04.
2018
NLA Männer, Vorschau Superfinal (Teil 1)
So nah und doch so fern - so könnte man den Vergleich zwischen den beiden Kontrahenten des Superfinals 2018 umschreiben. Das Berner Derby im Klotener Eishockeystadion zwischen Floorball Köniz und Wiler-Ersigen liefert schon vor dem Anpfiff viele interessante Facetten.
In zwei Tagen ist es soweit: Im vierten Superfinal der Geschichte des Schweizer Unihockeys treffen erstmals zwei Berner Mannschaften aufeinander. Die Rivalität zwischen Köniz und Wiler hat Tradition, doch man muss in den Unihockey-Geschichtsbüchern weit zurückblättern, um auf die letzte Finalpaarung zwischen diesen beiden Teams zu stossen.
Vor genau zehn Jahren, im Frühling 2008, setzte sich Wiler mit 3:1 in der Final-Serie gegen Köniz durch. Seither holte der SVWE zahlreiche weitere Titel, während Köniz weiter auf den grossen Triumph wartet. Zuletzt unterlagen die Berner Vorstädter vor zwei Jahren im Superfinal GC mit 8:10. Obwohl bei Köniz genau wie bei Wiler in den letzten zwei Saisons zahlreiche neue, hauptsächlich junge Spieler in die NLA-Mannschaft eingebaut wurden, sind ein paar wenige „Routiniers" aus dem Playoff-Final 2008 noch (oder wieder) mit dabei: Kaspar Schmocker und Florian Kuchen bei Köniz, Joël Krähenbühl und Dave Wittwer bei Wiler-Ersigen.
Fast makelloser Saisonverlauf
Dass Köniz und Wiler im Final aufeinandertreffen ist angesichts der starken Saison beider Mannschaften eigentlich nichts als logisch. Lange Zeit war Köniz Leader der NLA, leistete sich Ende November aber eine Baisse mit drei Niederlagen in vier Spielen. Wiler gewann im Herbst den Supercup, beendete die Qualifikation auf dem ersten Platz, gewann den Schweizer Cup und zog ohne eine einzige Playoff-Niederlage in den Superfinal ein. Eine eindrückliche Bilanz. Im Viertelfinal gegen Uster kam Wiler zwar einige Male in Bedrängnis, setzte sich aber dennoch mit 4:0 Siegen durch. Im Halbfinal gegen den HCR beeindruckte das Team von Thomas Berger dann vor allem mit einer defensiv tadellosen Leistung - nur sechs Gegentoren in vier Spielen, die Hälfte davon im dritten Drittel des letzten Spiels, als der HCR gegen das Saisonende ankämpfen musste, sprechen eine deutliche Sprache. Auch Köniz wusste sich im Verlauf der Playoffs zu steigern, bekundete mit dem überraschenden Aufsteiger Zug United am Anfang etwas Mühe, setzte sich dafür im Halbfinal gegen GC überraschend klar mit 4:1 durch.
Viele junge Wilde und ein paar "alte Krieger"
Neben Deny Känzig und Jan Zaugg, die beide in dieser Saison den Durchbruch zum dominierenden NLA-Stürmer geschafft haben, fallen bei Wiler und Köniz weitere junge Spieler sehr positiv auf. Etwa die U21-Junioren Jan Bürki (Jahrgang 1999) oder Stefan Hutzli (1998), die seit Monaten beeindruckende und abgeklärte Leistungen bringen, oder aber Claudio Mutter und Fabian Michel (beide Jahrgang 1996) die zu den Top fünf Skorern ihres Teams gehören - Michel notabene als umfunktionierter Stürmer in seiner ersten NLA-Saison.
Dass es ohne Routiniers nicht geht, liegt aber ebenfalls auf der Hand. So spielen bei Wiler Rekordmann Matthias Hofbauer mit einer weiteren überragenden Saison genauso wie Verteidigungsminister Tattu Väänänen, Dave Wittwer oder der kämpferische Joël Krähenbühl als Vorbilder für die Jungen einen wichtigen Part. Bei Köniz sichern defensiv Kaspar Schmocker und Florian Kuchen ab, während Jesper Johansson als Offensivverteidiger auch jenseits der Mittellinie deutliche Akzente setzt und schon 30 Skorerpunkte gesammelt hat.
Ebenfalls freuen darf sich das Publikum im Klotener Eishockeystadion und vor den TV-Geräten auf die Offensivkünstler Manuel Maurer, Hampus Dargren oder Daniel „Magic" Johnsson, der am Donnerstag in der Sendung Sportaktuell vom SRF porträtiert wurde.
Im Zeichen der Trainer und des Abschieds
So gross die Rivalität zwischen Wiler und Köniz ist, so sehr werden die beiden Mannschaften von den Schweizer Trainer-Persönlichkeiten René Berliat und Thomas Berger geprägt. Beide stellen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, ihre Fähigkeiten als Ausbildner unter Beweis und sorgen nun für eine ganz besondere Affiche vor diesem Final. Für Berliat, der bereits im November seinen Rücktritt als NLA-Trainer angekündigt hat, wäre der erste NLA-Meistertitel die Krönung einer ohnehin bemerkenswerten Trainerlaufbahn. Dies ist denn auch der grosse Unterschied zwischen Wiler und Köniz vor einem eigentlich relativ offenen Finalspiel: Der Trophäenschrank. Trotz radikalem Umbruch im Kader des Serienmeisters hat sich bei Wiler-Ersigen die Siegermentalität gehalten, in Anlehnung an ein bekanntes Zitat aus der Fussballwelt: Das Spiel dauert 60 Minuten, und am Ende gewinnt immer Wiler-Ersigen.
Ebenfalls vor seinem letzten Einsatz in der NLA steht mit Nicolas Wolf ausserdem der Torhüter von Wiler. Der 25-jährige zieht sich, wie schon seit geraumer Zeit angekündigt, nach dieser Saison aus beruflichen Gründen vom Spitzensport zurück.