04.
2018
"Haben uns mehr hinterfragt"
Piranha Chur sinnt im Superfinal vom Sonntag auf Revanche, will um jeden Preis den im letzten Jahr an Dietlikon verlorenen Meistertitel zurückholen. Ein Eckpfeiler im Spiel der Bündnerinnen ist Torhüterin Lara Heini. Sie befindet sich in bestechender Form, sieht für das entscheidende Spiel aber keinen Favoriten.
Lara Heini, nach einer titellosen letzten Saison hat sich Piranha Chur in dieser Spielzeit wieder zurückgemeldet. Man darf bis jetzt wohl ein positives Fazit ziehen?
Lara Heini: Schon der Start ist uns mit dem Sieg im Supercup optimal gelungen. Danach konnten wir uns in gewissen Bereichen während der Saison steigern, schalteten im Cup-Halbfinal mit einer guten Leistung Dietlikon aus. Auch im Final stimmte dann die Leistung.
Im Halbfinal tat man sich gegen die Red Ants jedoch schwerer, als angenommen.
Ja, aber mir war das eigentlich recht. Ich fand es gut, dass die Spiele eng und bis zum Schluss umkämpft waren. Lieber so, als wenn wir einfach durchmarschiert und nicht gefordert worden wären.
Mit dem Toreschiessen tat man sich gegen Winterthur etwas schwer.
Weil die Red Ants in der Defensive sehr gut gespielt haben. Es war schwierig, gegen sie viele gute Tormöglichkeiten herauszuspielen, weil sie sehr kompakt standen und die Räume eng machten. Zudem haben sie sehr viele Schüsse geblockt, das machte es nicht so einfach. Aber: wir fanden auch in engen Spielen irgendwie einen Ausweg. Das gibt für den Superfinal ein gutes Gefühl.
Es macht ganz den Eindruck, als sei in Chur der Hunger nach Titeln wieder zurückgekehrt?
Wenn es gut läuft - man wie wir fünf Meisterschaften hintereinander gewinnt - besteht die Gefahr, dass man in der Saisonnachbetrachtung gewisse Sachen, die eigentlich gar nicht so gut waren, wie verdrängt oder sie nicht richtig wahrnimmt. Wenn man verliert, sucht man dagegen überall den Fehler. Das war bei uns nach dem letztjährigen Superfinal der Fall. Wir haben uns mehr hinterfragt, weshalb der Hunger nun auch wieder grösser ist.
Chur gegen Dietlikon, dieses Duell wurde in den letzten Jahren zur Gewohnheit, wenn es um die Meisterschaftsentscheidung ging. Man kennt sich praktisch in- und auswendig, jemanden zu favorisieren fällt schwer.
Das sehe ich auch so. Ich schätze die Chancen 50 zu 50 ein. Unsere Spielanlagen gleichen sich. Dietlikon spielt sehr strukturiert und verfügt vor allem in der Offensive über starke Einzelspielerinnen - wir aber auch. Und wir haben wohl etwas mehr Breite im Kader. Ich bin selber überrascht, wie rasch sich die jungen «2000er» wie Luana Rensch oder Nicole Capatt in unserem Spiel integriert haben.
Also gehst du von einem engen Spiel aus?
Das ist durchaus möglich, ja.
Auch du darfst auf eine persönlich erfolgreiche Saison blicken. Es scheint, als würdest du seit der WM in Bratislava von einer Welle getragen werden.
Bis jetzt bin ich ziemlich zufrieden. Die WM hat mir tatsächlich Auftrieb gegeben. Ich durfte nicht davon ausgehen, dass ich angesichts der starken Konkurrenz das Turnier als Nummer 1 bestreiten werde. Nach dem ersten Spiel lief es immer besser, das hat mein Selbstvertrauen natürlich gefördert und half mir auch in der Meisterschaft.
Nun stehst du vor deinem vierten persönlichen Superfinal. Nervös?
(lacht) Bei mir braucht es viel, um mich aus der Ruhe zu bringen. Meine Mutter ist da viel nervöser als ich. (lacht)
Seit dem letzten Ernstkampf sind zwei Wochen vergangen. Ist es nicht schwierig, so den Rhythmus in den Trainings hochzuhalten?
Optimal ist es nicht, ein Nachteil aber auch nicht. Denn es ist ja für beide Teams gleich. Im Halbfinal kam erstmals so etwas wie Playoff-Stimmung auf, der Rhythmus war gut. Am liebsten hätte ich gleich am nächsten Wochenende weitergespielt. Aber es ist nun mal so.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die Anspielzeit von 12:00 Uhr.
Auch mit dem müssen wir umgehen können. Wir haben uns entschieden, bereits am Samstagabend nach einer Trainingseinheit in Chur nach Zürich zu reisen und dort zu übernachten. Sonst wäre es mit Morgenessen und Anreise schon etwas knapp geworden.
Vor zwei Jahren ging der Superfinal bis ins Penaltyschiessen. Bereit für ein solches Szenario?
Immer (lacht). Explizit trainiert habe ich dies aber nicht. Ich mag es nicht so, wenn man eine bestimmte Reaktion auf eine Situation vorausplant und höre lieber auf mein Gefühl. Ausserdem hoffe ich, dass wir das Spiel schon vor dem Penaltyschiessen entscheiden können.