Drama Baby, Drama
In Chur sind die Piranhas dank Fleiss und Initiative zur Nummer 1 in Sachen Unihockey avanciert. Dies soll bald auch in der NLA so sein. Wir haben genug pickti Siacha dafür ist Sabrina Arpagaus überzeugt. Wir haben zum Shooting in den Schnee eingeladen.
Es ist kühl geworden im Churer Rossboden. Schneeflocken tanzen in wildem Samba vom Himmel. In der Dunkelheit stapfen einige weibliche Gestalten auf dem verschneiten Weg zu uns. Drei, vier sind zu erkennen und vor allem zu hören. 20 werden es am Schluss sein, Gina Wegmann, Sportchefin und Mädchen für Alles, bringt den munteren Haufen zur Raison, nachdem die ausgewählte Wiese mit den Autoscheinwerfern ins richtige Licht gerückt wird.. Ruhig erklärt Wegmann den Ablauf des Shooting. Wer will posen, wer will die Schneeballschlacht? und schon beginnt die Diskussion. Erst ein Gruppenfoto im Schnee stoppt diese wieder. Schnell sind alle aufgereiht. Macht vorwärts, es ist kalt, wird das Aufnahmeteam zur Eile gehetzt. Doch der Fotograf lässt sich Zeit, sucht die beste Einstellung und macht Probeaufnahme um Probeaufnahme. Wann sind wir endlich fertig? jammerts weiter. Dann endlich grünes Licht des Knipsers, der erste Teil der Show beginnt. Wie auf Knopfdruck verstummt das Klagen, jede Akteurin holt das süsseste Lächeln hervor. Klick, klick, klick und die Aufnahmen sind im Kasten. Zwei Sekunden später sitzt der Grossteil der Frauschaft wieder im wärmenden Auto, nur die Küken müssen weiter in der Kälte ausharren. Artikel lesen
Drama Baby, Drama
In Chur sind die Piranhas dank Fleiss und Initiative zur Nummer 1 in Sachen Unihockey avanciert. Dies soll bald auch in der NLA so sein. Wir haben genug pickti Siacha dafür ist Sabrina Arpagaus überzeugt. Wir haben diese zum Shooting in den Schnee
TEXT: Reto Voneschen
FOTOS: Erwin Keller
Es ist kühl geworden im Churer Rossboden. Schneeflocken tanzen in wildem Samba vom Himmel. In der Dunkelheit stapfen einige weibliche Gestalten auf dem verschneiten Weg zu uns. Drei, vier sind zu erkennen und vor allem zu hören. 20 werden es am Schluss sein, Gina Wegmann, Sportchefin und „Mädchen für Alles", bringt den munteren Haufen zur Raison, nachdem die ausgewählte Wiese mit den Autoscheinwerfern ins richtige Licht gerückt wird.. Ruhig erklärt Wegmann den Ablauf des Shooting. „Wer will posen, wer will die Schneeballschlacht?" - und schon beginnt die Diskussion. Erst ein Gruppenfoto im Schnee stoppt diese wieder. Schnell sind alle aufgereiht. „Macht vorwärts, es ist kalt", wird das Aufnahmeteam zur Eile gehetzt. Doch der Fotograf lässt sich Zeit, sucht die beste Einstellung und macht Probeaufnahme um Probeaufnahme. „Wann sind wir endlich fertig?" jammerts weiter. Dann endlich grünes Licht des Knipsers, der erste Teil der Show beginnt. Wie auf Knopfdruck verstummt das Klagen, jede Akteurin holt das süsseste Lächeln hervor. Klick, klick, klick und die Aufnahmen sind im Kasten. Zwei Sekunden später sitzt der Grossteil der Frauschaft wieder im wärmenden Auto, nur die Küken müssen weiter in der Kälte ausharren.
„In Chur muss ich niemandem mehr erklären, was Unihockey ist", wird später Brigitta „Gina" Wegmann beim Interviewtermin im warmen Restaurant sagen, als wir auf der Suche nach den Gründen für den Erfolg ihrer Piranhas sind. Die gebürtige Zürcherin kennt sich aus, spielte früher unter anderem für die Jets aus Kloten und für Pixbo aus Göteborg. „Doch nur hier werde ich während den Playoffs von der Kassiererin des Supermarkts angesprochen mit ". Peinlich berührt wird sie davon nicht mehr.
„Nicht nur meine Schüler haben alle Zeitungsauschnitte und Bilder zuhause aufgehängt", erklärt Captain Sabrina Arpagaus nicht ohne Stolz und hängt noch ein weiteres Beispiel für den aktuellen Stellenwert an. „Beim letzten Mittagessen vor einem Spiel erhielten wir eine Menükarte mit dem Vereinslogo und den besten Wünschen für das Auswärtsspiel in Winterthur." Und dass sich nach der Homestory in der Tageszeitung über die finnischen Zwillinge Elina und Karoliina Kujala ein Restaurantbesitzer meldete und einen Job vermitteln wollte, nachdem er gelesen hatte, dass die beiden noch arbeitslos sind, passt hervorragend zum aktuellen Bild. Mittlerweile arbeiten die Beiden in der Mensa des Konvikts der Kantonsschule. „Die Tische werden nun im Sturm abgeräumt", war schon bald auf der Kanti-Webpage zu lesen. Und mit der Konviktleiterin hatten die Piranhas schon bald eine neue Stammzuschauerin.
Trotz kalten Füssen lassen sich die Youngsters den Spass nicht nehmen. Wie im Sandkasten wird der Schnee auf die Stockschaufeln geladen und in die Luft gespritzt. Und schnell sind auch Schneebälle geformt und ein Kreis gebildet, um Teamküken Corin Rüttimann (17) imaginär ins Visier zu nehmen. Auch diese Aufnahme ist im Kasten, ein fliegender Wechsel ist angesagt, die Poser-Gruppe postiert sich auf der Wiese. „Drama Baby, Drama", hallt es lachend aus dem Hintergrund, als sich Géraldine Rossier in bester „Germanys Next Top-Model"-Manier in Pose wirft. Kurzes Gelächter, Konzentration und kritische Blicke beim Kameracheck. „Mein Gott meine Oberschenkel", krächzt es entsetzt aus dem Rund. Und schnell wird nochmal von einem anderen Winkel die Kamera angesetzt. Die nächste Gruppe kann kommen.
„Die Konstanz der letzten Jahre, die Ruhe aus dem Umfeld und vor allem, dass wir seit drei Jahren den gleichen Trainer haben, sind entscheidende Faktoren", zählt Sabrina Arpagaus die Gründe für die positive Entwicklung der Piranhas an. „Früher hatten wir jedes Jahr einen neuen Trainer, die waren zwar fachlich gesehen sehr gut, nur bis ihre Philosophie bei den Spielerinnen in Herz und Blut überging, war die Saison jeweils zu Ende", erinnert sich Brigitta Wegmann. Mit dem Bündner Oberländer Aldo Casanova - vom damaligen Sportchef Beat Boss ohne Wissen der Mannschaft und des Vorstandes von der damaligen Reservemannschaft der Churer Männer verpflichtet - steigerten sich die Churerinnen spielerisch, taktisch, wie auch einstellungsmässig. „Früher waren wir zufrieden, wenn wir die Playoffs nur schon erreichten, heute will jede Spielerin jede Partie gewinnen", zieht Arpagaus den Vergleich zu den Vorjahren.
Die Resultate sprechen für sich. Nach der Playoffteilnahme vor zwei Saison (0:3 im Halbfinale gegen den nachmaligen Europacupsieger Dietlikon), erreichten die Churerinnen in der letzten Saison das Playoff- wie auch das Cupfinale. Nur der Zürcher Europacupsieger bremste den Churer Vorstoss. Dafür lösten die guten Leistungen einen regelrechten Frauen-Unihockeyboom in der Kantonshauptstadt aus. „Ich wurde von Eltern angefragt, ob wir nicht endlich eine eigene Juniorinnen D-Mannschaft stellen können, da ihre Töchter nicht mehr für Chur Unihockey spielen wollten, sondern richtige Piranhas sein wollten." Mit knapp 200 Zuschauern führen die Piranhas auch diese Saison die Zuschauerstatistik souverän an. „Mittlerweile ist der Zuschauerkreis über die drei V's gerückt, immer mehr "Gwunderis" wollen uns sehen."
Auf die „Poser" folgen die „Bösen", schnell wird nochmals das Objektiv der Kamera gewechselt, Nahaufnahmen sind gefragt. „Ich kann doch gar nicht böse schauen", lächelt Michelle Russi treuherzig und versucht zumindest für ein paar kurze Momente einen ernsten Blick aufzusetzen. Derweil beisst Karin Hartmann mit Inbrunst in ihre Stockschaufel. „Wo müssen wir überhaupt hinschauen?" hallt es plötzlich aus dem Rund. „Einfach nicht in die Kamera!" folgt die Antwort der Aufnahmeleitung rasch. Wieder Konzentration und Gelächter nach dem „gut gemacht" des Fotografen. „Können wir jetzt schwimmen gehen?" und schon verschwindet wieder ein Piranha-Schwarm Richtung Schwimmbad.