Ausgabe 127, Mai 2017 - Saison 2016/17
Zum dritten Mal super
Vor zwei Jahren lief Alligator Malans im ersten Drittel Wiler-Ersigen voll in den Hammer und rannte anschliessend bis Spielende vergeblich einem Rückstand hinterher. Diesmal zischten die Abschlüsse der Berner zu Beginn mehrheitlich am Tor vorbei, während sich Alligator vor allem im zweiten Drittel bei Kontern gnadenlos effizient zeigte. 5:2 lagen die Bündner bei der zweiten Sirene vor 8011 Zuschauern vorne. Auch zehn Minuten vor Schluss betrug die Differenz noch immer drei Tore. Doch dann kamen Wilers verrückte 45 Sekunden. Erst fiel Daniel Sebek der Ball aus dem Nichts auf den Stock. Dann produzierten Patrick Mendelin und Ville Lastikka ein Traumtor. Und acht Sekunden nach diesem Anschlusstreffer verstolperte Christoph Camenisch - nach dem WM-Halbfinal erneut der Unglücksrabe - hinter dem eigenen Tor den Ball. Deny Känzig sagte Danke und glich zum 5:5 aus. Der Rest war ein Zittern auf beiden Seiten (je eine verpasste Powerplay-Gelegenheit) und das finale Penaltyschiessen. In diesem liess sich Nicolas Wolf von vier Bündnern nicht bezwingen, während Tatu Väänänen und Patrick Mendelin Alligator-Goalie Martin Hitz ein bitteres Karrierenende bescherten. Wilers elfter Meistertitel war Tatsache.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Dreimal Gold in Schweden
Corin Rüttimann und Nina Bärtschi (IKSU) sowie Nicola Bischofberger (Falun) feierten in Schweden den Meistertitel. „Bischi" ist gar der erste Schweizer Feldspieler, dem dies gelang.
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Bareiss: "Müssen weiter investieren"
Für ZV-Präsident Daniel Bareiss ist der neue TV-Deal mit dem Schweizer Fernsehen ein Meilenstein. Damit alleine ist es aber noch nicht getan, weitere Schritte müssen folgen.
Für ZV-Präsident Daniel Bareiss ist der neue TV-Deal mit dem Schweizer Fernsehen ein Meilenstein. Damit alleine ist es aber noch nicht getan, weitere Schritte müssen folgen.
Während Jahren wurden die Playoff-Finalserien im Schweizer Fernsehen in wenigen Sekunden - wenn überhaupt - abgehandelt. Seit der Einführung des Superfinals im April 2015 ist das anders. Dreimal ging der Event in Kloten in voller Länge live über die Bildschirme und ab nächster Saison kommen gar acht weitere Playoff-Partien hinzu. Wie kam es dazu - und was bringt das konkret dem Verband oder den Vereinen? Daniel Bareiss (53), Zentralpräsident von swiss unihockey, nimmt Stellung.
Am Tag vor dem Superfinal wurde der neue TV-Deal mit SRF publik. Wie liefen die Verhandlungen, bis es soweit war?
Daniel Bareiss: Wir waren seit letztem Herbst in Kontakt mit dem neuen Sender «MySports» von UPC. Im Februar lag uns mündlich das Angebot vor, dass UPC ein NLA-Spiel pro Woche im Free-TV übertragen würde. Das ist auch für Handball vorgesehen. Wir haben dieses Angebot der SRG offengelegt, da diese bis 2018 über «Indoor Sports» unser Partner bezüglich Superfinal ist und stiessen auf offene Ohren.
Das heisst?
Die Entscheidungsträger der SRG sehen im Unihockey Potenzial für die Zukunft. Mit den beiden ersten Supfinals wurden durchwegs positive Erfahrungen gemacht, die Entwicklung der Lizenzierten zeigt nach oben - wir führten sehr positive Gespräche. Ein Spiel pro Woche kam für die SRG zwar nicht infrage, aber eine Live-Berichterstattung während der Playoffs.
Es gibt Stimmen, die sagen, die SRG habe gegenüber der UPC vor allem ein Pfand gebraucht, da die Eishockey-Rechte an diesen Konkurrenten verloren gingen.
Meines Wissens entsteht für die SRG keine Lücke, da sie nach wie vor Playoff-Eishockey analog den letzten Jahren übertragen wird. Dass Unihockey ein Pfand ist, glaube ich nicht - und selbst wenn, das ist doch cool für uns.
Was wurde aus dem UPC-Angebot, als die Gespräche mit SRF liefen?
Am Montag vor dem Superfinal sind wir mit Roland Mägerle, dem Abteilungsleiter Sport bei SRF übereingekommen, dass wir bis Freitag eine Entscheidung wollen. Das war durchaus auch in unserem Sinn, denn die nächste Saison kommt schon bald. Gleichzeitig konnte UPC noch keine Nägel mit Köpfen machen, da die neue Programmleiterin Steffi Buchli erst später im Mai ihre Stelle antritt. Das war die Situation.
Dann fiel der Entscheid zugunsten von SRF leicht?
Wir haben intensiv diskutiert. Bei UPC hätten wir wohl bezüglich Programmgestaltung etwas mehr Freiheiten. Andererseits ist SRF immer noch der grosse Name in der Schweizer TV-Landschaft. SRF ist eine feste Konstante und wir spürten ein hohes Commitment gegenüber unserer Sportart und unserem Verband. Zudem ist es vorderhand wohl einfacher, wenn wir uns auf zehn statt über 20 Spiele konzentrieren können. Wobei: Die UPC-Geschichte ist ja noch nicht vom Tisch.
Acht zusätzliche Playoffspiele live auf SRF - was bedeutet das? Die gängigen NLA-Hallen sind nicht TV-tauglich.
TV-Spiele müssen sich vom normalen Rahmen abheben und dem Zuschauer den Eindruck eines professionellen Sports vermitteln. Es müssen Events sein, die noch mehr Leute begeistern, die bisher noch nicht wissen, was für ein toller Sport Unihockey ist. Wir sind dabei, diese Anforderungen zu definieren. Klar ist: Die Übertragungen müssen professionell aussehen. Es braucht Platz für LED-Banden, keine Sprossenwände, Aufnahmen von der Gegenseite der Tribüne und so weiter.
Also können derzeit praktisch alle NLA-Hallen augeschlossen werden. Wo sollen diese Partien stattfinden?
Wir besprechen derzeit zwei Szenarien. Eine Möglichkeit ist, dass Vereine die Heimspiele selber austragen und diese in der eigenen oder aber in einer anderen Halle bestreiten. GC etwa in der Saalsporthalle, Rychenberg in der Eulachhalle. Die andere Variante: Es werden drei bis vier Hallen definiert und den Vereinen wird das Heimrecht entsprechend abgekauft. Das gäbe Planungssicherheit und eine TV-Serie, die auch separat und zentral vermarktet werden kann.
Wiler-Ersigen weist vehement darauf hin, dass es als Superfinal-Teilnehmer 20 000 Franken erhält - mit Heimspielen in einer Finalserie aber viel mehr einnehmen könnte. Folgen mit diesen TV-Spielen die nächsten Diskussionen?
Ich bin offen, was diese Entschädigungsfrage bezüglich Superfinal anbelangt. Die Frage ist für mich grundsätzlich, was man in die Zukunft zu investieren bereit ist und wie diese Zukunft aussehen soll. Um die Wertschöpfung des Superfinals einschätzen zu können, muss man über das eigene Gärtchen hinaus denken können.
Wie meinen Sie das?
Unsere Stragie verfolgt das Ziel, die Aussenwirkung unseres Sports zu steigern, die Medienpräsenz zu erhöhen und letztlich mehr Zuschauer in die Hallen zu locken. Wollen die Vereine Schritte nach vorne machen - in Richtung Teilprofessionalisierung und entsprechenden Entschädigungen für die Spieler etwa - kommen wir auf dem bisherigen Weg nicht weiter.
Um noch einmal die Wiler-Verantwortlichen zu zitieren: Bisher wurde durch die Superfinal- Live-Übertragungen noch kein einziger neuer Sponsor gefunden.
Die Vermarktung der bisherigen Superfinals lief gut, wir haben aber diese Erträge gleich wieder ins Produkt investiert. In diesem Jahr zum Beispiel in die Extratribüne, dank der über 8000 Zuschauer Platz in der Halle fanden und diese noch besser aussehen liess. Die Vereine müssen jedoch auch selber Sponsoren finden, die an TV-Präsenz interessiert sind - wir stellen die Plattform zur Verfügung.
Wollen die Vereine den Weg Richtung Halbprofitum einschlagen, werden sie ihre Budgets massiv erhöhen müssen. Dafür wird es auch mehr Zuschauer brauchen - es gibt derzeit aber in der ganzen NLA keinen einzigen Schalensitz, überall nur Beton oder Holzreihen. In Schweden spielen schon diverse Vereine in eigentlichen Unihockey-Arenen mit Tribünen auf beiden Seiten.
Die Vereine müssen sich überlegen: Wo wollen wir spielen? Die Infrastrukturen werden in den kommenden Jahren eine ganz grosse Aufgabe sein. Um diese zu verbessern, braucht es politische Netzwerke, Geld und Leute, die Projekte in Angriff nehmen. Und ich bin davon überzeugt, dass für einen Gemeinde- oder Stadtrat ein Unihockeyprojekt auf seinem Schreibtisch eine ganz neue Bedeutung erhält, wenn er den Sport regelmässig am Samstag im TV sieht.
Im Fussball beschliesst der Verband einfach Vorgaben - von Zuschauerkapazitäten bis Garderobengrössen - und schon bauen die Gemeinden.
Weil der Fussball eben über den entsprechenden Stellenwert verfügt. Wir brauchen die Weitsicht der Vereine, in den Superfinal und in Bewegtbilder zu investieren, damit wir uns noch besser positionieren können. Ich spüre, wie sich Unihockey bezüglich Anerkennung verändert hat. Bei den Handballern und Volleyballern sind wir ständig ein Thema - im positiven Sinn - und bei Swiss Olympic gelten wir als Vorzeigeverband. Das gefällt mir. Trotzdem haben wir noch viele offene Baustellen.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Chiara Gredig (Piranha Chur) und Marco Schlüchter (Wiler-Ersigen), Junioren willkommen, Stars im ÖV, die Milz hält, Classic und TPS in Singapur
Superfinal
Die Meister der Saison 2016/17 heissen Wiler-Ersigen und UHC Dietlikon. Der dritte Superfinal ging vor der Rekordkulisse von 8011 Fans über die Bühne.
TV-Zuschauerrekord
Bis zu 219 000 Personen sahen den Superfinal zur Primetime. Noch nie hat ein Unihockeyspiel in der Schweiz so hohe TV-Zuschauerzahlen generiert.
Die Verlegung des Superfinals in die TV-Prime-Time zahlte sich voll aus.
Jubel und Trubel
Die Meister, Aufsteiger und Gruppensieger auf einen Blick.
Tops und Flops
Die Abrechnung am Ende der Saison 2016/17. Wer hat in den höchsten Ligen der Männer für Furore gesorgt, wer ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben?
In den Ecken lauert die Gefahr
Der Internationale Unihockeyverband publizierte eine Studie über Verletzungen im Unihockey. Wir fassen zusammen.
Verbandsnews
Ein Jahr vor der U19-WM der Frauen in St. Gallen und Herisau, das neue Trainertool und das Label im Kinderunihockey.
Mit leeren Händen
Nach zwei Finalteilnahmen in Folge ging die Schweizer U19-Nati an der WM in Växjö leer aus. Ein starker Auftritt im Halbfinal gegen Weltmeister Finnland reichte nicht.
Simon Laubscher und die Schweizer Junioren gingen letztlich leer aus.
Goldene Momente
Die Kleinfeldsaison bot zum Abschluss ein Feuerwerk. Oekingen bei den Frauen und Cazis bei den Männern holten sich den Titel mit Golden Goals.
Interview Daniel Bareiss
Für ZV-Präsident Daniel Bareiss ist der neue TV-Deal mit dem Schweizer Fernsehen ein Meilenstein. Damit ist es aber nicht getan, weitere Schritte müssen folgen.
Dreimal Gold für die Schweiz
Corin Rüttimann und Daniela Bärtschi (IKSU) sowie Nicola Bischofberger (Falun) feierten in Schweden den Meistertitel.
Goldenes Prag
Die ersten grossen Meistertitel der Saison wurden in Tschechien verliehen. Am Ostermontag pilgerten 11 237 Fans in die Prager O2-Arena.
Die O2-Arena in Prag bot einmal mehr eine prächtige Kulisse.
Classics Doppelsieg
Finnlands zweiter Superfinal endete mit Classic Tamperes totalem Triumph.
Vonis Dessert
Die klassischen Typen der Unihockeyszene. Heute: Die Trainer.