12.
2015
Malanser Knall mit Ansage
Die sofortige Entmachtung des schwedischen Trainers Daniel Hahne bei Alligator Malans warf letzte Woche hohe Wellen. Die Malanser Verantwortlichen wollen nun nur eines: Dass Ruhe einkehrt.
Nachdenklich stochert Daniel Hahne in seiner Kaffeetasse. «Manchmal geht es schnell», sinniert der Schwede, «eben war ich noch Trainer des Jahres, nun muss ich gehen». 78 Tage lagen nur zwischen der Übergabe des Preises beim Supercup zwischen Meister Wiler-Ersigen und Cupsieger Alligator Malans im Zürcher Hallenstadion und der Freistellung letzten Montag. Eine erstaunliche Fallhöhe.
Enttäuscht sei er, sagt Hahne bedrückt, er wisse ja, dass er kein einfacher Mensch sei, aber gleich freigestellt. Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. «Wir hatten unterschiedliche Ziele», sucht er nach Gründen, «wollen wir, also Alligator Malans, besser werden, muss mehr trainiert werden». Er wollte den Hebel ansetzen, noch mehr aus den Trainings herausholen, noch mehr Leistung aus den Überfliegern der letzten Saison herauskitzeln, den Abstand zu Branchenleader Wiler-Ersigen weiter verkürzen.
Kein Vertrauen mehr
Die Mission scheiterte grandios. Der Grund ist relativ einfach. Hahne hatte zwar hohe Ziele, die Mannschaft erreichte er aber nicht mehr. Wieso es dazu kam, ist eine lange Geschichte. «Fachlich können wir ihm gar nichts vorwerfen», bekräftigt Sportchef Thomas Hitz, Hahne habe viel gute Ideen gehabt. Gescheitert ist der Schwede aber am Umgang mit den Spielern. Anders als sein Vorgänger Akseli Ahtiainen holte Hahne die Führungsspieler nicht mit ins Boot, sprich zog sie nicht in seine Vorstellungen mit ein. Die Meinungen der Spieler wurden zwar eingeholt, am Schluss zählte aber nur eine: Hahnes eigene. Das mag zwar konsequent sein, beschleunigt aber die Halbwertzeit um ein Vielfaches. Auch wenn es nach Floskel tönt - am Schluss standen grosse Teile der Mannschaft nicht mehr hinter dem sturen Schweden.
Überraschend kam die Trennung nicht. Bereits seit Wochen wurden Massnahmen eingeleitet, um die verfahrene Situation zu klären. Die Stimmung im Team sank aber weiter in den Keller, «am Schluss war es nur noch eine Zweckgemeinschaft», musste Hitz ernüchtert feststellen. Vorletzte Woche wurde der Entscheid Contra Hahne gefällt, der Auftritt bei Schlusslicht Waldkirch-St.Gallen mit der blamablen 1:5-Niederlage quasi die Bestätigung der Richtigkeit der Entlassung. «Das waren höchstens noch 50 Prozent der möglichen Leistung», sagt Hitz kopfschüttelnd.
Erste Trainer-Entlassung seit 21 Jahren
In vielem glich sich die Beziehung zwischen Hahne und den Alligatoren einer Liebesbeziehung. Nach den physisch strengen Jahren unter Ahtiainen gewann der Schwede die Herzen der Spieler, als er im vorletzten Sommer statt zu stundenlangen Waldläufen plötzlich zum Hallentraining rief. Doch nachdem die rosa Wolken verzogen waren, fiel es beiden immer schwerer, die «Fehler» des anderen zu übersehen. Die ehemals «jungen Wilden» waren zu Nationalspielern gereift und wollten auch als solche behandelt werden. Und nicht mehr blindlings jeden Befehl schlucken. «Fehler haben alle gemacht», sagt Hitz, den die Trennung schmerzt. Die erste in seiner Amtszeit, bei Alligator Malans wurde seit 21 Jahren kein Trainer mehr vorzeitig freigestellt.
Langfristige Lösung gesucht
Vorerst übernehmen nun die bisherigen Assistenten Patrick Britt und Peter Lüthi. Eine logische und risikolose Lösung: Das Duo kennt Liga, Verein und Mannschaft in-und auswendig, Britt ist seit 14 Jahren im Malanser Staff, Lüthi seit drei, zuvor spielte er von 1998 bis 2011 in der NLA. «Wenn es keine bessere Lösung gibt, bleiben beide bis Ende Saison», sagt Sportchef Hitz, der seit letztem Montag aber auf Trainersuche ist. «Verpflichten werden wir aber nur eine langfristige Lösung», bekräftigt Hitz.
Und Hahne? Er möchte gerne in der Schweiz bleiben, sagt er. «Ich bin hier noch nicht fertig». Der Unihockey-Trainermarkt in der Schweiz ist ausgetrocknet. Es würde nicht verwundern, wenn der Schwede bald einen neuen Job findet. Hahne nimmt einen letzten Schluck Kaffee. «Vielleicht», murmelt er, «hätte ich doch etwas anders machen sollen». «En liten läcka kann sänka ett stort skepp», besagt ein schwedisches Sprichwort - ein kleines Leck kann ein grosses Schiff versenken. Viele kleine Gründe führten auch zum Scheitern zwischen Hahne und den Alligatoren.
Zeitungsbericht "Die Südostschweiz"