11.
2013
«Wir haben Luft nach oben»
Christoph Hofbauer hat sich nach langer Verletzungspause bei Wiler-Ersigen zurückgemeldet. Der Nationalspieler spricht über das Jahr 1 nach dem Absturz, sagt, «die Entschlossenheit ist nicht mehr die gleiche wie früher».
Die Unihockeyaner Wiler-Ersigens haben einen Neustart hinter sich. Trainer Heikki Luukkonen wurde nach dem Scheitern im Viertelfinal - die Unteremmentaler hatten zuvor sechsmal in Folge den Titel gewonnen - durch Johan Schönbeck ersetzt. In der Meisterschaft belegt das Ensemble des Schweden Platz 2, im Cup qualifizierte es sich dank des 11:2-Siegs über den NLB-Verein Sarganserland für die Halbfinals. Restlos zu überzeugen vermochte die mit hochkarätigen Ausländern bestückte Equipe aber noch nicht. Christoph Hofbauer ist erst seit kurzer Zeit wieder bei der Mannschaft, der 30-jährige Mediamatiker laborierte mehrere Monate lang an einer Knorpelquetschung im Fussgelenk. Im Interview mit der Berner Zeitung sagt der Nationalspieler, wo der Schuh drückt.
Berner Zeitung: Nach langer Rekonvaleszenz standen Sie am Sonntag im Cup-Viertelfinal nahezu über die volle Distanz im Einsatz. Wie geht es Ihnen?
Christoph Hofbauer: Ich spüre im Fussgelenk immer noch einen leichten Schmerz, denke aber, das gehört zum Heilungsprozess. Die Grundexplosivität ist da, in die Zweikämpfe steige ich aber noch nicht mit gewohnter Intensität. Generell ist es so, dass ich lieber agiere als reagiere.
Die erste Meisterschaftsphase erlebten Sie als Zuschauer - wie würden Sie die bisherigen Darbietungen von Wiler-Ersigen zusammenfassen?
Wir haben reichlich Luft nach oben. Ich sähe es gerne, wenn wir dominanter auftreten würden; angesichts der Qualität in unserem Kader gibt es zu viele enge Spiele. In der Defensive funktioniert vieles schon ziemlich gut, und die Ausländer haben gleich von Beginn weg überzeugt.
Im Frühling schied Wiler-Ersigen im Viertelfinal gegen Rychenberg Winterthur aus; es handelte sich um eine der grössten Überraschungen im Schweizer Unihockey. Ist der enttäuschende Auftritt verarbeitet?
Der Frühling ist gefühlsmässig sehr weit weg. Wir haben einen neuen Trainer, neue Spieler - die letzte Saison ist eigentlich kein Thema mehr. In der Mannschaft steckt deutlich mehr Energie als im letzten Winter.
War Heikki Luukkonen ein Fehlgriff, oder wäre es nach derart langer Dominanz auch mit einem anderen Trainer zu einem Rückschlag gekommen?
Das ist schwierig zu sagen. Der Rückschlag hat dem Verein jedenfalls nicht geschadet, dem Schweizer Unihockey auch nicht. Ich habe den Eindruck, es waren ausserhalb unseres Klubs alle froh, dass jemand anders Meister wurde. Heikki war kein Fehlgriff, aber als es nicht lief, kam Pech dazu. Esa Jussila hatte eine Linie getragen. Als er sich verletzte, funktionierte diese nicht mehr.
Was hat sich unter Johan Schönbeck verändert?
Seine Vorgaben sind strukturierter - jeder weiss genau, was er zu tun hat. Heikki sprach oft vom Ziel, liess den Spielern bei der Umsetzung aber mehr Freiheiten.
Der Nimbus der Unbesiegbarkeit, von dem Wiler-Ersigen jahrelang profitierte, ist dahin. Registrieren Sie, dass der Gegner nun mehr an den Sieg glaubt?
Ich sehe den Unterschied eher bei uns. Die Entschlossenheit ist längst nicht mehr bei allen Spielern die gleiche wie früher, und das spürt der Gegner.
Lässt sich das korrigieren?
Ja, aber von selbst kommt nichts. Wir müssen uns diese Auftrittsweise wieder erarbeiten, das ist eine Frage des Selbstvertrauens. Wir haben es in den Händen, bis zu den Playoffs bleibt zum Glück noch ein bisschen Zeit.
Welche Vereine werden im Frühling um den Titel kämpfen?
Die Cup-Halbfinalisten, also Malans, GC, die Tigers und wir.
Zeitungs-Interview «Berner Zeitung»