06.
2011
Bösch schaut zurück (Teil 1)
Klaus Bösch hat letzte Woche die Website unihockey.ch an Damian Keller verkauft. Noch einmal schaut Bösch auf 14 bewegte Jahre von unihockey.ch zurück. In Teil 1 in die Zeit von 1997 bis 2005.
In der letzten Woche übergab Klaus Bösch das Online-Portal an Damian Keller. Geschäftlich - Bösch arbeitete neben der Tätigkeit bei unihockey.ch Online zu 100 Prozent - stehen in Kürze neue Herausforderungen an. Zudem wurde die Zeit für den Betrieb einer Homepage mit der Geburt seiner zwei aufgeweckten Kindern Flurin und Sereina immer knapper.
Der Abschied fiel Klaus Bösch nicht leicht. Beinahe täglich kümmerte er sich um „sein Baby" unihockey.ch. „Ich muss mir nun eine neue Ausrede suchen, wenn meine Frau mich zur Gartenarbeit ruft", sagt Bösch lachend. Unihockey.ch hat der Informatiker selber aufgebaut, bis Ende September steht er dem neuen Inhaber Damian Keller bei technischen Fragen zur Verfügung. Zuerst steht aber ein Time-Out im Sommer an. „Ich brauche etwas Abstand", so der bald 35-jährige Familienvater. In den 14 Jahren oder 5226 Tagen haben sich einige krude Geschichten ereignet. Klaus Bösch hat die besten herausgepickt.
Anfänge
Am 14. Februar 1997 ging unihockey.ch online, damals noch auf einem Server in Kalifornien, da die Preise in der Schweiz noch astronomisch hoch waren. Anfangs war es nur eine Linksammlung, doch bedeutete die Aufschaltung eine Pionierarbeit. Der Schweizer Unihockeyverband hatte damals noch gar keine Website, überhaupt hatten nur zehn bis 20 Schweizer Vereine einen Internet-Auftritt. Bis zum Start der Verbandspage wurde auf unihockey.ch der Resultatservice betrieben. Später einigte sich Klaus Bösch mit der Internetgruppe darauf, dass auf unihockey.ch die vereinsspezifischen Inhalte aufgeschaltet werden und auf floorball.ch die offiziellen Verbandsmeldungen. Speziell war der Europacup 1999. „Ich half damals in der Internetgruppe beim Verband mit und wir realisierten den ersten Live-Resultatservice der Unihockey-Geschichte", erinnert sich Bösch.
Weiterentwicklung
Nach und nach entwickelte sich das Angebot. Das Forum wurde aufgeschaltet, der Marktplatz kam hinzu und auch Presseberichte der Vereine wurden aufgeschaltet. Jedenfalls so lange bis Bösch eine Androhung einer Verzeigung bekam - er hatte vergessen, bei den eingescannten Berichten eine Quellenangabe anzubringen. Von Guttenberg lässt grüssen... 2001 trat Damian Keller unihockey.ch bei und die Page wurde in ein Online-Magazin ausgebaut. Ebenfalls wurde sie einem ersten Relaunch unterzogen. Bis 2007 wurden so die Zugriffszahlen verzehnfacht.
Das erste WM-Turnier
Ein spezielles Erlebnis sind seit jeher die internationalen Anlässe. 2002 ging unihockey.ch erstmals an ein WM-Turnier. „In Helsinki war René Berliat noch mein Zimmerkollege, ich habe ihm damals alles für die spätere Nationaltrainer-Karriere beigebracht", merkt Bösch lachend an. Es war auch die Zeit, als erstmals die mittlerweile berühmt-berüchtigten Splitter aufgeschaltet wurden. Zu später Stunde war die unihockey.ch-Reisegruppe auf dem Heimweg, als bei einer Kreuzung - natürlich völlig unangebracht - Zweifel an Böschs Orientierungssinn entstanden. Ein folgenschwerer Fehler. Auf der Kreuzung lag noch ein Tetrapack Milch und ein vorbeifahrender Automobilist nässte die Reisegruppe mit dem Kuhsaft komplett ein...
Finnisches Wintermärchen
Hautnah war Klaus Bösch auch dabei, als es 2004 zwischen den beiden Trainern Sascha Brendler und Iiro Parviainen rund ging. Die beiden pflegten eine heftige Feindschaft, die am 27. November in einer mittlerweile legendären Rangelei im Kabinengang endete. Nach der Partie konnte nur Brendler interviewt werden, Parviainen war nirgends aufzufinden. „Am nächsten Tag meldete er sich dann per Mail zu Wort und auch seine Version konnte präsentiert werden", erzählt Bösch. Beim Stichwort „Finnen bei WaSa", erinnert sich Bösch noch an eine zweite Begebenheit. Seine Aufnahme der biertrinkenden Joni Niiranen und Lassi Vänttinen bei einem Playoff-Spiel in Maienfeld gefiel einem unihockey.ch-Leser so gut, dass es dieser als Hintergrundbild für seinen PC bestellte...
Gute Zeiten
2004 war auch das Jahr der ersten Leserreise von unihockey.ch. Die als „Trainer-Weiterbildung", deklarierte (böse Zungen sagten „getarnten") Finnland-Reise, endete in einem üblen Nachtclub und die Mehrheit der Teilnehmer schafften die sehr zeitige Abreise (4.30 Uhr) nur mit einem Sprint quer durch die tief verschneite Stadt. Vor der Reise fand noch anfangs Januar im deutschen Weissenfels der schönste Europacup für Klaus Bösch statt. „Ich war alleine dort und meist bis nach dem Nachtessen noch am Laptop. Die Mütter der Dietliker Spielerinnen haben mich aus Mitleid fast schon bemuttert und die Väter haben mich nach Arbeitsschluss mit Schnäpsen beinahe zugedeckt", erinnert sich Bösch lachend.
Technikprobleme
Weniger gute Erinnerungen hat er an den Europacup 2005 in Ostrava. Da das Internet nicht funktionierte, musste er die Texte für den Liveticker via SMS in die Schweiz schicken. Im Hotel reichte das WLAN nur bis zu gewissen Etagen. „So gab es einige lustige Begegnungen mit Spielern und Offiziellen, wenn wir bis tief in die Nacht noch auf den Treppen hockten", so Bösch. In Singapur erlebte Bösch im Sommer dann den ersten WM-Titel einer Schweizer Unihockey-Equipe. Vor dem ersten Spiel war noch Hektik angesagt. „Vor dem Eröffnungsspiel musste ich nochmals zurück in die City, um einen WLAN-Router zu kaufen", erzählt Bösch. So konnte er den Internet-Zugriff vom Pressebüro in die Halle erweitern. Kleines Manko: Das WLAN reichte nur über die ersten beiden Sitzreihen. „So sass ich bei den Spielen immer allein", erzählt Bösch.