Held aus der zweiten Reihe
Nationaltrainer David Jansson muss lachen, als er auf Lukas Meister angesprochen wird. «Er hat den coolsten Namen, den man sich vorstellen kann. Jeder will doch Meister werden», albert der Schwede. In der Tat lädt der Name Meister zu Wortspielen ein. Übung macht den Meister. Oder dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Sicher ist: Kein Verein passt besser zu Lukas Meister als der SV Wiler-Ersigen, der Serienmeister der letzten zehn Jahre.
Lukas Meister ist in vielen Sachen ein Meister. Beispielsweise ein Meister der Artikulation. Schon nach wenigen Minuten fällt im Gespräch auf, wie überlegt und präzis die Antworten kommen, frei jeglicher Floskeln, die sich mittlerweile auch im Sprech der NLA-Unihockeyaner eingenistet haben. Provokative Fragen werden exzellent pariert, ehrlich und direkt wird die Antwort geliefert. Ein Gedanke huscht durch den Kopf: Hat Wiler etwa seine Spieler so hervorragend medientechnisch geschult? Nein, der Grund ist ein anderer. Lukas Meister ist in einem politisch geprägten Haushalt gross geworden. Sein Grossvater Fritz Burkhard war ein bekannter Solothurner Politiker, Mutter Marianne trat in die Fussstapfen ihres Vaters und ist seit sieben Jahren FDP-Kantonsrätin in Solothurn. Früh war Klein-Lukas so schon bei Parteiveranstaltungen dabei. «Und zu Hause wurde auch viel diskutiert», gibt er zu.
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Held aus der zweiten Reihe
Schritt für Schritt hat sich Lukas Meister bei Wiler-Ersigen zur Fachkraft entwickelt. Heute steht er im ersten Block und will wieder werden, was er ist: Ein Meister.
Nationaltrainer David Jansson muss lachen, als er auf Lukas Meister angesprochen wird. «Er hat den coolsten Namen, den man sich vorstellen kann. Jeder will doch Meister werden», albert der Schwede. In der Tat lädt der Name Meister zu Wortspielen ein. Übung macht den Meister. Oder dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Sicher ist: Kein Verein passt besser zu Lukas Meister als der SV Wiler-Ersigen, der Serienmeister der letzten zehn Jahre
Politisch geprägt
Lukas Meister ist in vielen Sachen ein Meister. Beispielsweise ein Meister der Artikulation. Schon nach wenigen Minuten fällt im Gespräch auf, wie überlegt und präzis die Antworten kommen, frei jeglicher Floskeln, die sich mittlerweile auch im Sprech der NLA-Unihockeyaner eingenistet haben. Provokative Fragen werden exzellent pariert, ehrlich und direkt wird die Antwort geliefert. Ein Gedanke huscht durch den Kopf: Hat Wiler etwa seine Spieler so hervorragend medientechnisch geschult? Nein, der Grund ist ein anderer. Lukas Meister ist in einem politisch geprägten Haushalt gross geworden. Sein Grossvater Fritz Burkhard war ein bekannter Solothurner Politiker, Mutter Marianne trat in die Fussstapfen ihres Vaters und ist seit sieben Jahren FDP-Kantonsrätin in Solothurn. Früh war Klein-Lukas so schon bei Parteiveranstaltungen dabei. «Und zu Hause wurde auch viel diskutiert», gibt er zu.
Der ideale Mitspieler
Politik interessiert Lukas Meister auch heute noch, im Vordergrund steht bei ihm aber der Sport. Gäbe es eine Maschine, die den idealen Mitspieler produzieren könnte, würde wohl ein Spieler des Typs Lukas Meister herauskommen. Einer, der sich selber nicht in den Vordergrund stellt, stets seine Leistung bringt, sich für die Schwächeren einsetzt und eine klare Meinung hat. «Wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er es direkt», sagt sein ehemaliger Mitspieler Kaspar Schmocker (Köniz), der auch nach seinem Abgang bei Wiler-Ersigen den Kontakt zu Meister nicht abbrechen liess. Von einer erfrischenden, ehrlichen Persönlichkeit spricht Schmocker, «treffen wir uns, sind wir zu 90 Prozent am Lachen und den Rest regen wir uns über irgendwelche Sachen auf». Wiler-Captain Matthias Hofbauer hebt vor allem seine Schnelligkeit («Er weiss wohl selber gar nicht, wie schnell er eigentlich ist») und seine Fitness hervor. «Er ist praktisch nie verletzt», sagt Hofbauer anerkennend. Bei Wiler, das in dieser Saison öfters mit Verletzungssorgen zu hadern hatte, wird dies doppelt geschätzt.

Lukas Meister setzt sich auch beruflich hohe ZIele. (Bild: Fabian Trees)
Held aus der zweiten Reihe
Geschätzt wird er auch als einer der stillen Leader, die im Spiel zuverlässig ihren Job verrichten. «Wasserträger», wird dieser Typ im Radrennsport genannt, ein «Achter» wäre es wohl im Fussball, von «Unsung Heroes» wird im Eishockey gesprochen. Nicht mehr wegzudenken sei er aus der Startaufstellung, sagt Wiler-Legende Hofbauer. Meisters Stellung im Team ist im «Maschinenraum» anzusiedeln, wo Takt und Tempo bestimmt werden. Der Verteidiger ist kein Spieler für die Galerie, keiner, der mit waghalsigen Dribblings für Aufsehen sorgt oder spektakuläre Tore erzielt. Und trotzdem - oder gerade deswegen - spielt Meister in Wilers Paradeblock neben dem finnischen Naticaptain Tatu Väänänen.
Aus der «neuen» Schweizer Nati ist er ebenfalls nicht mehr wegzudenken. «Es macht Spass mit ihm zu arbeiten. Er nimmt Feedback ernst und ist sehr selbstkritisch», lobt ihn Jansson. Der Schwede schätzt Meisters Ballsicherheit und fügt an: «Er bringt Mitspieler in bessere Situationen.» 19 Länderspiele hat Meister seit seinem Debüt in Yverdon-les-Bains vor drei Jahren absolviert. Für die WM in Göteborg reichte es dem 26-Jährigen nicht, für die nächste in Riga stehen die Chancen bedeutend besser. Auch weil er schon einiges an internationaler Erfahrung vorzuweisen hat. An zwei U19-Titelkämpfen nahm er teil (2007 in Kirchberg und 2009 in Turku), dazu nahm er mit Wiler fünfmal am Europacup oder Champions Cup teil.
Später Start
Dass es Lukas Meister einst in die Nati schaffen würde, hätte er wohl selber nicht gedacht, als er als Sechstklässler seinen Eltern eröffnete, dass er gerne «richtig» Unihockey spielen wolle. Nicht mehr nur in der Jugendriege oder auf der Strasse. Ein Unihockeyclub war in Messen, einem 1000-Seelendorf am solothurnischen Bucheggberg, aber keiner zu finden. Vater Ruedi erkundigte sich nach der besten Adresse und fand den SV Wiler-Ersigen. Bei den C-Junioren unter Adrian «Jules» Zurflüh musste Meister anfangs noch oft auf der Ersatzbank Platz nehmen. «Die anderen spielten schon drei bis vier Saisons», sagt Meister entschuldigend. Die «Stars» hiessen damals Philipp Fankhauser, Kevin Steffen (heute Hornets Moosseedorf, 1. Liga) oder Neu-Churer Sandro Aeschbacher. Bis zu den A-Junioren spielte Meister auf Kleinfeld, doch sein Talent war offensichtlich, sodass ihn Thomas Berger nach nur einer Saison bei den Elite-Junioren für die Heim-U19-WM aufbot.

Auch Champions-Cup-Erfahrungen gehören zu Lukas Meisters Portfolio.
In Finnland gereift
Mit kleinen Schritten nahm der flinke Meister, der als Verteidiger und Center eingesetzt werden konnte, die NLA-Karriere in Angriff. Bei «Grande Wiler» schafft er über das Förderkader den Sprung ins Fanionteam. Doch nach vier Jahren hatte er genug von seiner Rolle als Talent und Edeljoker in der dritten Linie. «Ich brauchte eine Luftveränderung», sagt er heute. Das Angebot Heikki Luukkonens, der während der missglückten Saison 2012/13 Wiler-Ersigens freigestellt wurde, zu dessen neuem Team Nokian KrP nach Tampere zu folgen, nahm Meister gern an.
Die Saison in Finnland hat Meister geprägt. In der Studentenstadt Tampere war der damals 23-Jährige erstmals ganz auf sich gestellt. Eine Arbeitsstelle wurde ihm nie vermittelt, vom Verein gab es nur eine kleine Entschädigung - untergebracht wurde er in der Wohnung eines Vorstandsmitglieds. «Mein Vermieter war aber selten zuhause, seine Freundin wohnte in der Nachbarsstadt», so Meister. Unterhalten hätten sich die beiden sowieso nicht können - der eine sprach nur Finnisch, der andere nur Englisch. Mit Händen und Füssen gings knapp, wenn auch nicht immer. «Einmal schrieb mir Teamcaptain Matti Koskela, dass ich endlich die Wäsche aus der Maschine nehmen solle», erzählt Meister lachend. Da er auf die finnischen Instruktionen nicht reagiert hatte, war der Teamcaptain informiert worden.
«Die Teamkollegen waren zwar sehr höflich, aber die meisten wollten nicht Englisch sprechen», fand Meister rasch heraus. Dass sie es durchaus gekonnt hätten, merkte er beim ersten Saunaabend. «Nach zwei, drei Bieren sprach jeder fliessend Englisch», erinnert sich Meister. Beim nächsten Training war dann aber wieder Schweigen angesagt. Trotzdem genoss er die Saison im hohen Norden. «Es war eine sehr gute Erfahrung», sagt er mit einiger Distanz, «ich habe viel gelernt, auch fürs Leben». Erstmals konnte er sich ganz auf den Sport konzentrieren, nachdem zuvor Ausbildung und Militär viel Zeit verschlangen. Sportlich lief es Nokia nicht wirklich. Erst in den Playouts sicherte sich die Truppe rund um Henri Johansson den Ligaerhalt. «Drei Tage lang haben die Spieler durchgefeiert», amüsiert sich Meister noch heute. Finnisch habe er übrigens nicht gelernt. «Nur fluchen kann ich. Ich bin kein Sprachtalent», gibt er zu.
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