10.
2013
Kapanen lässt lieber Taten sprechen
Für drei Finnen von Alligator Malans ist der Champions Cup in Tampere ein «Heimspiel». Freundlich, aber wortkarg sind sie alle. Lauri Kapanen brach das Schweigen kurzzeitig und verriet, dass zwischen Tampere und Helsinki Welten liegen.
Lauri Kapanen steht am Spielfeldrand und gibt Auskunft. Klingt normal, ist aber speziell. Der Stürmer von Alligator Malans ist ein typischer Vertreter des reservierten Finnen, der bevorzugt Taten sprechen lässt und in der Regel mit Worten geizt. In Tampere ist er nun - ob er will oder nicht - ein gefragter Mann. Er ist am Champions Cup neben Verteidiger Tommi Aro und Trainer Akseli Ahtiainen einer von drei Finnen in den Reihen des Schweizer Vertreters Alligator Malans und damit ein willkommener Interviewpartner für die finnischen Journalisten.
Was der Mann aus Helsinki seinen Landsleuten erzählt, bleibt für uns Schweizer im Dunkeln, zu unergründlich ist die finnische Sprache für unsereiner. Fest steht: Allzu viel hat Kapanen auch auf Finnisch nicht zu sagen. Und auch in seiner Muttersprache spricht er etwa so laut wie viel.
Reserviert, aber freundlich
Verübeln kann man dem bald 28-jährigen finnischen Nationalstürmer seine Reserviertheit nicht. Kapanen beschränkt sich mit seinen Worten zwar auf das Wesentlichste. So wortkarg wie er ist, so freundlich ist er aber auch. Am liebsten hätte er sich schon längst in die Garderobe verkrochen nach dieser 3:6-Niederlage im zweiten Gruppenspiel gegen den finnischen Meister SP Seinäjoki, es ist ihm anzusehen, und doch ist er sichtlich bemüht, auch die letzte aller Fragen zu beantworten.
Kapanen steht also da, unscheinbar und etwas kauzig wirkend mit seinen blonden, struppigen und nicht mehr allzu vielen Haaren und gibt Auskunft, nun auf Englisch. Er sei halt eben «pretty calm» - ziemlich ruhig -, sagt er fast schon entschuldigend. Am meisten spreche von den drei Finnen von Alligator Malans noch Tommi Aro. Aber auch das ist relativ.
«It's really nice to play here in Finnland», sagt Kapanen dann - es sei wirklich schön, hier in Finnland zu spielen. «I really enjoy.» - «Ich geniesse es wirklich.» Und das, obwohl er ja eigentlich aus Helsinki komme und sich darum in Tampere überhaupt nicht auskenne. Zur Erklärung: Das Verhältnis zwischen Tampere und Helsinki sei ungefähr so wie das zwischen Basel und Zürich, schreibt das Portal «unihockey.ch»
Gesprächiger wird Kapanen, wenns um die eigentliche Materie, seinen Sport, geht. Aus dem, wie Seinäjoki gespielt habe, könnten sie lernen, sagt Kapanen. Die blitzartigen Konter, das schnelle Umschalten von Offensive auf Defensive. Es sind Tugenden, vor allem jene in der Vorwärtsbewegung, die in der Schweiz Malans auszeichnen. Die Finnen zeigten den Malansern auf, wie es noch besser, noch schneller geht.
Auf dem Feld ist nicht neben dem Feld
Gänzlich taut Kapanen auf, wenn er einen Stock in die Hände kriegt. Dann tritt er unweigerlich in den Mittelpunkt. Der 1,82 Meter grosse Stürmer wirkt zwar relativ schmächtig - ein Schweizer Kartoffelbauer würde ihn wohl als «Sprenzel» bezeichnen -, wenn er aber am Ball ist, setzt der Goalgetter seinen Körper dermassen gut ein, dass er kaum aufzuhalten ist. In den gut zwei Jahren, die er in der Schweiz für GC und Malans spielte, knackte er bereits die 100-Punkte-Marke, 2012 führte er GC in den Play-off-Final, 2013 wurde er mit Malans Meister.
Zu gerne würde Kapanen bei seinem gefühlten Heimspiel in Tampere auch den Champions-Cup-Pokal in die Höhe stemmen. Gut möglich aber, dass auch der vermeintlich übermächtige schwedische Meister Falun den Malansern heute im Halbfinal Dinge vorführt, von denen sie wiederum lernen können. Gut möglich aber auch, dass Kapanen im nächsten Jahr einen weiteren Anlauf mit den Alligatoren nehmen wird. «Es gefällt mir gut bei Malans. Ich weiss es zwar noch nicht, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass ich noch ein bisschen länger bleibe», sagt er.