Keller Damian

Härtere Gangart auf Kosten der Attraktivität

Die «junge» Sportart, welche mittlerweile 22200 Lizenzierte zählt, hat auf höchster Stufe seit Beginn dieser Saison an Attraktivität eingebüsst. Dafür verantwortlich sind primär jene Spieler, die Stock und Körper nicht richtig einzusetzen wissen.

Als vor 16 Jahren die erste offizielle Schweizer Unihockey-Meisterschaft stattfand, wurde diese von gut hundert Spielern bestritten. Heute sind es bereits 22'200 Lizenzierte, die in diversen Leistungs- und Altersklassen dem Spiel mit dem gelochten Plastikball frönen. Seit der Übergabe des ersten Meisterpokals hat sich die noch «junge» Sportart innert weniger Jahre von einem Randsport zu einem Breitensport entwickelt. Das Zuschauerinteresse ist gestiegen, werden doch beispielsweise die Heimspiele des Berner NL-A-Teams Wiler-Ersigen durchschnittlich von über 550 Besuchern verfolgt. 1996 duellierten sich die Landesauswahlen der Schweiz und Schwedens vor 3000 Zuschauern in der ausverkauften Berner Wankdorfhalle. Dank kontinuierlichen taktischen und technischen Fortschritten der Akteure gewannen die Partien auf höchster Stufe jährlich an Attraktivität. Diese erfreuliche Tendenz ist jedoch auf diese Saison hin jäh gestoppt worden.

Mangelnde Kraftreserven
In jüngster Zeit haben sich die Spielunterbrüche aufgrund vermehrter Fouls gehäuft; für die Attraktivität der Begegnungen ist diese Entwicklung alles andere als förderlich. «Die Verteidiger werden in der Angriffsauslösung bereits früh gestört, die Stürmer nehmen dabei oft bewusst ein Foul in Kauf», sagt der Berner Jürg Baumgartner, der seit elf Jahren als Schiedsrichter auf höchster Stufe fungiert. Die NL-A-Trainer Björn Söderberg (Wiler-Ersigen) und René Berliat (Floorball Köniz) sind sich einig, dass aufgrund der effektiven Spielzeit besonders in der Schlussphase die Regelverstösse zugenommen haben. «Die Spieler verfügen in den letzten Minuten nicht mehr über genügend Reserven, Stock und Körper regelkonform einzusetzen», meint Wiler-Ersigens Matthias Hofbauer, seines Zeichens NL-A-Topskorer (16 Tore/28 Assists) und somit ein besonders eng «bewachter» Stürmer. Oftmals sei für den verteidigenden Akteur der Stockschlag die letzte Möglichkeit, den Angreifer zu stoppen...

Gefährliche Beinarbeit
Der Stockschlag als finales Hilfsmittel ist gemäss Hofbauer aber auch auf Missverständnisse zurückzuführen: «Gibt ein Trainer die Devise heraus, härter zu spielen, setzen viele Stock und Körper unkontrolliert ein.» In die gleiche Richtung argumentiert Köniz-Trainer Berliat: «Viele Mannschaften, die ,hart' zu spielen meinen, sind sich nicht bewusst, dass sie in erster Linie unfair agieren.» Die hohe Anzahl der Stockschläge sowie andere Regelwidrigkeiten wie beispielsweise die unerlaubte Beinarbeit, die ein grosses Verletzungsrisiko in sich birgt, führen gemäss Beat Moser dazu, dass gegenwärtig «70 Prozent aller NL-A-Partien» auf äusserst mässigem Niveau geführt werden. Die Spielkultur leide unter den zahlreichen Regelverstössen, sagt der Assistenztrainer der Schweizer Nationalmannschaft, welcher die Ansicht vertritt, dass die Qualität der Partien in der höchsten Spielklasse auf diese Saison hin massiv zurückgegangen sei. Moser, der vor einigen Wochen mit der Landesauswahl in Uppsala (Sd) am Founders-Cup teilgenommen hat, gibt zu erkennen, dass in Schweden wesentlich härter, aber auch fairer als in hiesigen Hallen gespielt wird. «Die Skandinavier sind sowohl in technischer als auch in taktischer Hinsicht weiter als die Schweizer», untermauert Björn Söderberg.

Verlierer ist der Zuschauer
Im Hinblick auf diese Saison haben die NL-A-Akteure bezüglich ihren athletischen Fähigkeiten einen grossen Schritt nach vorne getan, was zur Folge hat, dass die Partien schneller geworden sind. Mit dieser physischen Entwicklung nicht Schritt gehalten habe gemäss René Berliat bei vielen Spielern die Technik: «Oft bewegt sich ein Akteur derart flink, dass er nicht mehr in der Lage ist, den Ball zu berechnen, unter Kontrolle zu bringen und einem Kollegen zuzuspielen.» Einen weiteren Grund der gegenwärtigen Entwicklung der Spielkultur sieht Beat Moser in der Tatsache, dass bereits viele Akteure im Elite-Junioren-Alter über einen Stammplatz in einer NL-A-Mannschaft verfügen und nicht schrittweise an die Spitze herangeführt werden. Dass die Attraktivität der Begegnungen unter der gegenwärtig vorherrschenden Spielkultur leidet, ist von vielen Seiten erkannt worden. Das Problem ist damit jedoch keineswegs aus dem Weg geschafft. Es bleibt zu hoffen, dass Massnahmen ergriffen werden, welche ein attraktives Unihockey gewährleisten. Ansonsten drohen die Zuschauerzahlen zu sinken - denn der primäre Verlierer dieser Entwicklung ist ganz klar der Zuschauer.

Geringer «Lerneffekt»
Verhalten sich die Spieler nicht regelkonform, lässt die Vernunft der Hauptakteure einer Unihockeypartie - wie in dieser Saison bereits mehrfach geschehen - zu wünschen übrig, rückt automatisch innert Sekundenbruchteilen das Schiedsrichterduo in den Mittelpunkt des Interesses aller Beteiligten. Letzteren gehören neben Akteuren und Trainern auch die Zuschauer an, welche in erwähntem Fall in nicht selten unangemessenem Ton die umgehende Bestrafung des Fehlbaren fordern.
Aufgrund des gestiegenen Tempos und der grundsätzlich unfairer gewordenen Spielweise (siehe Haupttext) wird es für die Unparteiischen beispielsweise bei Stockschlägen immer schwieriger, Täter sowie Opfer zu erkennen und die Regelwidrigkeiten angemessen zu sanktionieren. Die Rückmeldungen der NL-A-Schiedsrichter hätten klar aufgezeigt, dass das Agressionspotenzial seitens der Akteure binnen eines Jahrs massiv grösser geworden sei, sagt Lukas Gyger, Chef des Ressorts Regeltechnik des nationalen Verbands SUHV. «Diese Tatsache stellt unsere Schiedsrichter vor ein Problem, sollten sie doch einerseits unlautere Angriffe bestrafen und anderseits für einen regen Spielfluss sorgen.» Auffällig sei die Tatsache, dass die Anzahl Fouls insbesondere in Partien mit Beteiligung von leistungsmässig schwächeren Teams stark zugenommen habe, hält Gyger fest. Er ist sich der Attraktivitätsminderung bewusst, welche die gegenwärtige Spielweise zur Folge hat, verweist jedoch nicht zu unrecht auf den Umstand, dass die Beibehaltung oder Einführung einer vernünftigeren Spielkultur nicht zum Aufgabenbereich eines Unparteiischen zählt. Zudem sei der «Lerneffekt» der Akteure oft gering: «Es gibt Spieler, welche die Entscheide kaum wahrnehmen. Dies äussert sich darin, dass sie kurze Zeit später wieder exakt das gleiche Vergehen begehen», sagt Gyger. Bezüglich der gestiegenen Anzahl Regelwidrigkeiten gilt es gemäss Gyger künftig primär jene Täter härter zu bestrafen, die mit ihrer Aktion bewusst eine Verletzung des Gegenspielers in Kauf nehmen. Eine sinnvolle Massnahme, gibt es doch solche Aktionen derzeit mehr als genug.

Quelle: E-Bund
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