Ausgabe 128, Juni 2017 - Saison 2016/17
Richtig angekommen
Nico Scalvinoni und Simon Flühmann heuerten vor dieser Saison als routinierte Schweizer Topskorer bei IBK Dalen an. Doch Flühmann kehrte schon bald mit nur einem Assist in die Schweiz zurück, während Scalvinoni lange an einer Rückenverletzung laborierte und es letztlich mit zwei Toren und zwei Assists nicht unter die besten 200 der Skorerliste schaffte. Den exakt gleichen Wert steuerte der junge Nicola Bischofberger - in der Schweiz als Offensivverteidiger geltend - zu Faluns Meistertitel bei. Das hatten sich alle Beteiligten zweifellos anders vorgestellt. So hielt alleine Manuel Engel das Schweizer Fähnchen hoch, was die offensive Ausbeute in der letzten Saison der Superligan (SSL) anbelangt. Mit 14 Toren und 12 Assists für Växjö IBK belegte er Rang 66, genau zwischen den klingenden Namen Jesper Berggren (Storvreta) und Martin Östholm (Pixbo). In den Playoffs lieferte der Emmentaler acht weitere Punkte ab - den letzten davon in Form eines Assists im grossen SM-Finalen in Stockholm vor 12'792 Zuschauern. Nur ein kleiner Trost allerdings angesichts des mit dem 4:5 gegen Falun knapp verpassten Titels.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Zivi Göldi
GC-Stürmer Fabrice Göldi leistet derzeit Zivildienst in der Turnhalle. Er soll im Auftrag von Kindersport Thurgau Primarschüler in Bewegung halten. Und einige dazu bringen, später einem Sportclub beizutreten.
Mikael Hill
Der schwedische Nationaltrainer steht im Schweinwerferlicht wie sonst kaum jemand im Unihockey. Von den Besten der Besten werden immer Siege und herausragende Leistungen erwartet. Geht etwas schief, ist der Schuldige schnell gefunden.
Artikel lesenDer schwedische Nationaltrainer steht im Schweinwerferlicht wie sonst kaum jemand im Unihockey. Von den Besten der Besten werden immer Siege und herausragende Leistungen erwartet. Geht etwas schief, ist der Schuldige schnell gefunden.
Als der schwedische Verband im März den 44-jährigen Mikael Hill als Nachfolger Jan-Erik Vaaras präsentierte, wurde auch die Bedeutung der Aufgaben des neuen Headcoaches ausserhalb des Platzes betont. Der Chef des schwedischen Nationalteams soll dem Unihockeysport nach aussen ein Gesicht verleihen und ebenfalls Fähigkeiten im Umgang mit den Vereinen und Medien mitbringen.
Dass Hill diesen Teil seiner Arbeit wie von den Verbandsbossen verlangt bereits verinnerlicht hat, zeigte sich, als er von unihockey.ch um ein Interview gebeten wurde. Es dauerte keine 15 Minuten, um auf die Anfrage zu reagieren. „Natürlich, packen wir es an", schrieb er zurück.
Druck immer präsent
Der Zeitpunkt für Mikael Hills Amtsantritt ist heikel. Nach den Weltmeistertiteln von 2012 und 2014 kehrte der gelbe Gigant im letzten Dezember enttäuscht und geschlagen mit Silber aus Riga zurück. Im Final gegen Finnland wurde ein Zweitorevorsprung aus der Hand gegeben, ehe nach dem Penaltyschiessen der Untergang besiegelt war. Oder kommt der verlorene Weltmeistertitel dem neuen Chef sogar entgegen, wird ihm dadurch Last von den Schultern genommen?
Vorgänger Vaara hatte erst die schwedischen Frauen zu vier WM-Erfolgen in Serie geführt, dann die Männer zweimal Gold - ehe er in Lettland den Nimbus des Unbesiegbaren verlor.
„Druck ist ein Teil dieses Jobs, damit muss man einfach umgehen können", will Hill nichts von einer für ihn speziell günstigen Ausgangslage wissen. „Schweden hat zuletzt zwar einige Titel nicht geholt, aber seit 2012 an zehn Weltmeisterschaften sieben Goldmedaillen errungen. Schweden stellt immer das Team, das alle schlagen wollen - und nur wer uns schlägt, holt den Titel. Wir stehen also unter dem konstanten Druck, unsere beste Leistung abliefern zu müssen."
Weltmeister ohne Gegentor geschlagen
Ein neuer Kapitän auf dem Schiff bringt immer Veränderungen mit sich. Entsprechend war die schwedische Unihockeygemeinde unüblich stark an den ersten Auftritten des Teams unter der neuen Leitung interessiert, als sich im April die Top-4-Nationen zur Euro Floorball Tour in Turku trafen. Vier Monate nach Riga kam es in Finnland zur ersten WM-Revanche.
Nach einem wackligen 6:5-Auftaktsieg gegen die Schweiz wurde Tschechien mit 10:3 demontiert, ehe das Turnier mit einem glatten 4:0-Sieg gegen den Weltmeister seinen Abschluss fand. Zum ersten Mal nach 17 Jahren blieb Schweden gegen Finnland ohne Gegentreffer.
„Siege sind immer gut fürs Selbstvertrauen - und wie wir gegen Finnland gewonnen haben, hat es noch etwas süsser gemacht", blickt Hill zufrieden auf seinen Einstand zurück. „Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass beide Seiten einige grosse Namen geschont haben. Allzu grosse Schlussfolgerungen lässt diese einzelne Partie folglich nicht zu", relativiert er den Sieg gleich wieder.
Langfristiges Denken und Vertrauen
Nicht jeder Top-Trainer muss bereits als Spieler eine grosse Nummer gewesen sein. Auf dem Feld zählte denn auch Hill nicht zu den Grossen der Zunft. „Ich spielte nie in einem Juniorenteam - Ende der 80er-Jahre gab es auch noch nicht so viele davon. Nach zwei Trainings mit dem Männerteam von Värnamo IK bestritt ich schon das erste Spiel. Daran erinnere ich mich gerne, weil ich im ersten Einsatz mit der ersten Ballberührung gleich einen Treffer erzielte", erinnert sich Hill lachend. Nach ein paar Jahren bei Skillingaryds IK, einem anderen lokalen Verein, bestritt er mit Vimmerby IBK einige Saison in der höchsten Liga. Doch schon bald schlug er eine Laufbahn als Trainer ein.
„Bei Vimmerby verpasste ich erst eine Saison aufgrund des Militärdienstes und dann eine weitere halbe Saison durch eine Fussverletzung. In der Zeit trainierte ich unsere Junioren, die Regionalauswahl und wurde letztlich Assistenztrainer des U19-Nationalteams. Da reifte in mir die Erkenntnis, dass ich dem Sport als Trainer mehr zu geben habe denn als Spieler", so der 44-Jährige.
Auf dem Weg vom Juniorentrainer zum Coach des Nationalteams hat Hill vieles mitgenommen. „Vor allem habe ich die Wichtigkeit des langfristigen Denkens gelernt", sagt er. „Es gibt immer die Versuchung, sich darauf zu fokussieren, was gerade jetzt passiert - das sorgt aber stets nur für kurzfristige Lösungen." Eine zweite grosse Erkenntnis lautete: „Für mich ist entscheidend, meinen Spielern und meinem Staff Vertrauen und Verantwortung zu schenken. Wenn sie spüren, dass ich ihnen vertraue, macht das alle besser - vom Materialwart bis zum rechten Flügel."
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Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Karin Beer (Skorpion Emmental) und Lucas Schlegel (Tigers Langnau), volles Haus im Tessin, Allstar-Game in Schweden, Thun mit Toptransfers, Nino bei Piranha. Dazu wird gut gebrüllt.
Manuel Engel
Seit zwei Jahren entwickelt sich Manuel Engel bei den Växjö Vipers in der SSL ständig weiter. Im April ist der 23-jährige Emmentaler nur knapp am ersten Titel vorbeigeschrammt.
Grosse Familienfeier
Ein Vereinsjubiläum kann in einem einzelnen Fest über die Bühne gebracht werden. Oder aber es wird ein ganzes Jahr lang zelebriert. Alligator Malans entschied sich für die zweite Variante.
Wenn kennen Sie noch aus der ersten Alligator-Meistertruppe von 1997?
Wieder bei den Leuten
Mit einem Einjahresvertrag heuert Corin Rüttimann als schwedische Meisterin wieder bei ihrem Stammverein Piranha Chur an. Ein Coup, der die Churerinnen zurück in den Kreis der Titelaspiranten katapultiert.
Der vergoldete Abgang
Mit dem Superfinal beendete Philipp Fankhauser seine 20 Jahre lange Unihockey-Karriere. In elf Saisons mit Wiler-Ersigen sammelte er neun Meistertitel.
Das Warten hat ein Ende
Nach zahlreichen gescheiterten Versuchen hat es endlich geklappt: Unihockey Fribourg feierte den lang ersehnten Aufstieg in die Nationalliga. Ein Rück- und Ausblick.
Fribourgs Aufstieg in die NLB.
Verbandsnews
Eine weitere Unihockey-Saison ist Geschichte: die 32. Saison, seit es swiss unihockey gibt. Interessante Zahlen fassen die ausgelaufene Spielzeit 2016/17 zusammen.
Zivildienstler Göldi
GC-Stürmer Fabrice Göldi leistet derzeit Zivildienst. Er soll im Auftrag von Kindersport Thurgau Primarschüler in Bewegung halten.
Unihockey im Iran
Nicolas Hafners persönlicher Einblick in die Unihockeyszene der Islamischen Republik. Eine Reportage.
Auch in Teheran wird Unihockey gespielt, wie der Schweizer Nicolas Hafner feststellen durfte.
Mikael Hill
Der schwedische Nationaltrainer steht im Schweinwerferlicht wie sonst kaum jemand im Unihockey. Geht etwas schief, ist der Schuldige schnell gefunden.
Vonis Dessert
Die klassischen Typen der Unihockeyszene. Heute: Die Präsidenten.