Ausgabe 223/24, Mani/Juni 2025 - Saison 2024/2025
Spektakel
Bisher gibt es im Unihockey noch keine Langzeitstudien über gesundheitliche Spätfolgen einer langen Karriere. Wenn eines Tages einmal Spielerinnen der Kloten-Dietlikon Jets untersucht werden, müssten sich Abnützungserscheinungen im Bereich der Schultern zeigen - das ständige Stemmen von Meisterpokalen wird Spuren hinterlassen. Die Jets standen beim zehnten Superfinal zum zehnten Mal auf dem Platz und feiert in Fribourg den sechsten Meisteritel in Folge. Dass sich Zug United - nach dem Abgang der Stars Isabelle Gerig und Corin Rüttimann - wie im Vorjahr erneut für den Superfinal qualifizieren würde, war so hingegen nicht zu erwarten gewesen. Die Zentralschweizerinnen nahmen mit Piranha Chur und Skorpion Emmental zwei namhafte Hürden, während die Jets mit den Red Ants und BEO kurzen Prozess machten. Nach dem Penalty-Krimi bei der Fribourg-Premiere vor einem Jahr wurden Zug diesmal aber die Grenzen aufgezeigt. Mit Ausnahme von Denisa Ratajova gab die Offensive zu wenig her, um den Titelverteidiger ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Der Volleytreffer Nina Metzgers zum 2:1 war ein echtes Statement, der Shorthander Vanessa Schmukis zum 3:1 dämpfte Zugs Hoffnungen weiter. Ratajova hielt ihre Farben mit dem 4:2 in der 36. Minute noch etwas am Leben. Aber die Jets dachten nicht daran, im Schlussdrittel den knappen Vorsprung nur verwalten zu wollen. Sie spielten weiter direkt nach vorne und machten innerhalb von vier Minuten durch Noomi Überschlag, Lea Suter und Marcia Wick (nach zehn Sekunden Powerplay) den Sack zu. Die restlichen Treffer zum finalen 9:2 waren nur noch Zugabe.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Es VAR einmal
Wie sinnvoll ist der Einsatz von Video-Reviews im Unihockey? Ein Blick auf die Top-Nationen zeigt: Während in der Schweiz ab nächster Saison die nachträgliche Sanktionierung von Vergehen getestet wird, ist in Tschechien der Einsatz während des Spiels bereits beschlossene Sache.
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Heim-WM mit Happy End
Publikumserfolg, Medaille für die Schweiz - doch alles hing an einem seidenen Faden. Nach der stimmungsvollen U19-WM bleiben sportliche Fragen offen.
Artikel lesenPublikumserfolg, Medaille für die Schweiz - doch alles hing an einem seidenen Faden. Nach der stimmungsvollen U19-WM bleiben sportliche Fragen offen.
Heim-Weltmeisterschaften ohne Medaillen sind ein Graus. Egal, wie zahlreich die Fans aufmarschieren oder wie gut die Organisation war - ohne Edelmetall für das Heimteam bleibt ein bitterer Nachgeschmack. A-WM der Männer 2004 in Kloten, U19-WM der Männer 2007 in Kirchberg, A-WM der Frauen 2011 in St. Gallen, U19-WM der Frauen 2018 in St. Gallen, A-WM der Männer 2022 in Zürich - vor der aktuellen U19-WM holte die Schweiz an acht Heimturnieren fünfmal Leder. Drei Medaillen entsprechen einer mageren Quote von 37%. Da die Medaillenausbeute bei Weltmeisterschaften in anderen Ländern in den letzten Jahren zwar gesunken ist, aber immer noch bei 58% steht, machte längst der Begriff „Heim-Nachteil" die Runde. Offenbar sorgen Titelkämpfe auf heimischem Boden im Schweizer Lager eher zu überhöhten Erwartungen und Verkrampfung als zu einem positiven Leistungsschub.
Daher durfte vor der U19-WM 2025 zurecht die Frage in den Raum gestellt werden: Ist es sinnvoll, mit der Swiss Life Arena am Finalwochenende die grösstmögliche Bühne zu wählen? Im Nachhinein lässt sich sagen: Ja. Bezüglich Fans wurde ein einsamer Weltrekord für Nachwuchs-Weltmeisterschaften aufgestellt und die Medaillquote an Heimturnieren stieg auf 44%. Dank Julian Eglis „100'000-Franken-Tor" im letzten Gruppenspiel gegen Lettland und Schweden, das im Penaltyschiessen des Bronzespiels dreimal das Tor nicht traf.
Retter Egli
Das Finalwochenende in der Arena in Zürich Altstetten sei das «Dessert», sagte Cheftrainer Olli Oilinki vor Turnierbeginn in einem Interview. Nach Silber 2023 und einer starken WM-Kampagne mit positiven Resultaten sei die Erwartungshaltung hoch - zuerst gelte es aber, sich auf die Gruppenspiele zu konzentrieren, so der Finne. Seine Worte drohten zur bösen Vorahnung zu werden. Gegen Schweden waren die Schweizer lange das bessere Team, verspielten ihre Führung aber unnötig und mussten am Ende froh sein, dass Lian Schefer in Unterzahl noch zum 5:5 traf. Derselbe Schefer war auch einen Tag später gegen Norwegen im Boxplay erfolgreich und erzielte das wichtige 3:0. Als die Skandinavier im Schlussdrittel verkürzten, kam für 63 Sekunden etwas Nervosität auf, ehe Captain Anderegg für das 4:1 sorgte. Es sollte der letzte Sieg nach 60 Minuten bleiben.
Es folgte das abschliessende Gruppenspiel gegen Lettland, seit der letzten U19-WM ohne offizielle Länderspiele - vermutlich wegen finanzieller Engpässe. Ein Sieg mit drei Toren Differenz hätte den Gruppensieg eingebracht. Doch nach gutem Start mit drei Powerplay-Toren kippte die Stimmung im zweiten Abschnitt. Nun zeichneten sich die Letten in Überzahl aus, mit 3:3 ging es ins Schlussdrittel. Plötzlich wurde allen Anwesenden bewusst: Wenn Lettland gewinnt, verpasst die Schweiz den Halbfinal. Dennoch standen die Balten nur in der Defensive, liessen die Schweizer anrennen - und verzweifeln. In Unterzahl gelang den Balten der erstmalige Führungstreffer. Erst 25 Sekunden vor Schluss konnte die Schweiz durch Julian Egli ausgleichen und sich mit einem tiefblauen Auge in den Halbfinal retten. Da rund die Hälfte aller Tickets für die Swiss Life Arena erst im Verlauf des Turniers abgesetzt wurden, nannten Verantwortliche von swiss unihockey Eglis Tor den „100'000-Franken-Treffer". Wir werden nie erfahren, wie die Fankulisse in Altstetten ohne Schweizer Beteiligung in den Medaillenspielen ausgesehen hätte.
Den ganzen Text und die Stimmen zur WM lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Aargauer in fremden Diensten, Jets streuen Kerne, Sjögren mag asiatisches Essen. Dazu wird gut gebrüllt.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Karin Schlumpf (Nesslau) und Eetu Vehanden (Thurgau) kurz persönlich.
Albin Sjögren beim TV-Interview nach dem Titelgewinn. (Bild: Dieter Meierhans)
Spektakel in Fribourg
Kantersieg der Jets, Zug United rettet eine Führung über die Ziellinie - die Meister der Saison 2024/25 sind nach zwei torreichen Duellen dieselben wir vor einem Jahr.
Trophäenjäger
Eine meisterliche Übersicht über die Gewinner der Saison 2024/25.
Thurgaus U18-A-Junioren sind Meister.
Frischer Wind und neue Köpfe
Im Bündner Unihockey bricht eine neue Ära an. Der Fusionsverein Floorball Chur United will zurück an die Spitze. Helfen sollen professionelle Strukturen und eine schmucke neue Sporthalle.
Tiger im Tank
Thomas Gfeller fiel seit 2019 zweimal über ein Jahr lang verletzungsbedingt aus. Diese Saison führte er die Tigers als Antreiber und Center der Paradelinie und mit so vielen Toren wie noch in den Superfinal.
Thomas Gfeller im Playoff-Modus und vor allem gesund. (Bild: Dieter Meierhans)
Grosse Namen
Vier Schweizer Nationalspielerinnen und viel Verkehr aus Schweden und Finnland - die Silly Season der Frauen hat einiges zu bieten.
Silly Season Männer
Die vorläufige Bilanz des Transfergeschehens zeigt: Es kommt eine Ladung neuer Stars ins Land. Zu Erschütterungen in der Rangliste dürfte dies jedoch nicht führen.
Ludwig Persson, Wilers neuer Weltmeister. (Bild: Dieter Meierhans)
Es VAR einmal
Wie sinnvoll ist der Einsatz von Video-Reviews im Unihockey? Ein Blick auf die Top-Nationen zeigt: Während in der Schweiz ab nächster Saison die nachträgliche Sanktionierung von Vergehen getestet wird, ist in Tschechien der Einsatz während des Spiels bereits beschlossene Sache.
Aussreisser
In den 21 Jahren seiner Existenz hat sich Floorball Uri stets weiter hoch gearbeitet. Nach dem Aufstieg der Frauen in die UPL soll die Angewöhnung ans höchste Niveau langfristig erfolgen.
Ott und Uri steigen auf. (Bild: Michael Peter)
Heim-WM mit Happy End
Publikumserfolg, Medaille für die Schweiz - doch alles hing an einem seidenen Faden. Nach der stimmungsvollen U19-WM bleiben sportliche Fragen offen.
Vom Schullager zum Höhenflug
Die U19-Junioren sind das erste Team aus Spanien, das sich für eine Unihockey-WM qualifizierte. Die Iberer überraschten mit drei Siegen aus vier Spielen und verpassten nur wegen dem Torverhältnis die Playoffs.
Beide Schweizer Gold-Teams der 3v3-WM auf einen Blick. (Bild: Markus Aeschimann)
2 x Gold bei 3v3
Zwei Weltmeistertitel für das gleiche Land an einem Tag gab es im Unihockey noch nie. Die Schweizer Kleinfeld-Auswahlen schafften dieses Kunststück an einem farbenfrohen Event.
Los primeros
Mit Kolumbien nahm zum ersten Mal ein südamerikanisches Team an deiner Unihockey-WM teil. Mit viel Leidenschaft eroberten die Latinos die Herzen des Publikums.
Kolumbien schreibt Geschichte und nahm als erstes lateinamerikanisches Team an einer WM teil. (Bild: IFF)
Mehr als Flagge gezeigt
In der Heimat herrscht seit über drei Jahren Krieg, trotzdem traten zwei ukrainische Teams an der 3v3-WM in Winterthur an. Da rückt der sportliche Aspekt für einmal in den Hintergrund.
Im Land des Fussballs
Seit 2010 betreibt der Verein Unihockey für Strassenkinder in Brasilien Projekte. In diesem Frühjahr ging ein kleines Einsatzteam auf Spurensuche. Ein Stimmungsbericht.
Kolumne
Vamos Colombia.