30.
01.
2015
NLA Männer | Autor: Schneeberger Jonas (SO)

Erfolgscoach mit Kanten

Thomas Berger ist ein erfolgreicher und angesehener Unihockey-Trainer. Trotzdem wollten ihn der Reihe nach Malans, Wiler-Ersigen und nun Chur Unihockey nicht mehr als Chef ihrer NLA-Equipe. Liegt es am Naturell des ungemein ehrgeizigen, unbequemen Jeninsers?

Erfolgscoach mit Kanten Engagiert: Thomas Berger im Element hinter der Churer Bande (Bild Erwin Keller)

Der Entscheid steht also, und dies offenbar schon seit Längerem: Chur Unihockey will Thomas Berger nicht weiter als Trainer seiner NLA-Equipe, Ende Saison muss der Jeninser als Chef abtreten - obwohl das Team sportlich so gut dasteht wie noch nie seit der Fusion vor elf Jahren, trotz klarer Aufwärtstendenz, trotz klar sichtbarer sportlicher Entwicklung in den vier Jahren unter ihm. Offenbar wünschen sich Teile der Mannschaft (und des Vorstands?) nach vier Jahren einen neuen Trainer, weshalb der Klub seinen aktuellen NLA-Cheftrainer und Nachwuchsverantwortlichen nur noch im Nachwuchs weiterbeschäftigen will.

Thomas Berger ist, gelinde gesagt, «not amused». Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich auf die Sachlage einzustellen. Ergo prüft er derzeit seine Optionen. «Ich würde gerne NLA-Trainer bleiben», sagt er, allerdings präsentiere sich die Lage diffizil. Andere mögliche Tätigkeiten schliesst Berger deshalb nicht aus.

Zwar wünschen oder wünschten sich Bergers Ex-Klubs Wiler-Ersigen und Alligator Malans dem Vernehmen nach ihren einstigen Meistercoach zurück. Doch beide woll(t)en (Wiler) ihn nicht als Chef der Fanionteams, sondern als Nachwuchsverantwortlichen. Im Wissen, dass Berger auch ein vorzüglicher Ausbildner ist.

Aber warum wollen ihn seine Ex-Klubs nicht als Chef zurück? Nun, es gibt beiderorts mehrere Gründe: Sowohl in Malans als auch bei Wiler-Ersigen hat sich das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer mit den Jahren abgenützt. «Nach so langer Zeit ist das völlig normal», findet Berger nicht zu Unrecht. Immerhin war er je acht Jahre für Wiler und Malans tätig - eine für einen Trainer überdurchschnittlich lange Zeitspanne.

Gnadenlos direkt
Aber Bergers Naturell dürfte den Abnützungsprozess in der Endphase beschleunigt haben. Der ehrgeizige Coach machte die Teams erfolgreich, aber er forderte auch enorm viel - «120 Prozent», sagt einer, der ihn kennt. Das kann ziemlich anstrengend werden für alle um Berger herum.

Thomas Berger ist gnadenlos offen, ehrlich und direkt. Zu den Spielern, zum Staff, zum Vorstand im Klub. Berger sagt, was ihm nicht passt. Bei ihm weiss jeder, wo er steht. Und manche stehen unten. Passt ihm etwas nicht, kann Berger sehr unangenehm werden. Er habe einen dicken Schädel, sei ein sturer Hund, sagen ehemalige Weggefährten.

Dinge, die den Trainervulkan erbeben lassen, gibt es viele bei Chur Unihockey. Seit der einstige U19-Nationaltrainer vom Serienmeister Wiler-Ersigen zu Chur gestossen ist, muss er Kompromisse eingehen, noch mehr als bei den Topklubs, bei denen er früher tätig war. Berger wünscht sich teure Verstärkungsspieler, der Klub hat die nötigen Mittel nicht. Berger wünscht sich mehr Professionalität im Klub, der Klub hat das Personal dazu nicht. Berger wünscht sich mehr Professionalität von den Spielern, nicht alle ziehen mit. Die einen können aus beruflichen oder familiären Gründen nicht, andere wollen nicht, verharren lieber in der Komfortzone.

Hinter der Bande von Chur Unihockey wirkte Berger zusehends desillusioniert. Bei seiner Ankunft vor vier Jahren sprach er von einem fruchtbaren Boden, den er vortreffe. Inzwischen glaubt er, er säe in einer Wüste - was er auch ausspricht, mit einer Offenheit, die anecken kann.

Ständiger Kompromiss
In Chur musste der Meistercoach nach Jahren des Erfolgs öfter als Geschlagener vom Feld. Es soll ja auch glückliche Verlierer geben, solche, die in Niederlagen das Positive sehen. Thomas Berger gehört nicht dazu. «Wenn es nicht nach Wunsch läuft, verfalle ich viel zu schnell und viel zu oft in eine Negativspirale», sagte er einmal über sich.

Regelmässige Matchbesucher und die Spieler wissen, wie ungeniessbar Berger in Phasen des Misserfolgs werden kann. Er flucht, verwirft die Hände, im Extremfall verzieht er sich in den Geräteraum hinter der Spielerbank. Nicht gerade erbauliche Signale, die er in diesen Momenten an sein Team aussendet.

Ein Besessener
Man hängt es ihm als negative Eigenschaft an. Man kann es aber auch als positive sehen: Der Noch-Trainer von Chur Unihockey trägt das Herz auf der Zunge. Und wie es in seinem Inneren aussieht, lässt sich meist auch an seiner Körpersprache ablesen. Thomas Berger sagt, was er denkt, und zeigt, was er fühlt. Er lebt vor, was er sich von seiner Mannschaft wünscht: Den unbedingten Siegeswillen, dieses Auf-gar-keinen-Fall-verlieren-wollen. Die Besessenheit, alles für den Erfolg zu tun. Die Besessenheit, mit aller Macht das Maximum anzustreben. Wenn Thomas Berger da hinter der Spielerbank steht und flucht und den Kopf schüttelt, dann zeigt das, wie unbedingt er gewinnen will.

Dafür respektieren ihn in Unihockeykreisen alle. Aber nicht mehr alle schätzen ihn. Sein Ehrgeiz mit all seinen Facetten, den unbequemen Nebenerscheinungen, ist wohl mit die Eigenschaft, die ihm auch in Chur zum Verhängnis wurde - obwohl Chur dank seinem vierjährigen Wirken sportlich so gut dasteht, wie noch nie seit der Fusion vor elf Jahren. Trotz klarer Aufwärtstendenz, trotz klar sichtbarer sportlicher Entwicklung in den vier Jahren unter ihm.

Zeitungsbericht "Die Südostschweiz"

Fredy 178.199.7.82

10:16:33
31. 01. 2015
Einer der Gründe wieso die Schweiz nicht wirklich weiterkommt im Unihockey. Es müsste mehr Typen wie Thomas Berger geben. Direkt, fordernd und selten zufrieden. Ich ziehe den Hut vor solchen Typen.

Crocodile Dundee 84.73.217.16

16:04:15
30. 01. 2015
Wohl eher der ehemalige U19 Nationaltrainer!
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