03.
2013
Die Sensation
Im Eishockey haben wir uns daran gewöhnt, dass der Quali-Sieger nicht Meister wird. Im Gegenteil. Letzte Saison standen sich mit dem SC Bern (5.) und dem ZSC (7.) sogar zwei Teams aus der unteren Tabellenhälfte im Final gegenüber - und ZSC-Captain Mathias Seger fuhr im Tram mit dem Pokal nach Hause.
Im Unihockey waren die Fronten seit der Einführung der Playoffs vor 17 Jahren klar. Erst gewannen immer Rot-Weiss Chur oder Alligator Malans, ab 2004 immer Wiler-Ersigen (nur einmal unterbrochen von Alligator Malans). Dass der amtierende Meister im Folgejahr in den Viertelfinals ausscheidet? Nie dagewesen.
Nun hat es Wiler-Ersigen also erwischt. Das Viertelfinal-Out gegen den Quali-Siebten Rychenberg ist die grösste Sensation der Schweizer Playoff-Geschichte (und ein starkes Argument für die Richtigkeit der Einführung der 12er-Liga sowie der 8er-Playoffs). War es die herbstliche Belastung mit dem Champions Cup und der WM, die auch den mitten in der Serie entlassenen Trainer Heikki Luukkonen oft vom Trainingsbetrieb im Verein fernhielt? War es die im Vergleich zu früher dünner besetzte Bank, auf der keine Nationalspieler mehr auf ihren Einsatz warteten? Dass Wiler die Quali nicht gewann, kann nun als Vorbote der Überraschung gesehen werden - aber der Mythos des in einer Serie nicht zu schlagenden Wiler-Ersigens lebte noch immer. Bis zum letzten Wochenende.
Der HC Rychenberg mit den finnischen Kraftwerken Jukka Kinnunen und Mikael Lax sowie der „Junioren-Linie" um Nik Gassmann, Michel Schwerzmann und Pascal Kern kaufte Wiler den Schneid ab. Die Schlüsselszene in Spiel 6: Sacha Dolski befördert Philipp Fankhauser derart Richtung Jurytisch, dass dieser verletzt ausscheidet (im Eishockey würden nach so einem Foul Videos an den Einzelrichter geschickt, der unweigerlich eine Sperre verhängen würde). Doch anstatt Dolskis Aktion zu bestrafen und für die Entscheidung zu sorgen, bringt Wiler in der folgenden fünfminütigen Überzahl keinen Ball aufs Tor. Und im 7. Spiel genügte Wiler auch ein 2:0 Vorsprung nicht, um die Serie nach Hause zu bringen.
Früher war „die Szene" froh, dass die Bündner Vorherrschaft gebrochen wurde. Nun ist die Mehrheit der Unihockeyfans wohl froh, dass der Meister zum ersten Mal seit 2006 nicht mehr Wiler-Ersigen heisst. Das ist ein natürlicher Reflex. Und was nun? Hat GC die beste Formkurve? Zieht Qualisieger Malans durch? Schafft Floorball Antener die Überraschung? Oder ist der HCR euphorisiert genug für den ganz grossen Wurf? Man darf sich auf die kommenden Wochen freuen.
Die geringste Freude am Ausscheiden Wilers dürfte Grünenmatt haben. Der Cupfinal ist alles, was Wiler in dieser Saison noch bleibt. Wer hätte das gedacht.