Grande Wiler
Das Strahlen von Daniel Streit zog sich von einem Ohrläppchen zum anderen. Ein «geiler Meistertitel» sei dies, meinte Wilers-Torhüter im Pulk von feiernden Fans und Mitspielern nach dem 8:4 Sieg im vierten Spiel in der Düdinger Eishalle. Viermal wurde Wiler-Ersigen bereits Schweizer Unihockeymeister nach dem ersten Titel 2004 ist der diesjährige aber der wichtigste in der Clubhistorie. Artikel lesen
Grande Wiler
Der neue und alte Meister heisst SV Wiler-Ersigen. Im Finale entzauberte der SVWE Kantonsrivale Floorball Köniz in überzeugender Manier.
TEXT: Reto Voneschen
FOTOS: unihockey.ch
Das Strahlen von Daniel Streit zog sich von einem Ohrläppchen zum anderen. Ein «geiler Meistertitel» sei dies, meinte Wilers-Torhüter im Pulk von feiernden Fans und Mitspielern nach dem 8:4 Sieg im vierten Spiel in der Düdinger Eishalle. Viermal wurde Wiler-Ersigen bereits Schweizer Unihockeymeister nach dem ersten Titel 2004 ist der diesjährige aber der wichtigste in der Clubhistorie. Zwar starteten die Berner im Jahr 1 nach Matthias und Christoph Hofbauer als Favorit in die Meisterschaft, doch wurden Köniz, Langnau und Malans fast genau gleiche Titelchancen eingeräumt.
Grosse Genugtuung
Doch im Gegensatz zur Konkurrenz steigerte sich Wiler-Ersigen in den entscheidenden Momenten. Mit 3:1 Siegen im Halbfinale gegen die Grasshoppers und nochmals 3:1 im Finale krönten die Berner eine Saison, welche nach dem schwachen Auftritt am EuroFloorball Cup im finnischen Vantaa (nur 6. Rang) und der Niederlage im Cupfinal resultatmässig bereits missglückt schien. Und dass der Titel ohne die Gebrüder Hofbauer zustande kam, ist wohl eine besondere Genugtuung. Keine Spur jedenfalls von «routinierter Meisterfeier» im Anschluss an das letzte Spiel flogen die Fetzen.
Den Schalter gefunden
Angefangen hatten die Finalplayoffs für Wiler-Ersigen unglücklich. Im Heimspiel in Kirchberg führte Wiler zwar dreimal in der Verlängerung schaffte Köniz jedoch dank des 4:3 Treffers von Daniel Calebsson das Break. Die Niederlage hatte aber wie in den Halbfinals eine aufschreckende Wirkung im SVWE-Lager. «Der Schalter ist gekippt und wir fanden unsere Lockerheit wieder», stellte Verteidiger Simon Bichsel fest. Gleich im nächsten Spiel glich Wiler-Ersigen mit dem 6:3 die Serie wieder aus. Wie später auch in Spiel 3 nutzten sie die Fehler in der Könizer Abwehr gnadenlos aus. 5:0 führten sie im Auswärtsspiel in Wünnewil nach 33 Minuten, Köniz war bis zu diesem Zeitpunkt vorgeführt worden. 4:1 hiess es in der 50. Minute des dritten Spiels in Kirchberg. Köniz versuchte jeweils zu reagieren, blieb aber meist in der Wiler-Abwehr hängen. 7:2 ging die dritte Partie zu Gunsten des Titelverteidigers aus.
Krähenbühl wie immer
Das Meisterstück gelang dann in der proppenvollen Eishalle in Düdingen. Nach einem 1:1 im Startdrittel entschied Wiler das Mitteldrittel gleich mit 4:1 für sich. Vor allem Manuel Zingg legte mit zwei Toren eine schöne Visitenkarte seiner Torgefährlichkeit bei seinem nächstjährigen Verein ab. Und so sehr sich Köniz auch bemühte auf mehr als zwei Tore konnten sie den Rückstand nicht verkürzen. Mit zwei Empty-Nettern schloss Joel Krähenbühl die Meistersaison ab. Kein Zufall bereits 2005 und 2007 hiess der Schütze des letzten Wiler-Treffers Krähenbühl. Und als weitere Parallele: Zum dritten Mal nacheinander feierten die Grün-Weissen ihren Titel auswärts. Nur die Premiere ging in der Zuchwiler Eishalle von statten.
Zur Einheit gewachsen
Der Schlüssel zum diesjährigen Triumpf liegt zwei Jahre zurück. In der vorher erwähnten Eishalle schnappte sich Alligator Malans damals den sicher geglaubten Titel. «Wiler-Ersigen hat eine gute Mannschaft, wir waren aber eine Mannschaft», höhnte Starcenter Esa Jussila über die Unterschiede der damaligen Finalisten. Der Lehrblätz zog seine Wirkung bis in diesen Frühling nach. «Wir wussten alle, was passieren würde, wenn wir nicht zusammenstehen», erinnerte sich auch Goalie Streit an die Vorkommnisse vor zwei Jahren. Eine Einheit wurde Wiler-Ersigen denn auch in dieser Saison. Nur so konnten die Lücken, welche die Hofbauer-Brüder hinterlassen hatten, geschlossen werden. Aufgefangen wurde sie auch durch andere Mittel. Statt totaler hiess es nun kontrollierte Offensive noch nie stand eine Meistermannschaft Wilers so stark in der Abwehr.
Chef Punkari
Das verlorene Endspiel vor zwei Jahren hatte auch einen anderen entscheidenden Vorteil. Da keine Meisterprämien und Europacupkosten anstanden, öffneten die Verantwortlichen das «Kriegskässeli» und holten mit Vesa Punkari einen der weltbesten Verteidiger ins Unteremmental. Der Finne war denn auch eine der wichtigsten Figuren im Meisterpuzzle. Nur schon mit seinem furchterregenden Check gegen Daniel Calebsson in Partie 1 stellte er klar, wer Chef im Rink war. Und selbst sein Ausfall in der vierten Partie hatte positive Auswirkungen auf die Mannschaft: Noch einmal stand diese zusammen und füllte auch diese Lücke. Vor allem Michael Flury machte mit seinen drei Treffern sich selbst gleich das schönste Geschenk zum Karriereabschluss. Neben ihm gilt es auch Punkari (im Gespräch bei G-Koovee, dem Fusionsverein aus Gunners und 1. Divisionär Koovee in Tampere, wohin es auch Nati-Goalie Pekka Nieminen ziehen wird) und Captain Adrian Schild in der Abwehr zu ersetzen.
Kehrt Gerber in die Nati zurück?
Weitere wichtige Figuren waren auch Olle Thorsell und Roger Gerber. Der schwedische Verteidiger blieb in der Finalserie praktisch fehlerlos und zermürbte seine Landsmänner Calebsson und Blomberg Mal um Mal in den Zweikämpfen mit seiner überlegenen Schnelligkeit. Schade hat der Mann von der Ferieninsel Öland bereits für die schwedische Nationalmannschaft gespielt mit seinem Stil würde er viel besser in die Schweizer- denn in die Tre-Kronor-Auswahl passen.
Der Schweizer Nati würde auch Roger Gerber gut tun. Der Aarwangener Center blühte in den entscheidenden Spielen wieder mächtig auf, seine Pässe durch die eigenen Beine sind für alle neutralen Zuschauer ein Genuss. In seiner ersten Saison als nominell erster Mittelstürmer bildete er mit Krähenbühl und dem vifen Dave Wittwer die gefährlichste Angriffsformation. Und mit einem Naticomeback sieht es ebenfalls gut aus. «Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, es sieht wohl danach aus, dass er an der WM im Dezember dabei ist», freut sich nicht nur Nationaltrainer Peter Düggeli. Bei den Länderspielen in Dänemark fehlte er den Eidgenossen hingegen noch.
Unglückliche ABC-Schützen
Nati-Assistent René Berliat war nach den Finalspielen weniger gut aufgelegt. Die Enttäuschung über den verpassten Meistertitel wich aber bald der Freude über die beste Könizer Saison ever. Mit dem Cupsieg und dem Finalvorstoss übertrafen die Berner Vorörter ihre Erwartungen. Erstmals in ihrer Vereinsgeschichte gewannen die Könizer am 15. März im Halbfinale gegen Langnau eine Playoffpartie drei weitere sollten folgen. Im Finale blieb aber dann vor allem die hochgelobte ABC Linie mit leerem Tank stehen. Gerade im vierten Spiel versandeten die schön anzusehenden, aber letztlich wirkungslosen Kombinationen von Antener, Blomberg und Calebsson in der gegnerischen Abwehr. Und Calebsson leistete sich mit seinem Frustfoul an Gerber im Mitteldrittel eine verhängnisvolle Zweiminuten Strafe. Nach Flurys 3:2 Powerplaytreffer kippte die Partie endgültig zu Ungunsten von Köniz.
Könizer Wirren
Lehrgeld zahlte auch Coach Berliat. Seine Entscheidung, weder Samuel Thut noch Martin Hitz als klare Nr. 1 zu ernennen, erwies sich in der Finalserie als Boomerang. In der zweiten wie auch in der vierten Partie wurden erst Thut und danach Hitz ausgewechselt. Beide konnten nicht die Sicherheit Daniel Streits ausstrahlen. Auch die diversen Wechsel Berliats in der dritten Partie verwirrten die Mannschaft mehr, als dass sie neue Impulse setzen konnten. Nicht entgegen kam Berliats Team auch die Disziplin ihres Kontrahenten. In der ganzen Finalserie kassierte Wiler-Ersigen bei personellem Gleichstand keine einzige Strafe und raubte so Köniz eine seiner wichtigsten Waffen, das Überzahlspiel. Wobei man es aus Könizer Sicht anders sehen dürfte mit der Schiedsrichterleistung war man nicht wirklich zufrieden. Vor allem Calebsson sah man mehreren harten Körperchargen ausgesetzt, die nicht geahndet wurden.
Bergers 7. Titel
Berliats Gegenüber Thomas Berger durfte hingegen seinen siebten Meistertitel feiern. Der Bündner zeigte ein feines Händchen und fand die richtige Zusammensetzung seines Orchesters. In der Offensive zeigte sich der Meister sehr variabel. Kriselte Zimmermann, traf Mendelin. Tauchte dieser ab, standen Wittwer oder Zingg bereit. Und im Playoff-Final traf auch Mutti, der während der Qualifikation sehr oft auf der Bank gesessen hatte. Wiler war somit stets sehr schwer auszurechnen. Bereits im Herbst wartet auf Wiler-Ersigen die nächste grosse Herausforderung. In Winterthur steht der Europacup im eigenen Land an.