Fliegende Verteidigerin
Es war einmal eine kleine Region, die sich gleich dreier NLA-Teams rühmen konnte. Damit ist nicht Chur gemeint, das in der «Unihockey-Steinzeit» mit fast jedem Quartier in der höchsten Liga vertreten war. Nein, Anfang dieses Jahrhunderts standen mit den Zuger Highlands, Einhorn Hünenberg und den Astros Rotkreuz gleich drei Vereine aus der Agglomeration der Stadt Zug in der NLA. Während der Blüte des Zuger Unihockeys begann auch die Karriere der Priska von Rickenbach. Von den Pausenplätzen Oberägeris führte ihr Weg als 13-Jährige zu den C-Junioren der Zuger Highlands - die Karriere als Rollhockeyanerin hatte ein abruptes Ende gefunden. Das Talent der technisch versierten, hochgewachsenen jungen Frau war rasch ersichtlich. Via zweiter Mannschaft in der 1. Liga spielte sie schon vier Jahre später im Fanionteam der Zuger Highlands. An der Seite ihres grossen Vorbilds Edith Enzler, der 13fachen Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin 1999.
Elf Saisons blieb Priska von Rickenbach den Zugerinnen treu, die ab 2006 die Kräfte bündelten und fortan unter dem Namen Zug United antraten. Alle Höhen und Tiefen erlebte von Rickenbach dabei. Gegen oben schlugen die beiden Sensations-Cupsiege von 2007 und 2014 aus, zu denen sie massgeblich beitrug. 2007 leitete sie mit dem Pass zum frühen 1:0 (6.) den überraschenden Niedergang von Europacupsieger Dietlikon ein. Sieben Jahre später war sie beim 6:5 gegen Piranha Chur Doppeltorschützin. Gegen unten schwangen die Playouts 2010 aus, als die Zugerinnen gegen Höfen nach drei Partien mit einem Bein in der NLB standen. Im entscheidenden fünften Spiel (6:1) war von Rickenbach mit drei Assists die beste Zugerin.
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Fliegende Verteidigerin
Eine Zugerin, die in Schweden als Polin galt und nun in Chur eine neue Heimat gefunden hat, will mit der Nati in Finnland für Furore sorgen. Dafür stellte sich Priska von Rickenbach auch ihrer Flugangst.
Es war einmal eine kleine Region, die sich gleich dreier NLA-Teams rühmen konnte. Damit ist nicht Chur gemeint, das in der «Unihockey-Steinzeit» mit fast jedem Quartier in der höchsten Liga vertreten war. Nein, Anfang dieses Jahrhunderts standen mit den Zuger Highlands, Einhorn Hünenberg und den Astros Rotkreuz gleich drei Vereine aus der Agglomeration der Stadt Zug in der NLA.
Während der Blüte des Zuger Unihockeys begann auch die Karriere der Priska von Rickenbach. Von den Pausenplätzen Oberägeris führte ihr Weg als 13-Jährige zu den C-Junioren der Zuger Highlands - die Karriere als Rollhockeyanerin hatte ein abruptes Ende gefunden. Das Talent der technisch versierten, hochgewachsenen jungen Frau war rasch ersichtlich. Via zweiter Mannschaft in der 1. Liga spielte sie schon vier Jahre später im Fanionteam der Zuger Highlands. An der Seite ihres grossen Vorbilds Edith Enzler, der 13fachen Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin 1999.
Höhen und Tiefen in Zug
Elf Saisons blieb Priska von Rickenbach den Zugerinnen treu, die ab 2006 die Kräfte bündelten und fortan unter dem Namen Zug United antraten. Alle Höhen und Tiefen erlebte von Rickenbach dabei. Gegen oben schlugen die beiden Sensations-Cupsiege von 2007 und 2014 aus, zu denen sie massgeblich beitrug. 2007 leitete sie mit dem Pass zum frühen 1:0 (6.) den überraschenden Niedergang von Europacupsieger Dietlikon ein. Sieben Jahre später war sie beim 6:5 gegen Piranha Chur Doppeltorschützin. Gegen unten schwangen die Playouts 2010 aus, als die Zugerinnen gegen Höfen nach drei Partien mit einem Bein in der NLB standen. Im entscheidenden fünften Spiel (6:1) war von Rickenbach mit drei Assists die beste Zugerin.

Priska von Rickenbach ist in WM-Stimmung. (Bild: Erwin Keller)
Lehrreiche Zeit in Falun
«Zug ist meine Heimat», sagt Priska von Rickenbach auch heute noch. Die Eltern und Geschwister wohnen nach wie vor in Oberägeri. Doch nach elf Jahren war die Zeit reif für eine Veränderung. «Ich brauchte einen Tapetenwechsel, vieles lief im gleichen Trott», schaut von Rickenbach zurück. Das «Neue» hiess Schweden. Zusammen mit Teamkollegin Helen Bircher wechselte sie zu IBF Falun, das auf der Suche nach neuen Spielerinnen war. Das Schweizer Duo wurde mit offenen Armen empfangen, trotzdem war das Kader nicht konkurrenzfähig. Dazu kamen Turbulenzen wie der Abgang des Trainers Harri Lind nach Neujahr und diverse Interims-Trainerlösungen. Erst im letzten Spiel konnte der Ligaerhalt gesichert werden.
Eine äusserst lehrreiche Zeit sei das Jahr in Schweden gewesen, sagt von Rickenbach. Das Land faszinierend, die Leute äusserst freundlich und offen. Nach strengen Jahren in der Schweiz, wo die gelernte Schreinerin im Lehrbetrieb immer mehr Verantwortung (und Arbeitsstunden) übernahm, kam die «Auszeit» im Norden gerade richtig. Als Putzfrau verdienten sich die beiden Schweizerinnen ihre Kronen «und mehr als einmal wurde ich gefragt, ob ich aus Polen stamme», sagt von Rickenbach lachend, «ich weiss nur nicht, ob es wegen meines Aussehens oder meines Schwedisch war». Die triste sportliche Situation schlug sich auf ihre Skorerbilanz nieder - nur sechs Tore und drei Assists gelangen der in der Schweiz so treffsicheren Stürmerin. Für schlaflose Nächte sorgte sie aber nicht. «Bei Zug hätte mich das sehr gestresst. In Falun ging es mir nicht so nah, da ich früh wusste, dass ich nur eine Saison bleibe», erzählt sie aus der Perspektive der Ausländerin.
Von der Skorerin zur Offensiv-Verteidigerin
Schon im Januar dieses Jahres gab sie den Transfer zu Piranha Chur bekannt. Eine gute Herausforderung sei dies, erklärt von Rickenbach. Schon vor dem Wechsel nach Schweden war Piranha ein Thema gewesen.
Beim Meister nahm sie die Rolle der fliegenden Verteidigerin Tiia Ukkonen ein. Das anfänglich ungewohnte Bild der ehemaligen Topskorerin, die nun in der Verteidigung steht, wich bald der Gewissheit, dass von Rickenbach auch auf dieser Position Akzente setzen kann. Beim Supercup im Hallenstadion wurde sie gleich als beste Spielerin Piranhas ausgezeichnet. Auch beim Champions Cup in Mlada Boleslav (Tschechien) gehörte von Rickenbach zu den auffälligen Figuren im Churer Spiel.
Mit Chur will sie ihre lange NLA-Karriere mit dem Meistertitel krönen. Doch davor steht noch eine ganz spezielle Mission an. Mit der Schweizer Nationalmannschaft spielt von Rickenbach in Tampere an der WM. Dass sie nach 2011 in St. Gallen erst zum zweiten Mal an einer WM antritt, ist eine besondere Geschichte. Jahrelang stand Flugangst internationalen Spielen im Weg. 2005 kostete ihr dies sogar die Teilnahme an der WM in Singapur - und eine Goldmedaille.

Priska von Rickenbach stellte sich ihrer Flugangst. (Bild: Erwin Keller)
Der Angst gestellt
Mit dem Wechsel nach Schweden stellte sich von Rickenbach ihrer Flugangst. «Ich sagte mir, das ist der letzte Moment, um etwas dagegen zu machen», erklärt sie. In einem Flugangst-Seminar lernte sie Atemtechniken und die Gedanken zu steuern. Auf dem von Patent Ochsner so heroisch besungenen Berner Fluplatz Belpmoos stieg von Rickenbach erstmals nach neun Jahren wieder einen Flieger. Zum Abschluss unternahm sie einen «Probeflug» von Zürich nach Genf.
«Es war mühsam, aber es hat sich gelohnt», sagt sie. Mit der Überwindung der Flugangst und der Konzentration auf den Sport in Schweden wurde Priska von Rickenbach wieder zur Nati-Kandidatin, nachdem sie nach der WM 2011 aus diversen Gründen den Rücktritt erklärt hatte. In Prag gab sie im November 2014 ihr Comeback, im Frühling nominierte sie Natitrainer Sascha Brendler für das 25-Frau-Kader zur WM. Der «harmoniebedürftige Familienmensch» (Zitat von Rickenbach) fügte sich problemlos ins Gefüge ein.
Ziel Edelmetall
In Tampere will von Rickenbach nochmals angreifen. Vor elf Jahren spielte sie am gleichen Ort mit der U19-Nati ihr erstes WM-Turnier. Eine Bronzemedaille gabs damals - sie schoss im kleinen Final das dritte Tor beim 4:3 gegen Lettland. Die gleiche Medaille soll es auch diesmal sein. Mindestens. «Ich glaube daran», sagt die fliegende Verteidigerin energisch. Möglich machen soll dies der tolle Teamgeist und die flache Hierarchie im Team. «Menschlich ist es eine Hammer-Truppe», freut sich die 50-fache Internationale.
Mit den Erfahrungen aus Schweden will sie ihres dazu beitragen, dass die Mission Tampere eine erfolgreiche wird. Dass Unmögliches möglich wird, hat sie auf dem Belpmoos ja schon bewiesen.
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