12.
2012
Schweden wird Weltmeister
Heute stehen die Halbfinals an der Unihockey-Weltmeisterschaft im Zürcher Hallenstadion an. Die Schweiz spielt gegen Finnland, Schweden gegen Deutschland. In Teil 3 der Vorschau sagen wir, warum sich Schweden durchsetzt.
Schweden wird Weltmeister, da gibt es eigentlich fast keine Zweifel. Das schwedische Team ist der Ferrari unter den WM-Teilnehmern. Schnell, kräftig, elegant. Oder besser gesagt: Es wurde in den letzten zwei Jahren zum Ferrari. An den letzten beiden Weltmeisterschaften glich Schweden eher einem Volvo-Kombi. Zwar recht schnell, aber sehr behäbig. Und -Volvo-Fahrer bitte weghören - nicht wirklich modern oder innovativ.
Seit Jan-Erik Vaara das Kommando übernommen hat, wurde die schwedische Equipe massiv getuned. Mehr Tempo, mehr Masse. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt. Statt ewig an der Mittellinie zu warten, ist die Tre-Kronor-Auswahl 2012 um ein Vielfaches aktiver als ihre Vorgängerinnen. Setzen die Schweden gar zum Pressing an, wird es für jeden Kontrahenten extrem schwer, diesem zu entrinnen. Gerade die Vorstellung in der letzten Woche gegen die bedauernswerten Ungaren war eindrücklich. Klar, Ungarn ist nicht gerade eine Top-Mannschaft, aber für 20 Minuten liess Vaara den Motor auf Hochtouren laufen. Ungarn kam kaum mehr über die Mittellinie, praktisch jeder schwedische Schuss war auf dem Tor. Ein paar Abschlüsse gingen an den Pfosten, 18 rein. Eine Machtdemonstration sondergleichen.
Vaara hat 2005 schon einmal eine schwedische Nationalmannschaft übernommen, die ein WM-Turnier in den Sand gesetzt hatte. Der Frauen-Equipe verordnete er danach ebenfalls einen neuen Stil. Mehr Tempo, mehr Masse. Künstlerinnen wie Hermine Dahlerus hatten da keinen Platz mehr. Es folgten zwei WM-Titel. Was auffällt: die neue schwedische Spieler-Generation ist meist grossgewachsen, aber sehr beweglich und vor allem sehr schnell. An die Reichweite der schwedischen Hünen kommt keine andere Mannschaft heran. Dazu sind wieder hervorragende Individualisten zu finden, die sich aber auch an eine taktische Marschroute halten können. Vieles deutet darauf hin, dass Schweden auch in den kommenden Jahren, wie in den 90ern, l'equipe à battre bleiben wird.
Schwachpunkte zu finden, wird schwer. Am ehesten auf der Torhüterposition. Patrik Aman (für alle, die es nicht gemerkt haben: Der AIK-Torhüter Patrik Jansson hat im Sommer geheiratet und nahm den Namen seiner Frau an) und Viktor Klinsten wurden bislang wenig geprüft. Das dürfte auch gegen Deutschland der Fall sein. Dass Schweden bisher nicht oder kaum gefordert wurde, ist der grösste Nachteil für die Nordländer. Nur - vor einem Jahr spazierte die schwedische Frauen-Auswahl auch bis zum Final durch. Im entscheidenden Moment konnte sie sich wieder steigern. Ferraris sind nicht gebaut, um im zweiten Gang rumzugondeln.