Aktuell
Die Wucht aus dem Seeland
Alles begann mit einem Zettel im Briefkasten der Familie Hermle in Port. Die frisch lancierten Youngsharks Port suchten Kids, die Interesse an einem Unihockeytraining haben. David Hermle, noch keine fünf Jahre alt, hatte Interesse und ging hin. Er traf dort am 21. Januar 2009, im allerersten Training der Youngsharks, auf den Initianten des Projekts, Robert Martinjas und dessen Sohn Jamie. Die erste Gruppe von sechs Kids wuchs schnell an. Ein Noël Greber stiess dazu, Ella-Fée Greber, Nino Bühler und weitere. Was damals niemand ahnen konnte: Hermle, Greber und Bühler spielen heute gemeinsam für Floorball Köniz Bern, Jamie Martinjas für den SV Wiler-Ersigen, Torhüterin Ella-Fée Greber für die Wizards. Ihre bei den Sharks gefasste Rückennummer 29 trägt sie bis heute. Robert Martinjas kümmert sich weiterhin um die Youngsharks und wirkt als Assistenztrainer bei Wilers U18-Junioren. Was aus David Hermle ohne diesen Zettel im Briefkasten wohl geworden wäre? Trotz Wohnort an der Aare und dem Bielersee sicher kein Schwimmer. „Ich war nie eine Wasserratte", verrät er lachend. Tennis wäre eine Variante gewesen, der Sport seines Vaters. David zeigte sich mit dem Racket sehr talentiert, setzte ab dem zwölften Altersjahr aber ganz aufs Unihockey - und Vater Matthias engagiert sich heute im Vorstand von Floorball Köniz Bern.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Show- statt Heubühne
Janine Thomi will als Stammspielerin dazu beitragen, dass Skorpion Emmental endlich den ersten Titel einfährt. Die Mobiliar zieht als flexible Arbeitgeberin mit.
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Senkrechtstarter
Mit 16 Jahren wechselte Tomas Hanak vom Eis- zum Unihockey, zwei Jahre später war er U19-Weltmeister. Mit Tatran holte er in zwei Saisons vier Goldmedaillen. Eine solche will er auch in Malmö.
Artikel lesenMit 16 Jahren wechselte Tomas Hanak vom Eis- zum Unihockey, zwei Jahre später war er U19-Weltmeister. Mit Tatran holte er in zwei Saisons vier Goldmedaillen. Eine solche will er auch in Malmö.
Tschechiens U19-Nationaltrainer Jaroslav Berka runzelt die Stirn, als er im Herbst 2020 viele Nachrichten und Anrufe von Tomas Janecek erhält. Janecek ist Trainer der Black Angels, einem Prager Mittelfeldteam der höchsten Liga. Es geht um Tomas Hanak. „Den musst du unbedingt für die nächste U19-WM aufbieten", lautet die Botschaft, immer wieder. Das Problem: Die Kampagne für die Heim-WM 2021 läuft längst und Tschechien hat nach dem ersten Junioren-Weltmeistertitel 2019 eine starke Equipe beisammen, die in Brünn den Titel verteidigen will. Und wer ist schon Tomas Hanak? Erst mit 16 wechselte dieser vom Eishockey zum Unihockey, mit 17 debütierte er im Herbst 2019 in der zweithöchsten Liga bei Budejovice und bestritt per Doppellizenz einige Einsätze für die Black Angels. Dass er in der Saison 2020/21, der ersten kompletten Spielzeit in der Extraliga, in 30 Spielen 50 Punkte liefern wird, weiss zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Oder nur Janecek.
Als Berka dem Drängen nachgibt und Hanak für ein Camp aufbietet, folgt ein Problem. Wenige Tage vor dem Einrücken liefert ein Corona-Test ein positives Ergebnis. Das Camp fällt für den Stürmer ins Wasser. Wenige Tage später, Symptome zeigt er nie, ist der Test negativ. Hanak bestreitet statt dem Camp in der Liga eine Doppelrunde mit den Black Angels, was für Aufruhr sorgt. Erst im Juli 2021, weniger als zwei Monate vor der WM, klappt es. Tomas Hanak kommt gegen die Slowakei und die Schweiz zu zwei Test-Länderspielen, überzeugt und schafft den Cut. Im August feiert er den WM-Titel.
Goldregen mit Tatran
Es folgte eine zweite Extraliga-Saison mit den Black Angels mit erneut 50 Skorerpunkten. Nebenbei bestritt Hanak auch noch zwölf Partien mit seinen alten Kumpels von Budejovice und kam so auf 44 Meisterschaftspartien. Die freundschaftlichen Bande waren mit ein Grund gewesen, mit 16 Jahren dem leistungsmässig betriebenen Eishockey auf der höchsten Juniorenstufe den Rücken zu kehren. „Meine Eltern träumten fast mehr von einer NHL-Karriere als ich", sagt Hanak lachend. „Sie sagten immer, ich habe so glücklich ausgesehen, als ich schon als 2-Jähriger auf den Eis war. Als ich von heute auf morgen aufhörte, war es ein Schock für sie." Aber Hanak fühlte sich im Unihockey wohler und wollte auch der Schule sowie später dem Studium genug Platz geben.
Im Sommer 2022 wechselte er zu Tatran Stresovice. Mit besseren Mitspielern schossen die Skorerpunkte noch weiter in die Höhe. Deren 67 lieferte er in der ersten Saison in 35 Partien ab (dazu weitere 15 in neun Partien für Budejovice), in der letzten Saison waren es gar 74 in 34 Partien. Darunter der entscheidende Treffer in der Verlängerung des Superfinals gegen Mlada Boleslav. Auch im Final des Champions Cup gegen Falun leitete er mit seinem Treffer zum 5:2 den Sieg Tatrans ein. Fünf Jahre nach dem Einstieg ins Unihockeygeschäft kann sich der 22-Jährige damit U19-Weltmeister, zweifacher Landesmeister, Cupsieger und Champions-Cup-Sieger nennen. Eine anständige Bilanz.
Er lernt auch Griechisch
Neben dem Platz schreitet Tomas Hanak genauso zielstrebig voran. Er studiert Geo-Politik und kann sich vorstellen, als Politiker Karriere zu machen. Die erste Stunde des Gesprächs dreht sich um Trump, Putin, die 300'000 Ukrainer in Tschechien, den nahen Osten, das Thema Energie. Die Schweizer Rütliwiese ist ihm ein Begriff, der weltweit wachsende Populismus besorgt ihn. Hanak, der künftige Aussenminister?
Er ist von Winston Churchill beeindruckt, da dieser im Zweiten Weltkrieg die Engländer motivierte, niemals den Widerstand aufzugeben. Er verschlingt Bücher, die ihm Wissen vermitteln - Romane sind nicht sein Ding. Neben Englisch und Deutsch (versteht er gut) lernt er auch Griechisch. Weil er für sein Studium eine dritte Fremdsprache braucht und er dachte, das andere Alphabet könne ihm nützen. Seine Ambitionen im beruflichen Bereich könnten dazu führen, dass er ein Engagement in der SSL oder UPL nicht oder nur kurz in Betracht ziehen wird. „In Schweden oder der Schweiz kann ich ja nicht Politiker werden", sagt er.
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Inhalt
Kurznews
Schöne Bescherung in Thun, Fusion in Chur, neuer Boden in Winterthur, Krupnovas Abschied in Tschechien. Dazu wird gut gebrüllt.
Die Wucht aus dem Seeland
Eben noch ein Star an der U19-WM, jetzt schon an der A-WM in Malmö. Wenn David Hermle seine 92 Kilogramm in Zweikämpfe und Schüsse wirft, passiert etwas.
David Hermle reist als einer von zwölf Rookies an die WM. (Foto: Fabian Trees)
Als Underdog nach Malmö
Nach zwei Weltmeisterschaften ohne Medaille und mit zwölf Rookies im Aufgebot reist die Schweizer Nationalmannschaft als Aussenseiter nach Schweden. Das kann eine Chance sein.
Johan Schönbeck im Talk
Dem Nationaltrainer war beim Amtsantritt klar, dass es einen grossen Umbruch geben wird.
Geschichte und Geschichten
Zum vierten Mal richtet Schweden die A-WM der Männer aus. Die bisherigen Turniere boten viel Gesprächsstoff, Malmö schrieb die erste Geschichte schon vor Turnierbeginn.
Armenia Calling
Unihockey für Strassenkinder mit einem Einsatz in der ehemaligen Sowjetrepublik Armenien. Ein Erlebnisbericht.
Unihockey für Strassenkinder leistete einen Einsatz in Armenien.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Frida Nordmark (Riders) und Micha Strohl (Tigers) kurz persönlich.
Show- statt Heubühne
Janine Thomi will als Stammspielerin dazu beitragen, dass Skorpion Emmental endlich den ersten Titel einfährt. Die Mobiliar zieht als flexible Arbeitgeberin mit.
Titanen und Olympier
Kurz vor Halbzeit der Regular Season in der 1. Liga Kleinfeld der Männer ist es Zeit für eine aufschlussreiche Zwischenbilanz.
Wehntal steht im Ligacup-Halbfinal. (Foto: Damian Keller)
Kolumne
Viel Respekt und coole Socken.
Wechselbad der Gefühle
An der Frauen-EFT im tschechischen Kurort Karlsbad tauchte die A-Nati dreimal, die U19 gewann das Turnier.
Siegreiche U19-Nati in Tschechien. (Foto: Cesky Florbal)
Senkrechtstarter
Erst mit 16 Jahren wechselte Tomas Hanak vom Eis- zum Unihockey, zwei Jahre später war er U19-Weltmeister. Mit Tatran holte er in zwei Saisons vier Goldmedaillen. Eine solche will er auch in Malmö.
Im besten Team der Welt
Die Schweizer Nationalspielerin Linn Larsson ist nach dem Wechsel von den Jets zu Thorengruppen in die SSL voll in ihrem Element. Eine Bestandesaufnahme.
Linn Larsson steht im Champions-Cup-Final. (Foto: IFF)
Schweden will Hattrick
Vor zwei Jahren liessen die schwedischen Nationaltrainer ihr Spieler bezüglich WM-Aufgebot bis zur letzten Sekunde im Ungewissen. Diesmal folterten sie ihre Cracks anders.