01.
2013
Schlechter Stil
Zuerst war Frust, dann Freude und nun Unverständnis. Die Nati-Aufgebote gaben im Südosten der Schweiz seit längerem zu Reden. Frust, da nur gerade ein Bündner Spieler (und dann ist es ausgerechnet noch ein Appenzeller) für die WM aufgeboten wurde. Freude, dass für die nächsten Länderspiele in Yverdon grad elf Steinböcke dabei sind. «Viva la Grischa», endlich haben auch die Natitrainer die durchaus bemerkenswerten Leistungen der Bündner Teams (Ränge 2 und 3) gewürdigt. So dachte zumindest der Fan. Bei Chur Unihockey stiess das Aufgebot aber auf wenig Verständnis. Mit polemischen Worten wurde auf der Churer Facebookseite vor allem Nati-Assistent Heikki Luukkonen kritisiert, dass er «seinen» Wiler-Spielern ein Päuschen gönnt. Der Autor des Textes sei unbekannt, sagt der Churer Vereinspräsident, die Facebookseite werde von den SML-Spielern geführt.
In der Tat ist es auffällig, dass die Stammkräfte des Meisters im Aufgebot fehlen, dafür diejenigen von Malans und Chur aufgeboten wurden. Aber dazu gleich solche Kritik weit unter der Gürtellinie verteilen? Sehr unnötig. Vor der WM wurde kritisiert, dass nur Spieler von Wiler-Ersigen eine Chance in der Nati haben. Nun wurde nach der WM neuen Spielern eine Chance gegeben. Und wieder ist's nicht recht. Nein, ein solcher Tön gehört sich nicht. Es ist genau jenes Jammern über die ach so andauernde Benachteiligung, welcher praktisch jeder SML-Club immer wieder gerne antönt. Sei es wegen dem Spielplan, wegen den Schiedsrichtern, dem «Verband» (wo meist ja nur die Nationalliga gemeint ist) oder eben der Nationalmannschaft. Genau solches Wehklagen und Selbstbemitleiden verhindert jeglichen Fortschritt.
Vergessen wird in Chur, dass gerade das so bevorteilte Wiler-Ersigen in der diesjährigen Meisterschaft nicht mehr so unschlagbar wirkt, wie in den Vorjahren, da die Hälfte der Mannschaft mit WM-Vorbereitungen beschäftigt war. In der gleichen Zeit konnten Chur, wie auch Malans, sauber weiter trainieren und mussten nicht Heerscharen von U21-Junioren einfliegen. Und wenn jedes Mal ein Verein sich über zu viele Spieler in der Landesauswahl mokiert, dann ist besser, wenn auf die Nationalmannschaft ganz verzichtet wird. Oder jeder Verein zwei Spieler von sich aus melden kann. Dann kann der Sport aber grad beerdigt werden.
Andererseits muss auch gesagt werden, dass Länderspiele einen Monat nach der WM, eine Woche vor den Playoffs absolut unnötig sind. Vor allem dann, wenn der Nationaltrainer für die nächste WM-Mission noch nicht bekannt ist. Die Länderspiel-Termine wären besser für eine Meisterschaftsrunde genutzt worden, so dicht gedrängt das unglaubliche Programm im Januar ist. Um den Sport in der Romandie bekannter zu machen, wäre eine Auslagerung von einem oder zwei SML-Meisterschaftsspiele oder einem Swiss Mobiliar Games-Tag genauso nützlich gewesen. Genauso wie es der UHC Waldkirch-St. Gallen in Appenzell gemacht hat. Die 780 Zuschauer sind - abgesehen vom Wiler Mobi-Game-Spiel - nämlich Ligarekord in dieser Saison.
Andri Adank, Chur 194.29.13.65
18. 01. 2013
Voneschen Reto
18. 01. 2013