104 - Saison 2014/15

Der Kanonier

Tore pflastern seinen Weg. Moritz „Moo" Schaub ist ein Stürmer, der nicht lange fackelt. Schaub - Schuss, sagt man in Winterthur. 

Lässt man ihn schiessen, fällt ein Tor. So einfach ist das meistens. Auch in der letzten Saison gab es nur eine Handvoll Spieler, die mehr Tore erzielten als Moritz Schaub. Und er drückt oft ab. Schaub - Schuss, sagt man in Oberseen. Man muss sich ja nicht immer bis ins gegnerische Tor kombinieren wollen. 5, 13, 19, 28, 30 - das sind nicht die letzten Gewinnzahlen bei Euro Millions, sondern Schaubs Torwerte in seinen viereinhalb Jahren in der NLA beim HCR Rychenberg. Sprich, er wird immer besser. Das fiel auch den Nationaltrainern auf. Vor etwas mehr als einem Jahr debütierte Moritz Schaub im Nationalteam und war bis kurz vor der WM in Schweden im Kader. In Riga 2016 will er unbedingt dabei sein.

Kein Talent für Fussball
Angefangen hat alles in Dübendorf. Schon als 6-Jähriger griff Moritz Schaub zum Unihockeystock, spielte bis zu den U21-Junioren bei Jump Dübendorf und oft mit den Nachbarskindern auf der Strasse vor dem Haus. „An den Mittwoch- und Samstagnachmittagen trafen sich die Kinder, die alle im Umkreis von zwei Minuten wohnten", erinnert sich Schaub. Er entschied sich früh fürs Unihockey. Die Fussballerkarriere dauerte genau ein Training lang. „Ich scheine kein Talent für den grösseren Ball zu haben. Schon nach einem Training legte man mir nahe, ich solle mir einen anderen Sport suchen", sagt er lachend. Sein Vater erzählt die Geschichte bis heute gerne.

Dass das Unihockeytalent eindeutig stärker ausgeprägt war, fiel dem Rychenberg-Nachwuchstrainer Urs Aeschlimann anlässlich eines Zusammenzugs der U17-Regionalauswahl auf. Er wurde bei den Eltern Schaubs vorstellig und lotste den Junior nach Winterthur. Das bedeutete einiges an Aufwand, zumal die Trainings oft spät stattfanden. „Mit Hilfe meiner Eltern und eines Generalabonnements ging es", beschreibt Schaub die reiseintensive Zeit. Den Aufwand nahm er mit einem klaren Ziel vor Augen auf sich. Er wollte Nationalspieler werden. Wobei er gleich relativiert: „Ich setze mir zwar Ziele im Leben und bewege mich dann auch in deren Richtung. Aber nicht mit übertriebenem Ehrgeiz. Wenn mal ein Plan nicht aufgeht, ist das kein Weltuntergang."

_{Moritz Schaub beim Fotoshooting auf dem Schaffhauser Munot. (Bild: André Burri)}

1000 Schüsse pro Training
Beim HCR kam er in die U21 (mit der er später Meister wurde) und wurde nach Weihnachten 2010 gemeinsam mit Nik Gassmann von Trainer Lasse Eriksson ins NLA-Team befördert. Zunächst als Verteidiger, wie zu Beginn in der U21. Schon ab der folgenden Saison wechselte er aber in den Sturm und begann mit seiner Schusskraft regelmässig zu treffen. Woher sein Hammer kommt, weiss er selber nicht genau. „Mir hat nie jemand gezeigt, wie man schiesst. Alle sagen aber, dass ich eine völlig andere Schusstechnik habe als die meisten Spieler", sagt er. Als der HCR im letzten Herbst an der „Winti Mäss" eine Speedshot-Anlage betrieb, zeigte diese bei Schaubs Geschoss einen Wert von 194 Stundenkilometern an. „Wie genau das Gerät war, kann ich natürlich nicht sagen - aber die Wette gegen Trainer Rolf Kern und Benj Borth gewann ich locker", sagt er. „Borth wettet immer gegen mich, sobald so eine Anlage in der Nähe ist - und er verliert immer", fügt er lachend an.

Ohne Training klappts aber natürlich auch bei Schaub nicht. Als Jukka Kinnunen noch beim HCR war, schleppte ihn dieser oft in die Halle. „1000 Schüsse, dann gehen wir wieder nach Hause", sagte der Finne jeweils. Neben diesen beiden waren in diesen Sondertrainings nur die Halbprofis Mikael Lax und Mikko Hautaniemi manchmal zu sehen.

Folter im Wald
Der harte Schuss ist also da. Im Gegensatz zu Linienkollege Hautaniemi, der sich auch mal gegen mehrere Gegner selber Chancen kreiert, ist Schaub aber noch oft von Mitspielern abhängig, die ihm die Bälle servieren. „Wenn ich Hauta zuschaue oder einem Alexander Galante Carlström, wie er sich mit feinen Händen selber in Abschlussposition bringt, habe ich noch einiges zu lernen", gibt der 25-Jährige zu. Er arbeite intensiv daran, verspricht er. Gerade zu Beginn der letzten Saison, als Niklas Niiranen noch verletzt ausfiel, fehlte ein Pass- und Ideengeber in Schaubs Spiel. Kein Zufall, dass der HCR äusserst harzig in die Saison startete.

Darunter litt die ganze Mannschaft. Sprichwörtlich. „Nach dem vergeigten Saisonstart bot uns Trainer Rolf Kern zum Straftraining im Wald auf", erzählt Schaub. Eineinhalb Stunden Dauerlauf. Und als die Sache überstanden schien, gings zum 12-Minuten-Lauf auf die Leichtathletikanlage. „Kern sagte, wenn nicht alle die vorgegebene Zeit erreichen, beginnt für das ganze Team wieder alles von vorne." Einige Spieler wurden von ihren Kollegen praktisch über die Ziellinie getragen und gestossen. „Es war eine Folter, aber dem Team tat die Übung gut", blickt Schaub zurück. Und Kern ist er nur bezüglich einer Sache böse. „Er läuft immer vorne weg. Und beim Intervall-Training wird er nicht müde, sondern immer schneller. Das ist frustrierend." Dabei ist Schaub sogar noch einer, dem das Konditionstraining leicht fällt. „Nur vom Kraftraum bin ich weniger begeistert - da gibt es Mitspieler, die einen grösseren Körperkult pflegen als ich", so Schaub.

_{Feuer frei aus allen Rohren - so will Schaub auch nächste Saison so oft wie möglich treffen. (Bild: André Burri)}

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