Ausgabe 158, Dezember 2019 - Saison 2019/2020
Unsere Beste
Skorerwerte können täuschen. Unwichtige Tore in unbedeutenden Spielen können jede Bilanz aufpolieren. Bei Corin Rüttimann täuscht nichts. Sie ist nicht nur die beste Punktesammlerin des Schweizer Nationalteams aller Zeiten (97 Tore und 52 Assists in 105 Länderspielen) - sie skort auch und sogar vor allem dann, wenn es zählt. Ihre unfassbare WM-Bilanz: Assist im Halbfinal und Tor im Final an der U19-WM 2008 (Gold). Tor im Halbfinal und Final der A-WM 2009 (Silber). Tor im Bronzespiel der WM 2011, Assist im Bronzespiel der WM 2013, Tor im Halbfinal und Assist im Bronzespiel der WM 2015, ein Tor im Halbfinal und drei Tore im Bronzespiel der WM 2017 in Bratislava. „Ich liebe Alles-oder-Nichts-Spiele, wenn alle nervös sind, wenn ein Tor eine riesige Bedeutung haben kann", sagt die 27-jährige Bündnerin. Dass sie gleich anfügt, man könne ihr vorwerfen, in weniger wichtigen Partien nicht mit der gleichen Entschlossenheit ans Werk zu gehen, zeigt ihre Einstellung. Sie ist mit dem Erreichten nie zufrieden, will immer noch mehr. Das Mindset einer Leistungssportlerin.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Vollblut-Tiger
Yannick Glauser gehört als waschechter Emmentaler bei den Tigers Langnau zum Inventar. Er ist einer der Teamleader, die den Cupsieger diese Saison zurück in die Playoffs führen sollen.
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Faluns Talent
Der 18-jährige Malte Lundmark bestreitet bereits seine dritte Saison in der schwedischen Superligan. Der Falun-Stürmer wandelt auf den Spuren Alexander Galante Carlströms und schickt sich an, einer der nächsten Weltstars werden.
Artikel lesenDer 18-jährige Malte Lundmark bestreitet bereits seine dritte Saison in der schwedischen Superligan. Der Falun-Stürmer wandelt auf den Spuren Alexander Galante Carlströms und schickt sich an, einer der nächsten Weltstars werden.
Die grossen Namen von IBF Falun sind weitherum und seit Jahren bekannt, Alexander Galante Carlström und Rasmus Enström die berühmtesten. Doch Falun, das die beiden letzten Meisterschaften im Endspiel gegen Storvreta verlor, bastelt bereits eifrig an einer (noch) erfolgreicheren Zukunft. Zahlreiche Teenager kommen in dieser Saison regelmässig zum Einsatz, darunter der 18-jährige linke Flügel Malte Lundmark.
Wenn Falun zum offensiven Tanz lädt, müssen sich die Gegner warm anziehen - auch in diesem Herbst schreiten die beiden Finalisten der letzten Jahre in der SSL vorneweg. Mittlerweile konnte es sich Trainer Thomas Brottman sogar leisten, Rasmus Enström zum Verteidiger umzuschulen. Dabei handelt es sich immerhin um einen Teil des weltbesten Angriffsduos des letzten Jahrzehnts, gemeinsam mit dem derzeitigen Liga-Topskorer Alexander Galante Carlström (11 Spiele, 28 Tore, 7 Assists). Obwohl Malte Lundmark wie Galante Carlström linker Flügel ist, bezeichnet er Rasmus Enström als sein grösstes Vorbild im Unihockey - gemeinsam mit Mika Kohonen. „Schon als kleines Kind verfolgte ich Enström - umso schöner war es, ihn auf einmal im selben Verein, im selben Team zu erleben. Das war ein ehrfürchtiger Moment", erinnert sich Lundmark.
Seine Stärken sieht der Rechtsausleger im offensiven Bereich: „Ich habe einen guten Schuss, aber auch ein gutes Auge für die Mitspieler. Ich probiere mit dem Ball immer gefährlich zu sein und technisch bin ich sicher sehr stark", gibt sich der 18-jährige unbescheiden. Tatsächlich scheint Lundmark auf dem Feld einen „sechsten Sinn" dafür zu haben, wohin der Ball sich bewegen wird - und schliesst die Aktionen bevorzugt mit seinem ebenso harten wie präzisen Schuss ab. „Schwächen habe ich bisher im physischen Bereich. Ich möchte noch kräftiger, noch robuster werden", sieht Lundmark auch Verbesserungspotenziel. Dementsprechend legte er sich im Sommer ins Zeug: „Nach zwei Finalniederlagen möchte ich dazu beitragen, dass sich Falun endlich den Titel zurückholt. Im Sommer investierten wir sehr viel in die Physis."
Polysportives Talent
Malte Lundmark zog im Sommer 2017 aus seiner Heimatstadt Örebrö in das rund 150 Kilometer nördlich gelegene Falun - natürlich in erster Linie wegen dem Unihockey. Daneben geht der 18-jährige ans Gymnasium. Dabei wuchs Lundmark wie viele Schweden äusserst polysportiv auf und entschied sich erst im Alter von 15 Jahren für Unihockey als Sportart Nummer eins - denn auch im Fussball sei er stark gewesen, versichert er uns.
In seiner ersten SSL-Saison wurde Lundmark als Rookie des Jahres ausgezeichnet. Mittlerweile ist er aus Faluns Stammformation bereits nicht mehr wegzudenken - mit 19 Skorerpunkten aus 11 Spielen liegt er Ende November auf dem 12. Platz der SSL-Skorerliste, teamintern ist er damit der viertbeste Punktesammler. Maltes zwei Jahre älterer Bruder Emil Lundmark folgte ihm diesen Sommer nach Falun. Beim Stammverein Örebrö gehörte der Verteidiger zu den besten Skorern, konnte den Abstieg in die Allsvenskan im vergangenen Frühling jedoch nicht verhindern. Bei Falun können sich die Brüder nun in eine andere Richtung orientieren. „Storvreta und wir sind eindeutig die beiden besten Teams der Liga - und gemeinsam mit Classic die besten drei Vereinsmannschaften der Welt", ist Lundmark überzeugt. Es gibt wenig Gründe, dieser Einschätzung zu widersprechen.
Nationalteam noch kein Thema
Trotz der extremen Dichte an Talenten in Schweden erstaunt es, dass sich Lundmark noch weit von Schwedens Nationalmannschaft entfernt sieht und erst 2018 erstmals für die U19-Auswahl aufgeboten wurde. An der EFT im November schenkte er den Schweizer Junioren beim 10:6-Sieg der Schweden übrigens zwei Tore ein. „Mein Ziel lautet, in etwa drei Jahren mal mit dem Nationalteam spielen zu können", gibt sich der Youngster bescheiden. Zum Vergleich: Der neun Monate jüngere Tscheche Filip Langer hat bereits zwei U19- und eine A-WM bestritten. Im Mai 2019 musste sich Lundmark Langers Tschechen im Final der U19-WM sang- und klanglos mit 2:8 geschlagen geben.
Es scheint in Schweden weiter üblich zu sein, an den bisherigen Nationalspielern festzuhalten, statt junge Wilde ins kalte Wasser zu werfen. Auch an den U19-Titelkämpfen ist kaum je ein „Under Ager" mit dabei - dabei wäre nach zuletzt vier Finalniederlagen an den letzten sechs Weltmeisterschaften (bei der U19 gab es seit 2009 gar nur noch einmal Gold) vielleicht langsam die Zeit reif, sich auf die Generation nach Galante Carlström, Enström oder Kim Nilsson zu fokussieren.
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Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Jana Putzi (Piranha) und Christoph Reich (Chur), unihockey.ch vor zehn Jahren, Schweizer Organisator am Canada Cup, fünffache Intraina. Dazu wird gut gebrüllt.
Unsere Beste
Die Erwartungen an Corin Rüttimann vor der Heim-WM sind turmhoch. Es trifft sich gut, dass die Bündnerin in solchen Momenten aufblüht.
So wollen wir Corin Rüttimann und die Schweizer Nati in Neuenburg jubeln sehen. (Bild: Erwin Keller)
All-In
Die Schweizer Frauen-Nati kämpft in Neuenburg um Edelmetall. Das erfahrenste Team aller Zeiten soll es in der Romandie richten.
Im Taxi mit Lundin
Oscar Lundin coachte innerhalb von 24 Stunden zwei Teams in drei Spielen in zwei Ländern.
Um all seinen Verpflichtungen nachzukommen war Oscar Lundin jedes Reisemittel recht. (Biid: Damian Keller)
Der Vollblut-Tiger
Yannick Glauser ist bei den Tigers einer der Leader, die den Cupsieger in die Playoffs führen sollen. Der Emmentaler spielt daneben sogar noch in einem zweiten Nationalliga-Team.
Vonis Dessert
Reto Voneschen schaut ganz weit nach vorne.
Aufbruch in Südamerika
Unihockey für Strassenkinder - wie Unihockey beitragen kann, der Bandenkriminalität zu entkommen.
Erfolgreich umgesattelt
Thurgaus Stürmer Valtteri Viitakoski, Sohn des ehemaligen NHL-Cracks Vesa Viitakoski, setzt erst seit drei Jahren voll auf Unihockey. So richtig auf den Geschmack kam er an der WM in Riga, als er für Kanada auflief.
Valtteri Viitakoski schoss bisher in der NLB so viele Tore wie sonst niemand. (Bild: Sandro Schmuki)
EFT in Finnland
Nati-Trainer David Jansson konnte ein Jahr vor der WM neue Elemente in das Schweizer Spiel einfliessen lassen und Linien testen.
Lara in Göteborg
Heini in der WM-Blase - und wohin mit dem Handy in Neuenburg?
Gebremste Dominatoren
In der 1. Liga Kleinfeld kassierten die Favoriten in beiden Gruppen überraschende Niederlagen. Der Stand der Dinge in der höchsten Kleinfeld-Liga der Schweiz.
White Horse Lengnau bezwang Meister Blau-Gelb Cazis. (Bild: Dieter Meierhans)
Jonathan Nilsson
Der Helsingborg-Stürmer begrub seine WM-Hoffnungen im Rasen. Die Strafe folgte auf dem Fuss.
Malte Lundmark
Faluns Ausnahmetalent ist auf dem Weg zum Weltstar. Für manche ist der 18-Jährige schon jetzt besser als Alexander Galante Carlström.