Mit Holtz aus dem Mittelmass
Die internationalen Transfers sorgen in jedem Sommer für beste Unterhaltung. Schwedische Stars lassen sich gerne mit Schweizer Vereinen in Verbindung bringen, um ihren Marktwert in der Superligan zu steigern - meistens ist der Wille, das Land wirklich zu verlassen, nicht so gross. Hinter vielen anderen - wechselwilligeren - Söldnern aus Schweden, Finnland oder Tschechien stehen Fragezeichen. Wer schlägt tatsächlich ein? Lohnt sich der finanzielle und personelle Aufwand für die Verpflichtung? In diesem Sommer waren die NLA-Vereine der Männer vorsichtiger als auch schon, nur etwas mehr als ein Dutzend Neuerwerbungen stammt aus dem Ausland. Eine davon heisst Fredrik Holtz. Und hinter den ehemaligen Topskorer der Superligan gehört ein Ausrufezeichen, kein Fragezeichen. Dass er Ende August am Champy Cup in Maienfeld bereits Rychenbergs bester Skorer war, spricht für ihn. In sechs Saisons bei Storvreta sammelte Fredrik Holtz drei schwedische Meistertitel und eindrückliche Skorerwerte. Nun will der 30-jährige Stürmer dem HCR als Leader und Skorer auf die Sprünge helfen.
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Mit Holtz aus dem Mittelmass
In sechs Saisons bei Storvreta sammelte Fredrik Holtz drei schwedische Meistertitel und eindrückliche Skorerwerte. Nun will der 30-jährige Stürmer dem HC Rychenberg als Leader und Skorer auf die Sprünge helfen.
Die internationalen Transfers sorgen in jedem Sommer für beste Unterhaltung. Schwedische Stars lassen sich gerne mit Schweizer Vereinen in Verbindung bringen, um ihren Marktwert in der Superligan zu steigern - meistens ist der Wille, das Land wirklich zu verlassen, nicht so gross. Hinter vielen anderen - wechselwilligeren - Söldnern aus Schweden, Finnland oder Tschechien stehen Fragezeichen. Wer schlägt tatsächlich ein? Lohnt sich der finanzielle und personelle Aufwand für die Verpflichtung?
In diesem Sommer waren die NLA-Vereine der Männer vorsichtiger als auch schon, nur etwas mehr als ein Dutzend Neuerwerbungen stammt aus dem Ausland. Eine davon heisst Fredrik Holtz. Und hinter den ehemaligen Topskorer der Superligan gehört ein Ausrufezeichen, kein Fragezeichen. Dass er Ende August am Champy Cup in Maienfeld bereits Rychenbergs bester Skorer war, spricht für ihn.
Fredrik Holtz erwartet von sich 40 bis 50 Skorerpunkte. (Bild: Damian Keller)
Deutschland andere Welt
Nach sechs U19-Länderspielen für Schweden entschied sich Fredrik Holtz vor zehn Jahren für Deutschlands A-Nationalteam zu spielen, das Heimatland seines Vaters. Damals hatte sich der Doppelbürger nicht vorstellen können, schon vier Jahre später Topskorer der Superligan zu werden. „Ich spielte zu der Zeit als Verteidiger bei Jönköping. Ich träumte davon, einmal in der Schweiz zu spielen, aber nicht von Schwedens A-Nati", sagt Holtz zurückblickend.
Anstatt mittlerweile nicht „nur" dreifacher schwedischer Meister mit Storvreta, sondern auch mehrfacher Weltmeister zu sein, sammelte er Erfahrungen in einer anderen Welt. „In Schwedens Nationalteam muss man sich um nichts kümmern. In Deutschland hat man alles selber zu organisieren und zu bezahlen", stellte er fest.
Menschlich habe ihn das weiter gebracht, die Freundschaften und Gespräche mit seinen deutschen Teamkollegen möchte er nicht missen. Dennoch verpasste er die letzte Weltmeisterschaft in Göteborg, weil er nach acht Jahren doch einmal Reisespesen verlangte - und nicht erhielt. „Ich konnte mit Rücksicht auf meine Familie, die mir über Jahre den Rücken freigehalten hat, einfach nicht mehr ständig von zu Hause und der Arbeit weg, ohne eine Entschädigung für die Reisen zu erhalten", sagt er. Für die kommende WM in Lettland sieht es wieder besser aus - wenn er sich traut, jeweils mit Bundestrainer Philippe Soutter in dessen Automobil an die Zusammenzüge in den Norden zu fahren.
Der gesuchte Leader
Dafür lernte Holtz im Kreise des Nationalteams Rychenbergs Cheftrainer Rolf Kern kennen, als dieser die Deutschen bis zur WM 2012 als Assistenztrainer betreute. Nach einem gescheiterten Versuch im letzten Jahr konnte Kern im Frühling Fredrik Holtz für den HCR gewinnen - dass Storvreta sein Kader verjüngen wollte, half ebenfalls. „Wir überlegten uns, wie wir nach vorne kommen und konstanter werden. Wir brachten es letzte Saison zum Beispiel fertig, erst GC zu schlagen und dann gegen WaSa zu verlieren. Wir schlugen in den Playoffs Alligator Malans 15:6 und verloren am folgenden Tag 3:10. Wir suchten neue Leader, die das Team auf Kurs halten, auch wenn es mal nicht so läuft - und Holtz ist so eine Leaderperson, die wir dafür brauchen", erklärt Kern den Transfer aus Winterthurer Sicht.
Dabei war die Auswahl so gross wie noch selten. „Keine Ahnung warum - aber wir hätten dieses Saison etwa vier Torhüter und genug Spieler verpflichten können, um ein zweites NLA-Team zu stellen. Den meisten mussten wir absagen", beschreibt Kern die Transferverhältnisse in Sachen Söldner.
Neue Nachbarn
„Ich gehe wie ein Stier voran, immer mit dem Kopf durch die Wand", sagt Holtz über sich. Wie die Schiedsrichter in der Schweiz seinen physischen und energiegeladenen Stil aufnehmen werden, muss man erst noch sehen. Ohne Strafen wird seine Saison kaum verlaufen. Aber Holtz hat zweifellos überragende Qualitäten als Antreiber und natürlich als Skorer - für Storvreta und Mullsjö schoss er in der Liga des Weltmeisters in 176 Qualifikationsspielen 155 Tore. „Wenn mir bei Rychenberg 40 bis 50 Punkte gelingen, ist Kern hoffentlich zufrieden mit mir", schmunzelt der 30-Jährige.
Ein solcher Skorerwert würde sicher auch das nachbarschaftliche Verhältnis vereinfachen, ist Holtz doch Ende Juli mit seiner Freundin Jannike und seinen beiden jungen Söhnen Theo (3) und Felix (zwei Monate) in Kerns Doppeleinfamilienhaus in Brütten bei Winterthur eingezogen. „Da unsere Mieter gerade gekündigt hatten, passt das so perfekt", sagt Kern über seinen neuen Nachbarn. Vielleicht ergeben sich sogar Synergien im Bereich Babysitting, haben doch auch Rolf Kern und seine Frau Andrea jungen Nachwuchs.
Fredrik Holtz geht gerne mit dem Kopf durch die Wand - manchmal ist diese jedoch härter. (Bild: Rafi Studer)
Nur Theo darf gewinnen
Holtz ist vom Verein angestellt und soll neben seinen Einsätzen als Spieler auch im Nachwuchsbereich Funktionen übernehmen. Zweimal pro Woche wird er zudem Unihockey-Lektionen im freiwilligen Schulsport leiten. Schon in Uppsala trainierte er an Schulen den Nachwuchs. Ob das auch in Zukunft sein Beruf sein wird, kann er aber nicht sagen. „Auch in Schweden gibt es nicht viele Stellen als Unihockeylehrer", weiss er.
Zunächst einmal konzentriert er sich ohnehin voll auf Rychenberg. „Ich bin jetzt 30 und will noch so viel wie möglich spielen - ich bin davon überzeugt, meine beste Zeit noch vor mir zu haben", sagt er. Fühlt er sich im Team und der Liga wohl, sieht er keinen Grund, den abgeschlossenen Einjahresvertrag nicht zu verlängern. Mit einer Familie will man ohnehin nicht jedes Jahr wieder umziehen.
Im Vergleich zu den erfolgreichen Jahren bei Storvreta - an der Seite von Mika Kohonen, Hannes Öhman, Henrik Stenberg und Co. wurde er in sechs Jahren dreimal Meister, 2012 steuerte er im Champions-Cup-Final zwei Tore zum Titel bei - dürften aber in Winterthur ein paar Niederlagen mehr als gewohnt auf ihn zukommen. Und verlieren hasst er. „Ich kann nicht mal gegen meinen kleinen Theo verlieren. Ich lasse ihn beim Zehnmeter-Sprint zwar gewinnen, aber nur sehr ungern", sagt Holtz lachend. Rolf Kern wird das gerne hören.
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