Ausgabe 129, Juli 2017 - Saison 2016/17
Junior - noch erwachsener
Rückblende. Im Dezember 2010 porträtierten wir Christoph Meier, von seinen Mitstreitern Junior genannt, als 19-jähriges Talent in seiner zweiten NLA-Saison. In der Skorerliste belegte er zu diesem Zeitpunkt hinter Esa Jussila und Matthias Hofbauer den dritten Rang, neben dem Platz lief es hingegen weniger gut. Die Schreinerlehre lag nach Streitigkeiten mit dem Lehrmeister, der mit Meiers Ambitionen im Leistungssport nichts anzufangen wusste, gerade auf Eis. Meiers zweite Teilnahme an einer U19-WM hatte zum Bruch geführt. Den Sport aufzugeben, wie das sein Chef forderte, kam aber nicht infrage. Derselben Meinung waren sowohl das Lehrlingsamt als auch der Verband und Swiss Olympic. Also jobbte Meier im Stundenlohn als Zimmermann, während er einen anderen Betrieb suchte, um die Lehre doch noch abschliessen zu können. „Junior wird erwachsen", nannten wir das. Sportlich dagegen lief es bombig. Die Saison 2010/11 beendete er mit 68 Skorerpunkten - bis heute sein Bestwert - und dem ersten Cupsieg der Grasshoppers.
Nun ist Meier 26 Jahre jung und steigt in seine neunte Saison bei den Zürchern. Ein Meistertitel (2016) und zwei weitere Cupsiege (2014 und 2017) sind in der Zwischenzeit hinzu gekommen, dazu WM-Bronze in Riga. Und auch neben dem Platz ist längst alles im Lot. Meier absolvierte sogar noch eine Zweitausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt und steht bei seinem Arbeitgeber in Bülach als Abteilungsleiter fünf Mitarbeitern vor.
Leseproben zu dieser Ausgabe
Alles besetzt
Es gab Zeiten, als selbst NLA-Vereine mitten im Sommer noch händeringend nach einem neuen Chef suchen. Ein alter Zopf - die 22 Cheftrainerpositionen in der Schweizer NLA sind alle längst vergeben.
Artikel lesen
Miko Kailiala
Miko Kailiala gehört zu den strahlendesten Sternen der neuen finnischen Unihockeygeneration. Der 24-Jährige schiesst die entscheidenden Tore und geniesst das Rampenlicht.
Artikel lesenMiko Kailiala gehört zu den strahlendesten Sternen der neuen finnischen Unihockeygeneration. Der 24-Jährige schiesst die entscheidenden Tore und geniesst das Rampenlicht.
Riga Arena in Lettland, 20.05 Uhr am 11. Dezember 2016. Finnland liegt im finalen Penaltyschiessen gegen Erzrivale Schweden mit einem Tor vorne, nachdem Mika Kohonen gerade getroffen und Henrik Stenberg verschossen hat. Kailiala schreitet zum Mittelkreis, läuft an, beschleunigt und haut den Ball ohne mit der Wimper zu zucken in die Maschen. Als anschliessend Torhüter Jarno Ihme Johan Samuelssons Versuch pariert, ist der Fall klar: Die ehemaligen U19-Weltmeister wie Nico Salo, Krister Savonen und eben Miko Kailiala sind nun auch bei den Grossen Weltmeister.
Hautaniemis Trashtalk
Es war nicht das erste Mal, dass Miko Kailiala Verantwortung übernahm, als es darauf ankam. Im Final der U19-WM 2011 in Weissenfels sorgte er mit einem Backhandschuss drei Minuten vor dem Ende für die Entscheidung. „Es gibt Spieler, die am Druck zerbrechen und solche, die gerade in schwierigen Momenten ihre beste Leistung zeigen. Ich gehöre zur zweiten Gruppe", sagt Kailiala selbstbewusst. „Ich mag es, im Mittelpunkt zu stehen und von allen beachtet zu werden", fügt er an.
Das war jedoch nicht immer so. Lachend erzählt Kailiala, wie frühere Golf-Duelle mit Rychenberg-Stürmer Mikko Hautaniemi seine Nerven gestählt haben. „Ich lag oft vorne, als mich Mikko mit seinen Sprüchen aus der Fassung gebracht hat. Entsprechend geriet ich bei den letzten Löchern von der Rolle und verlor noch. Mit dem Alter lernte ich dazu und nach dieser harten Schule kann mich jetzt nichts mehr erschüttern."
Fotografen mögen den extrovertierten Kailiala besonders. Kaum jemand jubelt schöner als der 24-jährige Stürmer. „Ich habe noch einen nie verwendeten Brustschwimmer-Jubel in der Hinterhand, den ich mir für einen speziellen Moment aufhebe. Aber sonst übe ich keine Jubelposen, ich zeige einfach meine Emotionen. Es ist in Ordnung, ein wichtiges Tor anständig zu feiern - bei einem 10:2 in einer unwichtigen Partie kann ich es aber auch ruhiger angehen lassen", sagt er.
Das fast perfekte Jahr
Kailiala hat eine spektakuläre Saison hinter sich. Im letzten Sommer wurde er mit der Studenten-Nationalmannschaft Weltmeister, im Dezember dann „richtiger" Weltmeister. Mit EräViikingit holte er im Januar den finnischen Cup.
Dass es keine perfekte Saison wurde, lag nicht an ihm - trotz eines Hattricks verlor er mit seinem Verein den finnischen Superfinal gegen Classic mit 6:9. Den Traum vom Meistertitel hat er sich bis heute nicht erfüllen können. Abgesehen von der Silbermedaille in der letzten Saison stehen zwei bronzene Auszeichnungen zu Buche, die er mit SSV holte.
Und die fast perfekte Saison endete letztlich mit einem Missgeschick. An der Euro Floorball Tour in Turku Ende April knickte er im Duell gegen Schweden um. Nach dem Spiel wurde gar ein Bruch im Fussgelenk festgestellt, was ihm einen Gips und mühsames Herumhumpeln an Krücken bescherte. „Ich musste den Gips drei Wochen lang tragen und es anschliessend noch ein paar Wochen locker nehmen", sagt Kailiala.
Die Wiederherstellung ist aber auf gutem Weg. „Das Gelenk ist nach den Trainings noch etwas steif, aber es geht langsam aufwärts. Für das Trainingscamp des Nationalteams vor den World Games in Polen werde ich bereit sein", verspricht er.
Das komplette grosse Porträt lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Julia Rindisbacher (Skorpion Emmental) und Marcel Stucki (Chur Unihockey), Leibchen der Loser, Promis am WaSa-Jubiläum, WinCity legt den Boden. Dazu wird gut gebrüllt.
Junior
Vor sieben Jahren war Christoph Meier zuletzt auf dem Cover dieses Magazins. Damals wie heute wird er Junior genannt - trotz Bart und anstehenden Vaterfreuden.
Trainerkarussell
Es gab Zeiten, als NLA-Vereine im Sommer noch händeringend nach einem neuen Chef suchen. Ein alter Zopf - die 22 Cheftrainerpositionen in der NLA sind alle vergeben.
Rolf Kern behält sein Doppelmandat Frauen-Nati und Rychenberg.
Weiter doppelt
Rolf Kern bleibt eine weitere Saison Headcoach des HC Rychenberg und der Frauen-Nati. Prominente Assistenten im Verein sollen das Doppelmandat möglich machen.
Video-Schiedsrichter
Die Fussballer sammelten am Confed-Cup erste Erfahrungen mit dem Videobeweis. Im Schweizer Unihockey kam es schon im Superfinal zur Premiere.
Flames-Arena
Ein weiterer Verein möchte sich seinen Traum vom eigenen Dach über dem Kopf erfüllen. Die Jona-Uznach Flames wollen 2019 ihr neues Heim beziehen.
So soll die Flames Arena aussehen. (Visualisierung: Ziegler + Partner Architekten AG)
Verbandsnews
Der Rückblick auf die erfolgreichen swiss unihockey Games Finaltage und ein Vorgeschmack auf den Supercup sowie die World Games.
Olympischer Bareiss
Unihockey träumt von den Olympischen Spielen. ZV-Präsident Daniel Bareiss ist auf nationaler Ebene schon mal in den erlauchten Kreis von Swiss Olympic vorgestossen.
Generation 2000
Westschweizer Talente nehmen einen weiten Weg auf sich, um in den besten Nachwuchsabteilungen des Landes zu trainieren.
Wissenswert
Welches Spielsystem ist das Erfolgreichste?
Happy Birthday, Czech Open
Was vor 25 Jahren klein begann, lockt heute bis zu 270 Teams aus über 20 Ländern nach Prag.
Schon bei der zweiten Austragung des Czech Open 1994 war das Fernsehen mit dabei.
Miko Kailiala
Der 24-jährige Finne schiesst die entscheidenden Tore und geniesst das Rampenlicht.
Anzug statt Ausrüstung
Die Heim-WM wurde für die Letten sportlich zum Desaster. Torhüter Andis Blinds verschaffte sich in Schweden einen schöneren Karriereabschluss.
Vonis Dessert
Ein Blick ins Innenleben einer Mannschaft.