Der Erlöser
Caleb war zur Wüstenzeit Israels ein Kundschafter, der von Moses geschickt wurde, das besiedelte Land Kanaan auszukundschaften. Im Gegensatz zu den anderen Kundschaftern, ermutigte Caleb das geknechtete Volk immer wieder in das angeblich uneinnehmbare Land zu ziehen. So steht es im alten Testament. Mit biblischen Geschichten hat Daniel Calebsson aber wenig am Hut. Trotzdem ist seine Mission eine ähnliche. Mit seiner neuen Mannschaft Floorball Köniz will er die Playoffs erreichen. Bis jetzt auch ein uneinnehmbares Land für die Berner. Artikel lesen
Der Erlöser
Mit Daniel Calebsson will Floorball Köniz aus dem Schatten der Tigers und Wiler-Ersigens treten. Wer ist der Mann, von dem sich Köniz Wunder erhofft?
TEXT: RETO VONESCHEN
FOTOS: ERWIN KELLER
Vor drei Jahren qualifizierten sie sich letztmals für die «Top 4» - auf einen Sieg in einem Playoff-Spiel warten sie aber bis heute. «Es kann nur besser kommen», lacht Calebsson.
Leistungsträger im Team und der Nati
Besser soll es vor allem wegen ihm kommen. Ein Ruck sei durch die Mannschaft gegangen, seit Calebsson anfangs August das Training aufnahm, bestätigt der Könizer Trainer René Berliat. Dieser weiss genau, was er von seinem neuen Ausländer will. «Er soll einfach Caleb sein, er strahlt eine Winnermentalität aus und hasst es zu verlieren», so Berliat. Eine Rolle, die Calebsson auf den Leib geschrieben ist. Neun Jahre lang war er das Aushängeschild bei Jönköpings IK, bis vor kurzem prangte noch sein Konterfei auf der Vereinshomepage. Auch in der schwedischen Nationalmannschaft nimmt er eine tragende Position ein. Unvergessen, wie er im entscheidenden Überzahlspiel in der Verlängerung des letzten WM-Finals mit einem listigen Pass auf Magnus Svensson den ganzen finnischen Abwehrblock aushebelte.
Umworben von zwei Vereinen
Und nun also Köniz. Ein Bauchentscheid sei es gewesen, sagt Calebsson heute. Im Frühling besuchte er Wiler-Ersigen und Floorball Köniz. Bei beiden Teams hatte er vertrauensvolle Informanten: Mit dem Könizer Captain Daniel Bill spielte er vor drei Jahren in der gleichen Mannschaft, mit Olle Thorsell und Andreas Hedlund teilte er sich jeweils ein Zimmer an Nati-Zusammenzügen. Alle schwärmten natürlich von ihren Vereinen. «Hedlund wollte unbedingt, dass ich sein Nachfolger bei Wiler-Ersigen werde», sagt der 26-jährige. Mit Hedlunds Frau besuchten er und seine Freundin Linda auch den diesjährigen Cupfinal in der Wankdorfhalle. Kurz danach war auch eine Stippvisite in der Lerbermatt angesagt. Für einen Entscheid liess er sich lange Zeit. «Es war eine schwere Wahl», erinnert er sich.
Titelhunger und Bern
Dass er sich für Köniz entschied, hat mehrere Gründe. Einerseits gefiel ihm die Stadt Bern und andererseits spürte er den grossen Titelhunger. «Floorball Köniz hat eine junge Mannschaft, die noch viel erreichen kann», so sein Urteil. Geld sei nicht entscheidend gewesen, «ich hätte bei beiden ungefähr gleichviel erhalten», meint er dazu. Auch der Europacup war kein Anreiz. Und fügt schelmisch an, dass er dies wohl hoffentlich bald mit seinem neuen Team nachholen könne... Ein Kurzaufenthalt in der Schweiz ist sowieso nicht geplant. «Ich will einige Jahre in der Schweiz bleiben», sagt er bestimmt.
Horrorsaison in Jönköping
Dass er den Schritt weg von Jönköping wagen würde, lag vor allem an der letzten Saison. Katastrophal sei es gewesen, sagt er mit einigen Monaten Abstand. Im Herbst begannen die Probleme. Plötzlich flatterten immer mehr Mahnungen ins Clubsekretariat - die Kassen waren aber leer. Schnell entstand der Verdacht, der Kassier habe Geld abgezwackt. Ein Vorwurf, den dieser bestritt und der bis jetzt nicht nachgewiesen werden konnte. Schnell machte sich Unruhe in der Mannschaft breit. Nati-Verteidiger Jacob Olofsson-Adelin machte sich aus dem Staub und an Weihnachten wurden die alten Spielerverträge zerrissen. «Zeitweilig hatten wir noch elf Spieler im Kader», erinnert sich Calebsson mit Grauen. Auch seine Leistung litt unter den schlechten Rahmenbedingungen. «Ich konnte mich nicht auf das Unihockey konzentrieren und wurde dauernd von den Medien befragt. Dabei wussten wir gar nie, was im Vorstand ablief», enerviert er sich noch heute.