12.
2019
"Sind noch lange nicht am Ziel"
Lisa Liechti ist nicht bekannt als gefürchtete Torschützin, hat aber gegen Finnland für die Schweiz das wichtige 2:0 erzielt. Im Interview erzählt die Emmentalerin, wie es für sie in einer Multi-Schweizerischen Linie ist und wieso sich das harte Training ausbezahlt hat.
Toreschiessen ist eigentlich nicht deine Paradedisziplin...
Lisa Liechti: ...das ist so. Aber wenn ich so dem Team helfen kann, mache ich das natürlich gern (lacht).
Wie hast du die Szene bei deinem Tor erlebt?
Bei der Auslösung hatten wir etwas Glück, dass der Pass durch die Mitte durchkam. Nach Ulbers Pfostenschuss landete der Ball bei mir. Michelle Wiki rief mir zu, aber ich sah, dass ich freie Schussbahn hatte und zog einfach ab - sorry Mischi! (lacht)
Die Startphase war für euch nicht so optimal. Finnland hat dort den Führungstreffer mehrmals verpasst.
Wir brauchten zehn Minuten, um ins Spiel zu kommen. Zu Beginn waren wir wohl etwas nervös. Diese Kulisse und die Stimmung ist beeindruckend. Aber dann fanden wir zu unserem Spiel und machten guten Druck auf das gegnerische Tor - so wie wir uns das vorgenommen hatten.
Finnland hatte vor allem enorme Mühe gegen euer 1:2:2-Pressing. Das gehörte zu eurem Gameplan oder?
Ja, wir wollten ihnen von Anfang an keinen Raum lassen. Denn wenn sie den Ball nicht haben, können sie auch kein Tor schiessen.
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Dieses Forechecking habt ihr in diesen unzähligen Trainings wohl auch bis zum Abwinken geübt.
Genau. Umso schöner ist es nun, hat sich dieser Aufwand ausbezahlt. Wir haben uns sehr lange und akribisch auf dieses Spiel vorbereitet und wussten genau, wie wir spielen wollten.
Die Finninnen kamen am Schluss nochmal etwas heran. Aber wenn man bedenkt, dass sie ihren Torhüter schon sieben Minuten vor Schluss zogen, sind zwei Gegentore nicht so schlecht.
Das finde ich auch. Vor allem wenn man schaut, welche Spielerinnen beim 6-gegen-5 auf dem Feld stehen. In sieben Minuten ist es sehr schwierig, kein Tor zu erhalten. Wir haben sehr gute Blockarbeit geleistet.
Deine Linie hat einen guten Tag erwischt und war für die ersten drei Schweizer-Tore verantwortlich.
Wir haben sowohl in der Defensive als auch Offensive gut gespielt, viele Abschlüsse genommen und uns gegenseitig gepusht. Sowieso stimmt die Kommunikation in unserer Formation.
Das ist spannend, mit einer Bündnerinnen, Ostschweizerin, Zürcherin, Baslerin und Emmentalerin...
...(lacht) ich passe mich jeweils meinen Mitspielerinnen an. Wahrscheinlich verstehen sie nicht immer alles, was ich sage - aber ich verstehe sie. (lacht)
Dieser Sieg bedeutet, dass man im Halbfinal höchstwahrscheinlich Schweden aus dem Weg gehen kann.
So weit schauen wir noch nicht. Zuerst müssen wir uns jetzt mal gut erholen. Morgen gibt es einen freien Tag, dann kommt das Spiel gegen Polen und danach steht ja zuerst noch der Viertelfinal an. Dieser Sieg ist toll, aber wir sind noch lange nicht im Ziel.