04.
12.
2014
Nati Männer A | Autor: Kirchhofer Reto

Unihockey ist Familiensache

Simon Stucki: Er ist 30 Jahre alt, Vater von drei Kindern - und hat sich bereits zweimal aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Doch wenn am Samstag in Göteborg die WM beginnt, wird der Emmentaler einmal mehr Teil der Schweizer Auswahl sein.

Unihockey ist Familiensache Sicherer Wert: Simon Stucki spielt seit 2005 im Nationalteam (Bild Wilä Hinz)

In Jassbach ist Unihockey Trumpf. Im Weiler zwischen Linden und Röthenbach wohnt Simon Stucki mit seiner Freundin Karin und den drei Kindern Joris, Kira und Lynn. Vieles dreht sich bei der Emmentaler Familie um den gelochten Plastikball. Die fünfjährigen Zwillinge besuchen die Unihockeyschule, Joris (10) ist bei den D-Junioren der Tigers Linden-Röthenbach aktiv, Mutter Karin Bieri (29) tritt in der 2. Liga für Lejon Zäziwil an - und Simon Stucki spielt seit 2002 im Fanionteam der Unihockey Tigers Langnau respektive des Vorgängervereins Zäziwil-Gauchern. 30 Jahre alt ist Stucki mittlerweile, bei den Tigers der letzte Vertreter der alten Garde - es darf guten Gewissens vom «Mister Tigers» die Schreibe sein. Auch im Nationalteam nimmt der Berner eine wichtige Rolle ein: Er steht vor seiner fünften Teilnahme an einer Weltmeisterschaft; und dies, obwohl er im Prinzip bereits zweimal zurückgetreten ist.

Nykkys Worte
Es war im Dezember 2008, als Stucki die Schweiz in Prag im Spiel um Platz 3 mit seinem Treffer in der Verlängerung gegen den Gastgeber zu Bronze führte. Anschliessend verkündete der Stürmer seinen Abschied aus der Landesauswahl. Freundin Karin erwartete Zwillinge; für den bald dreifachen Vater liess sich die Vierfachbelastung - Familie, Beruf, Verein und Nationalmannschaft - kaum noch in Einklang bringen. «Ich kann nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzen», liess der Unverheiratete verlauten.

Anderthalb Jahre später gab Stucki den Rücktritt vom Rücktritt bekannt - Nationaltrainer René Berliat hatte ihn dazu ermuntert, ausschlaggebend war aber die Familie gewesen. «Gang doch no mau», habe es von zu Hause geheissen, sagt Stucki. Er entschied, bis zur Heim-WM 2012 weiterzufahren. Nach dem Turnier liess er im kleinen Kreis verlauten, nun sei Schluss. Doch Stucki hatte die Rechnung ohne Petteri Nykky gemacht. Der finnische Coach - er hatte den Center zum Verteidiger umfunktioniert - wollte nicht auf die Dienste des schusskräftigen Dauerläufers verzichten. «Er konnte mich nochmals begeistern und gab mir zu spüren, mich unbedingt im Team haben zu wollen.» Und so figuriert der 30-Jährige an den am Samstag beginnenden Titelkämpfen in Göteborg (Sd) einmal mehr im Schweizer Aufgebot.

Stuckis Optimismus
«Viele Spieler waren in der Vorbereitung verletzt, aber grundsätzlich habe ich ein Supergefühl», sagt Stucki. «Das Ziel ist klar: Wir wollen eine Medaille - am besten die goldene.» Die Aussage ist typisch für den Positivdenker Stucki, der jede noch so gross scheinende Herausforderung guten Mutes annimmt. Stucki hat früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen, «im Sport und im Leben». Mit 19 Jahren wurde er erstmals Vater. «Kinder zu haben und für sie verantwortlich zu sein, das ist der Sinn des Lebens und übertrifft alles andere. Dies habe ich nach der Geburt von Joris rasch gemerkt.»

Der Emmentaler arbeitet im 80-Prozent-Pensum als Metzger, beginnt die Arbeit um 5.30 Uhr, hat um 15.30 Uhr Feierabend, «damit ich drei Stunden für die Kinder da sein kann». Nach dem Abendessen fährt er dreimal pro Woche ins Unihockeytraining. Und wenn der Papa am Wochenende in Biglen ein Heimspiel bestreitet, vertreiben sich die Kinder oben in der Spielecke der Espace-Arena die Zeit. Stucki ist dankbar um die Unterstützung seiner Familie. Bliebe noch die Frage nach seiner Zukunft im Nationalteam: «Nach Göteborg ist Schluss», sagt Stucki - und im Wissen, dass er seinen Worten Nachdruck verleihen muss, ergänzt er lachend: «definitiv Schluss.»

Zeitungsbericht "Berner Zeitung"

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