03.
2014
Pumas spektakulär zum Ligaerhalt
Die Zürich Oberland Pumas zündeten ein Feuerwerk, wobei nur das Schlussbouquet zu überzeugen vermochte. Mehrheitlich dominante Winterthurer wurden während vier Minuten vorgeführt und abgefertigt. Ohne Torhüter schossen sich die Gäste aus dem Oberland in die Verlängerung. Unglaubliche drei Tore bei 6 gegen 5. Der Ligaerhalt, der in diesem Match eher unverdient zustande kam und die Nerven immens strapazierte, ist geschafft. Die Pumas spielen auch nächste Saison in der ersten Liga.
Fünf Mal standen sich Winterthur United und die Pumas bereits gegenüber. Jedes Mal kam der Sieger aus dem Oberland. Mit diesem Selbstvertrauen und leichter Arroganz stiegen die Gäste ins Spiel. Bis zum ersten Tor dauerte es knapp 18 Minuten. Schaub erzielte den Führungstreffer für die Hausherren. 1:0 ein verdientes Resultat, welches gut und gerne auch hätte höher ausfallen können. Zu passiv waren die Gäste, zu viele individuelle Fehler und mangelnde Kampfbereitschaft. Was während der Saison sicher reichen würde, ist in den Finalspielen schlicht zu wenig. So fand das Spiel seine Fortsetzung.
Die Winterthurer waren dominant und kämpften bis zum umfallen. Die verunsicherte Mannschaft aus den letzten Spielen war nicht wieder zu erkennen. Jeder Prellball, jeder Abpraller, alles landete auf der Schaufel der Winterthurer. Beängstigende Stärke des Schlusslichts. Ein letztes Aufbäumen, oder doch die Wende in dieser Serie? Im zweiten Drittel konnten die Winterthurer ihre Vorteile auch in Tore ummünzen. Huber, Suter und Casagrande brachten die mehrheitlich vom Gästeteam rekrutierten Fans an den Rand der Verzweiflung. Konsternierte Blicke auf der Tribüne und auf der Spielerbank waren die Folge. Man wähnte sich im falschen Film. 4:0 für den klaren Aussenseiter. Ein Debakel schien sich abzuzeichnen. Nach 38 Minuten war es Roman Kläger der einen Funken Hoffnung zurück brachte. Er durchbrach den Bann und erzielte das erste Pumas-Tor. Doch Winterthur United spielte weiter hervorragend. Mit dem 5:1 nach 35 Minuten schien die Partie entschieden. Wie ein gefangener Puma im Zoo, fehlte den Gästen heute die Angriffslust. Das Glitzern in den Augen der Raubkatze erlosch, die freie Wildbahn schien aus den Erinnerungen zu verschwinden. Zu stark schien die Kette, die das Heimteam den Pumas um den Hals gelegt hatte.
Im letzten Drittel wollte man nochmals alles versuchen. Zu Verlieren gab es heute nichts mehr. Das 5:2 durch Jonas Jaggi in der 46. Minute brachte wieder Hoffnung. Nun wurden die Gäste stärker und es gestaltete sich ein offenes Spiel. Der Ball wollte jedoch nicht ins Tor. Vier Minuten vor dem Ende zog Jürg Hosig sein letztes Ass aus dem Ärmel. Schon früh wurde der Torhüter rausgenommen. Eher Hoffnung als Überzeugung war dem gesamten Team anzusehen. Doch die Unsicherheit sollte unbegründet sein. Die Zuschauer kamen in den Genuss eines Krimis, den Alfred Hitchcock nicht besser hätte erfinden können. 195 Sekunden vor dem Ende erzielte Müller mit einem herrlichen Volley das 5:3. 86 Sekunden später war Pavoni an der Reihe, 5:4. 109 Sekunden blieben. Immer noch in numerischer Überzahl spielten die Zürich Oberland Pumas ihr bestes Unihockey. Wer die ersten 50 Minuten gesehen hatte schien nun zu träumen. Die unbestechlich agierenden Winterthurer waren plötzlich wieder verunsichert und brachten kaum einen Fuss vor den anderen. Mit der Schlusssirene gelang dem Oldie Thomas Zuppinger der Ausgleich. 59:59 zeigte die Uhr als er einen Lattenknaller in mehreren Anläufen über die Linie drückte. Der Jubel kannte keine Grenzen. Das Feld wurde gestürmt, die Verlängerung war Tatsache. Doch gewonnen war noch nichts. Hilfe bekam man jedoch vom Heimteam, das verständlicherweise mit den Nerven am Ende war und in den Emotionen das eigene Tor wegspedierte und den Schiedsrichter fast ansprang. Wer wollte es ihnen verübeln. Zu hart war das Geschehen auf dem Feld, unfassbar. Dieser Emotionsausbruch kostete die Hausherren Strafen. In Unterzahl mussten sie die Verlängerung im Sudden Death-Modus in Angriff nehmen. Nach 61:52 Minuten beendete Gahlert das Spektakel mit einem Weitschuss ins linke untere Eck.
Die Fans durften eine Sensation miterleben. Viele Zuschauer und Spieler waren in Gedanken schon im entscheidenden dritten Spiel. Das faszinierende Schlussinferno der Gäste war jedoch zu viel des Guten. Dramatik pur liess den NLA-Cupfinal des Vortages in Vergessenheit geraten. Sichtlich sprachlos war man auch nach dem Schlusspfiff auf beiden Seiten. Die Winterthurer konnten es kaum fassen wie nonchalant die Führung verspielt wurde. Die Zürich Oberland Pumas ihrerseits wussten, dass dieser Sieg heute eigentlich nicht verdient gewesen wäre. Trotzdem, wenn vier Minuten Weltklasse-Unihockey für einen Sieg reichen, müssen sich die Winterthurer an der eigenen Nase nehmen. Aus ihrer Sicht bleibt sicher der erste Teil des Spiels positiv in Erinnerung. Dies dürfte Kraft geben um den Ligaerhalt im Direktvergleich mit dem Sieger der 2. Liga zu erkämpfen. Die Pumas wünschen den Winterthurern viel Erfolg in dieser Serie und hoffen auch in der nächsten auf solch umkämpfte und nervenzerreissende Duelle. Mit einer solchen Leistung sollte das Unterfangen realisierbar sein.
Was für ein Spiel. Auch bei den Pumas konnte man das Geschehene erst nach geraumer Zeit so richtig fassen. Die Verarbeitung dieses Erfolges wird vermutlich noch einige Tage in Anspruch nehmen. Unglaublich!
UHC Winterthur United - Zürich Oberland Pumas 5:6 n.V. (1:0, 3:1, 1:4, 0:1)
Oberseen (Winterthur). - 110 Zuschauer. - SR Fässler/Schläpfer.
Tore: 17:58 Schaub 1:0. 22:28 Huber (Casagrande) 2:0. 24:14 Suter (Studer) 3:0. 35:36 Casagrande (Lienhard) 4:0. 38:33 Kläger (Gahlert) 4:1. 44:13 Müller 5:1. 45:40 J. Jaggi (Locher) 5:2. 56:45 Müller (Widler) 5:3. 58:11 Pavoni (Müller) 5:4. 59:59 Zuppinger 5:5. 61:52 Gahlert (Widler/Ausschluss Suter) 5:6.
Bemerkungen: ZO Pumas ab der 56. Minute ohne Torhüter (drei Tore).