02.
2018
Atypisch und erfolgreich
Michal Rybka hat die Langnauer Tigers zurück an die Ligaspitze geführt. Der tschechische Trainer ist Taktikfuchs und Sprachtalent zugleich.
Michal Rybka sagt: «Ich bin kein typischer Tscheche.» Er trinke kein Bier, sei auf sozialen Medien nicht aktiv und deswegen «nicht der beste Freund für tschechische Spieler, die neu hier sind.» Dass sich Neuankömmlinge an den Trainer der Langnauer Tigers wenden, wäre naheliegend. Er kennt die Schweiz und das hiesige Unihockey seit nunmehr 14 Jahren.
2004 wechselte er zum damals B-klassigen Thun. «Ich hatte wenig Motivation, in Tschechien zu bleiben», erinnert sich Rybka. Über Grünenmatt führte sein Weg zu den Langnauer Tigers, wo der Tscheche im Alter von 30 Jahren und nach einer schweren Knieverletzung doch noch zum Debüt in der NLA kam. Danach trainierte er Langenthal-Aarwangen und Sarnen in der NLB.
Früh übt sich...
Rybka ist ein gewiefter Taktiker, der sich schon während seiner Aktivkarriere oft mit Systemfragen auseinandergesetzt hat. Nachdem er sich in der Aufstiegssaison bei Grünenmatt das Kreuzband riss, wirkte er neben seinem Landsmann Tomas Trnavsky als Co-Trainer.
Rybka ist auch einer, dem die Integration leichtfällt - was wesentlich mit seinem Interesse an Sprachen zusammenhängt. «Nach vier Monaten in Thun sprach ich bereits problemlos Deutsch», hält er stolz fest. Und schiebt nach, er würde gerne noch eine zweite Landessprache dazulernen.
Rybka ist ein Kommunikator, gemacht für den Trainerjob. In seiner Heimat wird seine Fachkompetenz geschätzt - während der Unihockey-Weltmeisterschaften fungiert er jeweils als Experte fürs tschechische Fernsehen.
Und seit Beginn dieser Saison leitet Rybka die Geschicke der Tigers. Sportchef Marc Dysli sagt, Rybka habe bereits zu Aktivzeiten viel Einfluss auf die Jungen genommen, sie taktisch weitergebracht. Es handelt sich um den ersten Trainerjob des 37-Jährigen in der NLA, und er hat es geschafft, mit seinem Team die Erwartungen zu übertreffen.
In vergangenen Jahren spielten die Tigers gradliniges Konterunihockey, gingen in den Zweikämpfen hart zur Sache. Heute sind die Emmentaler nicht zahmer, aber flexibler. Rybka will seine Spieler oft in Ballbesitz sehen und mahnte, die Systemanpassungen benötigten Zeit.
Aber die eingespielte Equipe der Tigers brauchte wenig Anlaufzeit. Das Zwischenergebnis: Tabellenrang drei, trotz der 5:9-Niederlage am Samstag in Winterthur. «Ich habe viele positive Sachen gesehen», sagt Rybka.
Der Verein zahlt dem Coach einen Fixlohn aus, daneben hat sich Rybka selbstständig gemacht. Seine Firma bietet Renovationen an Immobilien an. «Ich möchte nicht auf die Stellenvermittlung des Vereins angewiesen sein», sagt Rybka, «ich wollte schon immer selber für meine Jobs schauen, anders als andere.» Rybka ist nicht nur als Tscheche, sondern auch als Unihockeysöldner atypisch.
Quelle: "Berner Zeitung", von Lukas Siegfried. Erschienen am: 23.01.