01.
2015
«Wir müssen uns alle hinterfragen»
Der Könizer Natispieler Emanuel Antener erlebt grad turbulente Zeiten. Innert drei Tage wurden seine beiden Trainer Petteri Nykky und Tomas Trnavsky frei gestellt. Dazu ist der Filigrantechniker auch noch ausser Gefecht gesetzt. Wir haben nachgefragt.
Emanuel Antener, wir gestatten uns eine profane Einstiegsfrage. Wie geht‘s?
Antener: Danke, grundsätzlich gut. Aber es läuft grad viel dieser Tage...
...du läufst aber grad nicht so viel. Was ist passiert?
Im Training letzte Woche machte ich einen Misstritt. Ich habe wohl etwas zu viel Einsatz gegeben. Nun muss ich leider einige Zeit pausieren. Und ja, es ist zwar der gleiche Fuss, an welchem ich im Sommer verletzt war, aber nein, die neue Verletzung hat nichts mit der alten zu tun. Ich war endlich wieder fitter und einsatzfähiger, dann kam der Misstritt. Ärgerlich.
Was uns halt zur Frage führt: Wie fit warst du an der WM?
Ich war überzeugt, dass ich in dieser Form ein Gewinn für die Mannschaft bin und es möglich war, mit diesem Team etwas zu erreichen.
Wie fällt das Fazit nach der WM aus?
Das WM-Bild ist rückblickend durchwegs negativ ausgefallen. Eine Konsequenz ist mit der Freistellung von Petteri Nykky gezogen worden. Ich möchte aber betonen, dass es nicht nur am Trainer lag. Er trägt sicher eine Mitschuld, aber es war nicht alles schlecht, was er gemacht hat. Auch wir Spieler müssen uns hinterfragen. Wir haben alle nicht das gebracht, was wir erwartet haben. Aber klar, ich verstehe, dass nun Konsequenzen folgen mussten.
Du hättest dir also vorstellen können, dass es mit Nykky weitergeht?
Ich habe ein relativ gutes Vorstellungsvermögen (lacht). Nein, ernsthaft: Er hatte ja einen Vertrag bis 2016, es war geplant, mit ihm weiter zu arbeiten. Aber nach den letzten Entwicklungen, den Leistungen an der WM, der Kritik und der allgemein negativen WM-Bilanz bin ich nicht aus allen Wolken gefallen, als die Mitteilung der Auflösung des Vertrags bekannt wurde.
Du warst einer der wenigen, mit dem er sich oft unterhielt. Hattet ihr noch Kontakt nach der WM?
Es war schon nicht so, dass wir uns jeden Tag WhatsApp-Nachrichten schrieben. Aber am letzten Samstag habe ich ihm ein Mail geschrieben, ihm für seine Arbeit gedankt und alles Gute für die Zukunft gewünscht. In der Antwort tat er dasselbe.
Was lief denn schief an der WM?
Rückblickend gesehen, hat vieles nicht zusammengepasst. Sei es wegen Verletzungen, Comebacks, Formschwächen, den Leistungen in den Linien, dem Powerplay und noch mehr. Der Teamgeist und das soziale Leben an der WM waren in Ordnung, aber auch dort haben wir es nicht geschafft, aufs Finalwochenende hin zu wachsen. Wir haben uns als Team nicht gesteigert, was nötig gewesen wäre, um das Top-Niveau zu erreichen. Dazu machten auch die Trainer keinen brillanten Job. Aber auch wenn sie uns super gecoachet hätten, wäre nicht sicher gewesen, dass wir zumindest Bronze holen. Wir haben alle versagt. Mit seiner Entmachtung sind nun nicht alle Probleme gelöst. Wie gesagt, er trägt seine Mitschuld, er hat seine Mängel, aber auch wir Spieler müssen uns hinterfragen.
Drei Tage später war auch der Klubtrainer weg. Wie habt ihr es erfahren?
Am Montag kam die Mitteilung, dass es abends eine Sondersitzung geben wird. Da konnte man sich seinen Teil schon denken. Die Freistellung kam nicht aus dem Nichts, dass nicht alles rund läuft, haben wir ja auch bemerkt. Als dann der Vollzug gemeldet wurde, fielen wir nicht aus allen Wolken.
Was lief denn schief?
Der erste Kritikpunkt war die Unzufriedenheit des Vereins mit den letzten Resultaten und Leistungen. Wir sind nicht dort, wo wir von unserem Potenzial her sein könnten und sollten. Wir haben, im Durchschnitt gesehen, zu wenige Male wirklich gut gespielt. Es war nicht schlecht, aber zu wenig gut. Es kam Unsicherheit auf, ob wir in dieser Verfassung gute Chancen auf den Superfinal haben würden.
Waren die Erwartungen nach den vielen Rückkehren aus Schweden zu hoch?
Die Erwartungen sind da, das stimmt. In einem «normalen» Jahr hätte es geheissen, wir haben eine schwächere Phase, schauen wir mal, wie's weiter geht. Aber nun sind wir ambitionierter, es hiess, so erfüllen wir die Erwartungen nicht, es muss etwas passieren. Da nicht einzelne Spieler «gespickt» werden konnten, musste der Trainer als schwächstes Glied dran glauben. Aber auch hier möchte ich betonen, dass das Problem mit der Trainerentlassung nicht gelöst ist.
Das tönt wie in der Bundesliga... Was hast du gedacht, als die Mitteilung der Freistellung kam?
Einerseits tat mir Tomas als Mensch sehr leid. Andererseits sind wir Spieler nun gefordert. Der Wechsel kann auch positiv sein. Eine «Jetzt-erst-Recht»-Stimmung war am Montag durchaus spürbar. Nun stehen wir Spieler in der Verantwortung.
Gerade wurde bekannt, dass René Berliat und Sam Dunkel übernehmen. Was sagst du zu dieser Lösung?
Auch hier fielen wir nicht aus allen Wolken, obwohl ich eher Petteri Nykky erwartet hätte (lacht). Unbestritten kennen diese beiden Verein und Mannschaft zur Genüge, um die richtigen Impulse zu setzen. Vorerst fokussieren wir uns aber auf die aktuelle Situation und die Spiele am Wochenende. Das wird Herausforderung genug.