102 - Saison 2014/15

Wir sind Superfinal

Der Samstag, 18. April 2015, wird in die Geschichte eingehen. Erstmals werden die Schweizermeister in einem einzelnen Finalspiel ermittelt. Vor grosser Kulisse, in einem würdigen Rahmen und live am TV.

In Schweden wird seit der Saison 2001/02 das „SM-Finalen" ausgetragen. Die Premiere fand vor 4383 Zuschauern im Eishockeystadion Hovet in Stockholm statt. Bereits ab der vierten Austragung waren die Zuschauerzahlen immer fünfstellig, ob im Globen in Stockholm (Rekord: 14'656 Fans) oder in den letzten drei Jahren in Malmö. Und vor allem: Immer war das TV live dabei. Letztes Jahr sechs Stunden am Stück. Die Spitzenklubs monieren zwar, dass sie mit einer Finalserie mehr Einnahmen generieren würden. Aber der breite Konsens bleibt: Von der grossen Showbühne profitiert letztlich die ganze Szene. Auch die Tschechen sind vor zwei Jahren auf diesen Zug aufgesprungen. Schon bei der zweiten Austragung kamen über 10'000 Fans in die Prager O2-Arena. In Finnland wurde die Einführung eines einzelnen Finalspiels mittlerweile ebenfalls beschlossen.

Verschossene Penaltys
In der Schweiz sanken in den letzten Jahren die Zuschauerzahlen in den Finalserien. Das mag zum Teil an der Dominanz Wiler-Ersigens gelegen haben, sicher aber auch an den Infrastrukturen der Finalhallen. Die Finalspiele sollten den Sport von seiner besten Seite zeigen - eine grosse Bühne bieten, Zuschauer, TV und Sponsoren anlocken. Doch viel zu oft ging diesbezüglich in den letzten Jahren etwas „schief". Es wurden quasi reihenweise Penaltys verschossen.
2005 wurde der Schweizermeister an einem Freitagabend um 22.30 Uhr ermittelt - eine für die Medien sehr unglückliche Zeit kurz vor Redaktionsschluss. Die Finalserie zwischen Wiler und den Tigers in der Eishalle Brünnli in Hasle-Rüegsau 2007 war für die anwesenden Zuschauer eine tolle Sache - aber eine Aussenwirkung wurde mit dem Anlass in der Provinz nicht erzielt. 2011 plante das Sportfernsehen eine Live-Übertragung des vierten Spiels zwischen Wiler und Alligator Malans - dazu kam es aber nicht, weil sich Wiler in drei Spielen zum Sieg „sweepte". Die Kameras zeigten dann Bilder aus der sonnenüberfluteten Turnhalle Oberseen vom Frauenfinal zwischen den Red Ants und Piranha, während in Maienfeld der verlegte Sportboden unbenutzt wieder zusammengerollt wurde. Diese Liste liesse sich beliebig fortsetzen.

_{Zwei Duelle, ein Tag - der Superfinal 2015.}

Die Zeit ist reif
In den letzten zwei Jahren kam es zu keinen Events in Eishallen mehr. Die Finalpartien der Männer fanden in den verhältnismässig kleinen Sporthallen Kirchberg, Maienfeld, Biglen und Urtenen-Schönbühl statt - das war einfacher, als in kürzester Zeit mit Hilfe des ganzen Vereins eine Eishalle in eine Unihockeyhalle umzurüsten. Die Folgen waren aber auch klar: Im letzten Frühling sahen nur 1238 Fans, wie Wiler-Ersigen gegen die Tigers zum neunten Mal Meister wurde. In der Eishalle Zuchwil waren es auch schon mal doppelt so viele gewesen.
Die Zeit für den Superfinal ist mehr als reif. Die Schweiz verfügt zwar über keine glamourösen Event-Tempel wie den Globen, die O2-Arena oder die Hartvall-Areena in Helsinki. Aber die Kolping-Arena in Kloten hat an der WM 2004 schon bewiesen, zu was sie taugt und ist seit damals mit einem grossen Video-Würfel ergänzt worden. Es werden über 7000 Fans in der Halle anwesend sein, dazu viele Tausend mehr zu Hause am Bildschirm, weil beide Finalspiele live auf SRF übertragen werden.

Platz für zwei Events
„Die Verantwortlichen von SRF waren sofort begeistert von der Idee, einen Superfinal auszutragen und haben uns von Beginn weg ihre volle Unterstützung zugesagt", sagt Jörg Beer, Chef Marketing bei swiss unihockey. Und dies, nachdem in den letzten Jahren jeweils höchstens ein paar Sekunden von den Meisterschaftsentscheidungen gezeigt wurden. Es ist immer noch der gleiche Sport - aber beim Superfinal weiss man eben Monate im Voraus, wann die Meister erkoren werden, und die TV-Leute können in einer Halle arbeiten, die sie vom Eishockey her in- und auswendig kennen.
Auch die Fans wissen: Sie erleben die Spiele nicht auf Holzbänken oder wackligen Tribünen. Sie sehen Unihockey in einer Event-Arena mit Schalensitzen und einem Videowürfel. Es ist der Tag X, es geht um alles, das will man sehen. Auch deshalb hat noch nie in der Geschichte ein Playoffspiel mehr Zuschauer angezogen als der Cupfinal in der Sporthalle Wankdorf in Bern. Und dass dieser durch den Superfinal nichts von seiner Faszination eingebüsst hat, sah man Ende Februar. Es hat im Kalender zweifellos für zwei grosse Events Platz.

Der Tag X
Es wird wohl noch lange Kritiker geben, die finden, aus sportlicher Sicht sei eine Finalserie fairer. Jörg Beer dazu: „Es wird jenes Team Meister, das auf den Tag genau seine beste Leistung abrufen kann. Jeder Skirennfahrer, jeder Marathonläufer und auch jeder Fussball-Weltmeister kennt nichts anderes als einen Titel in einem Single-Event zu gewinnen." Die Faszination dieses Tages X wird die Fans in ihren Bann ziehen. Dazu werden auch Tragödien gehören - wenn etwa ausgerechnet der grösste Star den Anlass verpasst, sei es wegen einer Verletzung oder einer im Halbfinal eingehandelten Sperre. Solche Dramen kennt man aus anderen Sportarten - Begriffe wie „das Knie der Nation" wurden so geboren. Aber auch das gehört dazu. Einen Zufallsmeister wird es nie geben. Wer dem Team den Titel zuerkennen will, das über die ganze Saison am meisten Punkte geholt hat, müsste konsequenterweise gleich die Playoffs abschaffen und ein System wie in der deutschen Fussball-Bundesliga einführen wollen. Mit der Gefahr, dass der Meister schon Wochen vor dem Saisonende feststeht. Da ist die Variante mit dem Tag X einiges spannender. Dieses Jahr fällt er auf den 18. April.