08.
04.
2020
NLA Männer | Autor: UHC Uster

Der lange Weg zurück II

Tobias Ledergerber kann von einer langen Leidensgeschichte erzählen. Im Februar 2018 zog sich der Uster-Verteidiger einen komplizierten Kreuzbandriss zu. Kurz nach seinem Comeback im Spätsommer 2019 erleidet ihn das gleiche Schicksal. Im klubeigenen Interview blickt Ledergerber auf die schwierige Zeit zurück und erklärt, wie und warum er sich ein zweites Mal zurückkämpfen will.

Der lange Weg zurück II Tobias Ledergerber in einem seiner letzten Spiele im Januar 2018. (Bild: Hinz Wilfried)

Der 17. Februar 2018: Eine unglückliche Bewegung während eines Zweikampfs in der 30. Spielminute der Heimpartie gegen Wiler-Ersigen hat schwerwiegende Folgen für Tobias Ledergerber, Verteidiger des UHC Uster: Die Diagnose im Spital ergibt ein gerissenes und ein angerissenes Kreuzband, ein gerissenes Innenband sowie einen völlig zerfetzten Meniskus im rechten Knie, zudem eine Delle im Oberschenkelknochen. Die erste Playoffserie der Zürcher Oberländer, für die sich das Team mit einem Overtimesieg im besagten Spiel gegen Wiler-Ersigen qualifiziert hatten, wie auch der Grossteil der folgenden Spielzeit geht ohne die Ustermer Nummer 95 über die Bühne.

Der 21. September 2019: Nachdem er in der Schlussphase der Saison 2018/19 wieder erste kurze Teileinsätze absolviert hat, läuft Ledergerber in der Zweitrundenpartie der Meisterschaft 2019/20 zu Hause gegen Floorball Köniz erstmals wieder als Startspieler auf. In der 37. Minute erzielt er sogar den Treffer zum 6:6-Ausgleich, bleibt bei der Schussabgabe aber mit dem linken Bein an einem Gegenspieler hängen. Diagnose: Kreuzbandriss. Saison gelaufen.

Ganz ehrlich: Welche Worte gingen dir durch den Kopf, eventuell sogar über die Lippen, als du die Bestätigung eines erneuten Kreuzbandrisses in Folge des Spiels gegen Köniz am 21. September 2019 erhalten hast?
Fu**, nicht schon wieder. Die definitive Bestätigung habe ich im Spital Uster nach dem MRI erhalten. Da hatte ich aber bereits geahnt, dass wohl wieder das Kreuzband gerissen ist.

Du hattest dich gerade erst von deiner schweren Verletzung aus der Partie gegen Wiler-Ersigen vom 17. Februar 2018 zurückgearbeitet und warst daran, dir deinen Platz in der Startformation des UHC Uster zurückzuerobern. Dann dieses erneute Drama. Wie gross war die Versuchung, den Bettel hinzuschmeissen?
Ganz ehrlich, der erste Gedanke, der mir dazu noch auf dem Platz durch den Kopf ging, war: Möchte ich mir dies wirklich nochmals antun? Aber bereits auf der Liege, noch in der Halle, wusste ich, dass ich es unbedingt nochmals wissen will.

Was gab den Ausschlag, den langen Weg zurück aufs Spielfeld erneut auf dich zu nehmen?
Zum einen möchte ich meine Unihockey-Karriere nicht auf diese Weise beenden, und zum anderen bin ich davon überzeugt, dass ich noch nicht mein ganzes Potenzial ausgeschöpft habe. Wenn ich es also nicht nochmals probiere, würde ich mir dies mein Leben lang vorwerfen. Ich bin zu 100 % davon überzeugt, dass ich noch mehr kann, als ich bis anhing gezeigt habe. Klar, wenn ich das nächste Mal in einem Ernstkampf auf dem Feld stehe, werde ich in den zweieinhalb Jahren davor gerade mal eine Handvoll Spiele bestritten haben. Dies geht sicher nicht spurlos an einem vorbei, und ich werde Zeit benötigen, mein vorheriges Niveau wieder zu erreichen. Ich bin aber überzeugt, dass dies mit einem sauberen Aufbau und der richtigen Einstellung möglich ist. Aber hauptsächlich ist es immer noch der Sport an sich und das Mannschaftsleben, das ich am meisten vermisse und dass somit der Hauptansporn ist. Der Mannschaftssport gibt einem so viele positive Momente, auf und neben dem Feld, auf die ich noch nicht zu verzichten bereit bin.

Du bist nun bereits wieder ein knappes halbes Jahr im Aufbauprogramm. Wie weit bist du? Ist bereits abzusehen, wann du wieder bereit für NLA-Spiele sein wirst?
Der Aufbau nach einem Kreuzbandriss läuft leider nicht immer nur in eine Richtung. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen möglichst intensivem Training und Phasen, in denen du dem Knie genügend Zeit zum Regenerieren geben musst. Gerade eine Überbelastung kann einen schnell zwei bis drei Wochen zurückwerfen. Grundsätzlich verläuft der Aufbau aber gut. Dass es immer wieder kleinere Rückschläge gibt, gehört dazu. Geplant ist, dass ich möglichst bald ins Sommertraining einsteigen kann. Entgegen kommt mir, dass ich noch den ganzen Sommer für den Aufbau zur Verfügung habe und nicht wie das letzte Mal erst mitten in der Saison wieder dazustossen werde. Das Ziel ist, auf die neue Saison hin wieder bereit zu sein.

Du hattest während deinem Aufbauprogramm im Sommer 2018 vor allem über den Veloergometer als Sinnbild der Eintönigkeit des täglichen einsamen Krafttrainings ohne Spassfaktor geklagt. Wie war das Wiedersehenstreffen?
(Lacht) Es war nicht mehr so schlimm 2018. Da ich dieses Mal „nur" das Kreuzband gerissen habe, reichte eine Operation und nicht wie im 2018 zwei. Dementsprechend musste ich auch bedeutend weniger lang an Krücken gehen, und der Aufbau geht generell schneller voran. Somit war der Veloergometer diese mal nur für eine absehbare Zeit mein Begleiter.

War respektive ist die Erfahrung aus dem längeren Rekonvaleszenzprozess, den du kurz vor deiner erneuten Verletzung hinter dich gebracht hast, bei deinem erneuten Aufbautraining eher hilfreich oder zusätzliche Belastung?
Es hat sicher von beidem etwas. Hilfreich ist, dass ich bereits wusste, wie der Aufbau vonstatten geht. Zudem haben mein Physiotherapeut und ich aus der letzten Verletzung die richtigen Schlüsse gezogen und konnten bereits früh das Training entsprechend anpassen. So trainieren wir zum Beispiel die Hamstrings deutlich intensiver und gezielter.
Der grosse Unterschied zur letzten Verletzung sehe ich aber hauptsächlich im mentalen Bereich. Es fiel mir nun zu Beginn deutlich schwerer, mich aufzuraffen und die Motivation fürs Training zu finden. Klar, ich wollte zurückkommen, aber da ich den ganzen Aufbau erst gerade kürzlich durchgemacht hatte, wusste ich auch, wie lange das Ganze dauern wird. Dies war zu Beginn sicher eher ein belastender Faktor.

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Tobias Ledergerber will in der nächsten Saison wieder angreifen. (Bild: Fabian Trees)

Kannst du den Umgang mit der mentalen Herausforderung näher beschreiben?
Wie erwähnt, hatte ich zu Beginn auch Motivationsprobleme. Dies war etwas Neues für mich, da ich in diesem Bereich sonst nie gross Probleme hatte, auch nach der ersten Verletzung nicht. Ich habe mir dann aber Hilfe bei unserem Physis- und Mentaltrainer Claudio Peterhans geholt. Die verschiedenen Methoden und Übungen haben sicherlich genauso geholfen wie die Gespräche mit Teamkollegen. Zudem habe ich mit verschiedenen kleinen Tricks versucht, auf Zack zu bleiben. So hängt beispielsweise mein Matchtrikot bei mir im Zimmer an der Wand, und ich habe mir geschworen, es erst wieder abzuhängen, wenn ich es das nächste Mal benötige. Ich glaube, dass ich mental deutlich weiter bin, als dies noch vor der Verletzung der Fall war. Das kann man als positive Seite des Ganzen sehen.

Am meisten Mühe dürftest du wohl wiederum damit gehabt haben, den Kollegen auf dem Spielfeld zuzuschauen? Wie war dies vor allem gegen Ende der Saison, in der Schlussphase des, letztlich verlorenen, Kampfs um einen Playoffplatz?
Ja, das ist als Mannschaftssportler nie einfach. Und mit den unzähligen Verlängerungen haben sie es den Zuschauern leider auch nicht gerade leichtgemacht (lacht). Je länger die Saison dauerte, desto schwieriger wurde es für mich. Dies hat sicher einerseits damit zu tun, dass es mir körperlich wieder besser ging. Wenn man an Krücken geht, ist der Weg zurück noch extrem weit weg und dementsprechend hat man auch eine etwas grössere Distanz. Je mehr man aber im Training wieder mitmachen kann, desto stärker wird das bewusste Kribbeln, und man kann es kaum mehr erwarten, auch im Ernstkampf mitzutun. Andererseits spitzte sich der Strichkampf immer mehr zu, und da will man natürlich dem Team auf dem Platz helfen.

Was waren aus deiner (Zuschauer-)Sicht die Gründe, weshalb das Team nach zwei Playoffqualifikationen in Folge in diesem Frühling wieder zu den Playouts antreten musste?
Im Gegensatz zu unseren direkten Konkurrenten haben wir uns wohl nicht im selben Mass verbessern können. Wenn man zum Beispiel sieht, welche Fortschritte WaSa in den letzten Jahren gemacht hat, ist es hoch verdient, dass sie es diesmal in die Playoffs geschafft haben. Das soll aber nicht heissen, dass wir alles falsch gemacht hätten. Wir haben viele Spiele erst in der Verlängerung zu unseren Gunsten entschieden, was natürlich jedes Mal einen Punkt kostet. Zudem konnten wir nicht mehr so oft das Spiel mit Ball gestalten, wie dies noch letztes Jahr oder unter Simon Meier der Fall gewesen war.

Du hast deinen Vertrag beim UHC Uster um ein Jahr verlängert. Was versprichst du dir von einer weiteren Saison im Buchholz?
Persönlich möchte ich verletzungsfrei durch die Saison kommen und wieder an mein Niveau von 2018 anknüpfen. Als Team erhoffe ich mir, dass wir wieder dominanter auftreten, offensiver spielen und uns natürlich wieder für die Playoffs qualifizieren. Und in den Playoffs ist ja bekanntlich alles möglich.

Eine Herausforderung bei deiner Rückkehr aus der Verletzung von 2018 war, dass du dir deinen Platz im Team unter einem neuen Coach, dem Finnen Mika Heinonen, erspielen musstest, der über keine Vorkenntnisse von seinen neuen Akteuren verfügte. Mit Simon Meier kehrt nun ein Mann an die Ustermer Bande zurück, der dich wohl in- und auswendig kennt. Wahrscheinlich kein Hinderungsgrund, in Uster zu bleiben?
Nein sicherlich nicht. Ich freue mich sehr auf die Rückkehr von Simi. Dass er bereits weiss, was meine Stärken sind, ist sicher ein Vorteil. Aber trotzdem muss ich mich wieder von neuem beweisen und mir einen Platz im Team erkämpfen und verdienen. Geschenkt wird einem nichts. Wir haben viele gute und hungrige Spieler auf der Verteidigerposition, die alle einen Stammplatz verdient hätten. Der Konkurrenzkampf ist also da, was aber auch essenziell ist, um individuell wie auch als Team besser zu werden. Ich bin gespannt, wie sich die kommende Saison entwickeln wird.

Interviewaufzeichung: Philipp Wyss, UHC Uster

 

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2.Kloten-Dietlikon Jets+4349.000
3.Floorball Fribourg+2946.000
4.Pfannenstiel Egg+138.000
5.Ticino Unihockey+1235.000
6.UHC Grünenmatt+133.000
7.Unihockey Langenthal Aarwangen-1133.000
8.Ad Astra Obwalden-229.000
9.I. M. Davos-Klosters-4323.000
10.Regazzi Verbano UH Gordola-5619.000
11.UHC Lok Reinach-2418.000
12.Unihockey Limmattal-4717.000
1.Floorball Uri+5946.000
2.Aergera Giffers+836.000
3.Nesslau Sharks+1533.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+1333.000
5.UH Appenzell+1230.000
6.UH Lejon Zäziwil+323.000
7.Unihockey Basel Regio-2222.000
8.UHC Bremgarten-3820.000
9.Visper Lions-2217.000
10.Red Lions Frauenfeld-2810.000

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