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Zaugg: "Hätte dem Team gerne mehr geholfen"
Mit den zwei Siegen am Wochenende gegen Norwegen und die Slowakei gelang dem Schweizer Nationalteam die erhoffte Schadensbegrenzung nach dem Viertelfinal-Out. Jan Zaugg blickt dementsprechend mit gemischten Gefühlen zurück auf diese WM 2024.
Im Vergleich zum Spiel am Samstag gegen Norwegen war es gegen die Slowakei ein recht zähes Ringen. Warum war dieser Auftritt nun wieder weniger befreit und unbeschwert?
Jan Zaugg: Die ersten 15 Minuten waren eigentlich nicht schlecht. Das Tor in der letzten Sekunde des ersten Drittels war sehr ärgerlich und danach habe ich das Gefühl, dass wir wieder zu passiv wurden. Wir waren zu wenig mutig, gleichzeitig haben die Slowaken das Tempo aus dem Spiel genommen, als es 2:2 und 3:2 für sie stand. Wir wurden dadurch ungeduldig - das alles war eine etwas gefährliche Mischung.
Was ging euch vor dem heutigen Spiel durch den Kopf? Von Freitag auf Samstag hattet ihr ja kaum Zeit, euch viele Gedanken zu machen, was vielleicht auch förderlich war.
Eigentlich nicht viel - wir haben uns auf uns selber konzentriert. Vor dem Spiel gegen Norwegen war es extrem schwierig, wieder die Motivation zu finden, unmittelbar nach so einem Dämpfer im Viertelfinal. Die grösste Motivation haben wir schlussendlich im Publikum gefunden, das sind unsere Leute, unsere Fans, für sie wollten wir noch einmal alles geben.
In anderen Sportarten wird man nach so einem enttäuschenden Auftritt ausgepfiffen, von daher sehr gut verständlich, dass die Fans eine wichtige Rolle spielten. Waren die World Games auch als Motivation präsent oder ist das noch zu wenig greifbar?
Es wurde natürlich erwähnt und wurde dem Team auch als wichtiges, neues Ziel kommuniziert. Aber die Fans waren die grösste Motivation - auch nach der Niederlage gegen Lettland applaudierten alle, standen am nächsten Morgen unerwartet früh auf und kamen in die kleinere Halle um uns anzufeuern. Das ist nicht hoch genug einzuschätzen.
Die harte Realität dieser WM heisst aktuell: Es gibt eine Top 3 mit Schweden, Finnland und Tschechien und dahinter wird es eng?
Ich schätze es so ein, dass wir einfach Mühe haben gegen diese Nationen wie Norwegen und Lettland, obwohl wir qualitativ eigentlich immer noch besser sein müssten. In den entscheidenden Momenten hat man auch gemerkt, dass mit 12 WM-Neulingen noch etwas Erfahrung fehlt. Das heisst nicht, dass ich uns erfahrenere Spieler aus der Verantwortung nehmen will. Man hat aber gesehen, dass auch andere Teams gegen Lettland oder Deutschland Mühe hatten. Uns fehlte diesmal einfach ein Quäntchen - Glück ist wohl das falsche Wort, aber es fehlte ein kleines bisschen etwas, um dieses Spiel im Viertelfinal zu gewinnen. Dies fehlte uns eigentlich über die gesamte Woche.
Welche mentalen Faktoren spielten da mit rein? Oftmals wirkte das Spiel verkrampft, gehemmt, nur am Samstag gegen Norwegen war es plötzlich ganz anders.
Das ist schwierig zu sagen. Ich kann es eigentlich nur aus meiner Perspektive sagen, und ich habe es nicht wesentlich anders empfunden als an anderen Weltmeisterschaften. Es gab viele enge Phasen, und in denen hätte ich dem Team auch gerne mehr geholfen. Ich hätte das Spiel gerne noch mehr an mich gerissen, um einen entscheidenden Beitrag zu leisten. Dies gelang mir und anderen nicht wie gewünscht, und darum stehen wir alle zusammen in der Verantwortung.
Von aussen hatte man das Gefühl: ihr hattet oft Angst, etwas falsch zu machen. War das so? Nur am Samstag gegen Norwegen hatte man das Gefühl: Fehler sind grundsätzlich erlaubt.
Auch hier kann ich nur für mich selber sprechen, ich kann nicht in die Teamkollegen hineinschauen. Von aussen kam es mir tatsächlich auch vor, dass wir zu häufig zu ängstlich waren. Als es dann plötzlich um etwas weniger ging, funktionierte es plötzlich. So gesehen haben wir sicher an Erfahrung gewonnen und hoffen, dass es nächstes Mal nicht mehr so sein wird.
Was muss bis in zwei Jahren passieren, damit die Schweiz unter die Top 4 zurückkehrt?
Wir wissen, dass wir an vielen Sachen noch arbeiten müssen. Kurz nach dem Turnier ist es schwierig zu beurteilen, was nun genau unternommen werden muss. Ich bin aber der Meinung, dass in den 20 Leuten, die hier waren, sehr viel Qualität steckt, eigentlich mehr als bei den Nationen, die bisher immer hinter uns waren und gegen die wir uns hier schwer taten. Ich denke auch nicht, dass wir alles falsch machen - direkt vor und hinter uns in der Weltrangliste wird einfach auch hart gearbeitet. Es wird überall hart gearbeitet. Wir müssen dran bleiben und ich befürchte nicht, dass wir jetzt noch weiter zurückfallen werden.