11.
2015
«Ich will Weltmeister werden»
Die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft spielt vom 4. bis 12. Dezember an der WM in Tampere (Finnland). Indoorsports.ch sprach mit Nationaltrainer Sascha Brendler über die letzte EFT, die WM und über seinen Rücktritt als Natitrainer.
indoorsports.ch: Sascha Brendler, an der Euro Floorball Tour (EFT) musste die Schweiz vor zwei Wochen gegen Schweden eine empfindliche 2:12 Niederlage einstecken. Ist der Abstand zwischen Schweden und den anderen Teams wieder grösser geworden?
Sascha Brendler: Der Abstand ist eigentlich immer ungefähr gleich. An der WM wird Schweden das Team sein, das es zu schlagen gilt. Das hat sich aber nicht gross geändert, in den letzten Jahren war das immer so. Der Unterschied ist besonders in der Schnelligkeit sichtbar.
Hat sich der Sport in den letzten zwei Jahren so stark entwickelt?
Um die Topnationen zu schlagen, müssen wir viel schneller spielen. Das ist ein Problem für uns, weil das in der NLA meist nicht nötig ist. Es klingt vielleicht brutal, aber die Spielerinnen sind in der Schweizer Liga zu wenig gefordert. Die Umstellung an einem internationalen Turnier ist jeweils immens. Hier wird ein Tempo angeschlagen, das wir uns nicht gewöhnt sind. Wir haben jetzt noch ein Trainingslager vor der WM, dort werden wir das schnelle Spiel intensiv trainieren.
Können die Spielerinnen aus den ausländischen Ligen den Unterschied ausmachen?
Die Spielerinnen aus der schwedischen Liga haben weniger Probleme, gerade in den ersten Tagen. Das spürt man sofort. Die gesamte Mannschaft braucht aber mindestens zwei oder drei Drittel bis man in einem Turnier drin ist.
Zum Schluss der EFT feierte die Schweiz noch einen Sieg gegen Tschechien. Wie wichtig war es, das Turnier mit einem Sieg zu verlassen?
Das war für uns wertvoll, dieses Gefühl nehmen wir in das nächste Spiel mit. Ein Sieg gegen Tschechien ist allerdings immer Pflicht. Fast wichtiger war für uns das letzte Drittel gegen Finnland. Dieses Drittel hat gezeigt, was möglich ist, wenn wir unsere Strategie umsetzen und das gesamte Potenzial abrufen können (Anmerkung der Redaktion: Die Schweizerinnen haben das letzte Drittel mit 3:0 für sich entschieden. Das Spiel endete 5:3 für Finnland). Wir sind nah an den Finninnen dran. Diese Erkenntnis nehmen wir von der EFT mit.
Die EFT war auch eine Hauptprobe für die WM. Wie war die Stimmung in Tampere?
Es hatte enttäuschend wenig Zuschauer, auch am Samstagabend gegen Finnland. Ich dachte vier oder fünf Wochen vor der WM kommen mehr Leute. Für Stimmung sorgten einzig die Spielerinnen.
Die Schweiz ist die Nummer 3 der Weltrangliste. Zählt die Schweiz zum engeren Favoritenkreis an der WM?
Die Reihenfolge der Favoriten ist sicher Schweden, Finnland, Schweiz und Tschechien. Wenn man zu diesen Nationen gehört, dann will man den Weltmeistertitel. Rang 4 oder 3 kann kein Ziel sein. Zumindest nicht bei uns, weil wir das bereits erreicht haben. Die Bronzemedaille von 2013 zu verteidigen, ist das Minimum. Es ist mein letztes Turnier und da will ich Weltmeister werden.
Sie sprechen es an, die WM ist Ihr letztes Turnier. Schon wehmütig?
Ja, natürlich. Ich habe es auch wieder an der EFT gemerkt. Wir haben eine super Truppe, mit einem langjährigen Staff. Die Arbeit mit dem Team macht mir immer noch Spass. Ich freue mich auf die WM, aber natürlich ist auch Wehmut dabei.
Was waren die Gründe für den Rücktritt?
Ich höre auf, als Trainer zu arbeiten. Ich bin nun seit 20 Jahren Unihockeytrainer mit viel Herzblut und vielen Entbehrungen. Jetzt ist es Zeit für etwas Anderes. Es gibt sicher Türen, die aufgehen, sei es im Unihockey oder anderswo.
Was war Ihr persönliches Highlight in den letzten 20 Jahren im Trainergeschäft?
Das grösste Highlight ist zehn Jahre her, als ich 2004 als Trainer der tschechischen Männer-Nationalmannschaft im WM-Final stehen durfte. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Sieg im Halbfinalspiel gegen die Schweiz an ihrem Heimturnier. Ein weiteres Highlight war sicher, dass ich es mit dem Abstiegskandidaten HC Rychenberg Winterthur in die Playoffs schaffte und das als Qualifikationssieger mit 17 Punkten Abstand. Im Halbfinal sind wir dann leider ausgeschieden. Aber das sind Geschichten, die man einfach nicht vergisst. Auch ein Highlight ist sicher die Zeit als Nationalmannschaftstrainer. Ich übernahm das Team nach der enttäuschenden Heim-WM in einer schwierigen Situation. Wir haben dann einen guten Weg eingeschlagen. Mit dem Höhepunkt an der WM 2013 und dem Gewinn der Bronzemedaille.
Was ist für Sie der perfekte Abschied?
Der WM-Titel! (lacht)
Quelle: indoorsports.ch
patrick 194.209.146.84
24. 11. 2015