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Sturzenegger: "Wir könnten noch kaltblütiger sein"
Sina Sturzenegger bestritt mit den Skorps den Superfinal 2021, spielte danach zwei Jahre in Schweden und durfte nun den ersten grossen Final mit Publikum erleben. Nach der bitteren Overtime-Niederlage gegen die Jets nahm sie sich die Zeit, mit uns über das Spiel und die Entwicklung des Emmentaler Teams zu reden.
Blicken wir auf die 60 Minuten. Es war ein attraktives Spiel, beide Teams gingen aufs Feld um vorwärts zu spielen. Hast du das auch so erlebt?
Sina Sturzenegger: Sehr, ja. Ich habe das Gefühl, dass wir sehr gut gestartet sind und Selbstvertrauen mitnehmen konnten. Wir haben diese Woche sehr gut trainiert und wussten, dass wir «All In» gehen können. Wir kamen gut ins Spiel und es gab nicht das übliche Abtasten, wie sonst in so einem Final.
Beide Teams liessen defensiv aber auch wenig zu. Die Tore entstanden durch Konter, durch Deckungsfehler oder durch etwas Glück, wie beim Ablenker zum 3:3-Ausgleich. Viel vorzuwerfen habt ihr euch nicht?
Aus Fehler passieren Tore, wenn es keine Fehler gibt, dann gibt es keine Tore. Wichtig ist es, am Schluss eines mehr zu haben als das andere Team. Ich habe aber auch das Gefühl, wir hätten noch ein bisschen kaltblütiger sein können. Wie haben vieles sehr gut gemacht. In der Verlängerung ist es halt ein Tor, das über Sieg und Niederlage entscheidet und leider fiel dieses nicht für uns.
Kurz zu dir: Du warst 2021 im «Corona-Superfinal» mit dabei und dann zwei Jahre in Schweden. Es war also dein erster Auftritt in einem Final mit so vielen Zuschauern - wie hast du dies erlebt?
Jetzt gerade überwiegt natürlich die Enttäuschung. Aber während dem Spiel war es natürlich der Wahnsinn. Die Energie, die dir das gibt: dafür spielen wir Unihockey, dafür gehen wir 3-4 Mal pro Woche ins Training. Da nimmst du viel Energie mit aufs Feld und es war mega lässig, in so einer Atmosphäre zu spielen.
Damals - es war der erste Final für die Skorps - gab es ein Liniencoaching schlussendlich spielten beide Teams mit zwei Blöcken durch. Heute gingen die Jets im dritten Drittel auf zwei Blöcke runter und ihr seid bei drei Linien geblieben - das zeugt auch von Selbstvertrauen. Ihr wolltet euer Ding durchziehen.
Das ist etwas, was ich wirklich toll finde an unserem Team. Wir haben drei Linien, die ein Spiel entscheiden können. Und ich finde, das soll auch so sein. Du hast so mehr Energie über 60 Minuten, und am Ende kann man ja immer noch reagieren, anders als wenn man schon sehr früh auf zwei Linien umstellt.
Es ist für euch ein leidiges Thema, aber es sind jetzt vier Finalspiele und vier Niederlagen, immer gegen die Jets. Um diese Serie zu durchbrechen, ist es wohl auch wichtig, nicht immer davon zu reden und daran zu denken. Wir lief die Vorbereitung auf das Spiel?
Wir haben einen Mentalcoach, der sehr viel mit uns gearbeitet hat. Für mich persönlich war es kein riesen Thema, da ich zwei Jahre weg war und mit neuer Energie zurückgekommen bin. Für mich hatte das keinen entscheidenden Einfluss. Es ist ein Final, und was vorher war, zählt nicht. Ich habe auch das Gefühl, dass das Team dies gut aufgenommen hat. Es gab doch auch Wechsel und ein neues Teamgefüge über die Zeit.
Man muss dazu auch sagen, dass bei euch heute einige sehr junge Spielerinnen gespielt haben. Nehmen wir nur einmal das Beispiel Corin Haldemann, im April wird sie 17 Jahre alt. Nach der ersten Pause wurde sie aufs Spielfeld geschickt - nervös war sie offenbar nicht?
Sie ist eine, die spielt frisch von der Leber weg und hat einfach Freude am Unihockey. Es ist auch wichtig, dass sie von uns das Gefühl bekommt: Sie darf das, sie soll unbelastet sein. Das kann ein Game-Changer sein. Sie ist für uns mega wichtig, durch die Energie die sie hat und ich muss sagen, ich bin total Fan von ihr.
Wir haben das intakte Selbstvertrauen angesprochen - in einer Woche starten die Playoffs, mit euch ist wieder zu rechnen.
Genau. Wir werden das jetzt verarbeiten, aber es gibt noch einen Titel zu holen dieses Jahr und das ist jetzt das nächste Ziel.