09.
2014
«Wir wollen die Kannibalen sein»
In der letzten Saison wurde Isaac Rosén zum wertvollsten Spieler gewählt. Nun spricht der 28-jährige Schwede von Meister Wiler-Ersigen im Interview mit der "Berner Zeitung" über das Anfang Oktober stattfindende Europacupturnier in Zürich und lässt durchblicken, dass er im Sport keine Kompromisse kennt.
Berner Zeitung: Am Samstag beginnt die Meisterschaft, elf Tage später bereits der Champions-Cup. Ist Wiler-Ersigen schon bereit für neuerliche Grosstaten?
Isaac Rosén: Wir sind dort, wo wir sein müssen - viel weiter als zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr. Damals war der Trainer (Johan Schönbeck; die Red.) neu, damals waren wir Ausländer (Rosén und Tatu Väänänen) neu. In der Qualifikation wuchsen wir zusammen, in den Playoffs spielten wir richtig gut. Nun befinden wir uns schon vor dem Meisterschaftsstart auf hohem Niveau.
Es hat aber neuerlich Wechsel gegeben. Welche Elemente bringt Ihr Landsmann Henrik Olofsson in die Mannschaft?
Sehr viel Kraft und einen starken Willen; er gibt in jedem Training 100 Prozent. Und er kann sehr hart schiessen.
Haben Sie ihm bei der Integration geholfen?
Klar, aber nicht nur ich. Coach Johan Schönbeck ist ebenfalls Schwede, und dann haben wir mit den Hofbauer-Brüdern halbe Schweden, die ihre Sprachkenntnisse gerne auffrischen. Als Schwede hat man es einfach, sich in diesem Klub wohlzufühlen. Henrik und ich wohnen mit unseren Freundinnen in einer Fünfzimmerwohnung. Zuerst fühlte es sich komisch an, mit 28 Jahren mit einem andern Paar unter einem Dach zu leben. Aber es ist eine gute Sache, wir haben viel Spass.
Spass führt oft zum Erfolg - was haben Sie diese Saison für Ziele?
Wir haben drei Chancen, Titel zu gewinnen: den Champions-Cup, den Schweizer Cup und die Meisterschaft. Es mag komisch klingen, aber wir wollen die Kannibalen sein, alle Chancen nutzen.
Im Champions-Cup wird jedoch Falun als Favorit betrachtet...
Das steht ausser Frage. Aber ich spielte früher mit Pixbo oft gegen Falun und hatte nie das Gefühl, chancenlos zu sein.
GC war in den Playoff-Halbfinals ein nahezu ebenbürtiger Widersacher Wiler-Ersigens, nun haben die Zürcher auch noch Kim Nilsson verpflichtet, den begabtesten Stürmer der Gegenwart.
Jeder wird GC auf der Rechnung haben, und über Kims Qualitäten brauchen wir keine Sekunde lang zu diskutieren. Aber im Unihockey gewinnt selten der beste Solist, sondern meistens das stärkste Kollektiv.
Die Sturmreihe mit Adrian Zimmermann, Patrick Mendelin und Ihnen war in den Playoffs die stärkste in der Liga. Worauf beruht die Harmonie?
Wir sind unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Qualitäten, aber wir verstehen und denken die Sportart gleich. Das gilt nicht nur für die Stürmer, sondern auch für die Verteidiger Tatu Väänänen und Lukas Meister.
Apropos Qualitäten: Sie waren als Aggressivleader verpflichtet worden und avancierten in dieser Rolle gleich zum Topskorer. Was darf von Ihnen in der zweiten Saison erwartet werden?
Mal sehen (schmunzelt); ich bin auch etwas überrascht, dass ich so viele Punkte gesammelt habe.
In der Schweiz wurden Sie zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt. Wie stehen Ihre Chancen, im Dezember für Schweden die WM zu bestreiten?
Ich stehe mit dem Nationalcoach in Kontakt. Aber es wird schwierig, in Schweden gibt es viele gute Spieler. Der Champions-Cup ist wohl die letzte Chance, mich aufzudrängen. Ich müsste aber ein sehr gutes Turnier spielen, damit ich im Kandidatenkreis verbleiben würde.
Zeitungsinterview der "Berner Zeitung"