Supermagnus Svensson
Wenn kleine Kinder auf der Strasse Hockey spielen, stellen sie sich wohl oft eine Situation wie diese vor: WM-Final, Overtime. Die Halle kocht. Jetzt kommt es auf dich an, DU musst treffen, sonst
Statt dem WM-Final kann es auch das entscheidende Meisterschaftsspiel sein. Oder statt der Overtime das Penaltyschiessen.
Wenn alle zittern, schreien, hoffen und bangen, schlägt die Stunde der Männer ohne Nerven. Magnus Svensson ist so einer. Er entscheidet grosse Meisterschaften, als wenn es das Einfachste auf der Welt wäre. Zum Beispiel im WM-Final 2006, als er zum Nationalhelden wurde. Die Coaches schickten den 23-Jährigen gegen Finnland aufs Feld, als Schweden in der heissen Verlängerung eine Powerplaymöglichkeit zugesprochen erhielt. 13000 Zuschauer und ein paar hundert schwedische Länderspiele auf der Bank schauten zu, wie er sich den entscheidenden Meter Platz im Slot verschaffte, von Daniel Calebsson mustergültig angespielt wurde und die Finnen ins Elend stiess. Artikel lesen
Supermagnus Svensson
Der Mann ohne Nerven und trifft immer dann, wenn allen anderen längst die Hände zittern. Magnus Svensson ist ein echter Goldjunge.
TEXT: Zuzana Svobodova
FOTOS: unihockey.ch
Magnus Svensson gehört ohne Zweifel zu den aussergewöhnlichsten Figuren im internationalen Unihockeyzirkus. Ihm gebührt die Ehre, als erster Nicht-NLA-Spieler das Cover von unihockey.ch zu zieren.
Golden Goal 2006
Wenn kleine Kinder auf der Strasse Hockey spielen, stellen sie sich wohl oft eine Situation wie diese vor: WM-Final, Overtime. Die Halle kocht. Jetzt kommt es auf dich an, DU musst treffen, sonst... Statt dem WM-Final kann es auch das entscheidende Meisterschaftsspiel sein. Oder statt der Overtime das Penaltyschiessen.
Wenn alle zittern, schreien, hoffen und bangen, schlägt die Stunde der Männer ohne Nerven. Magnus Svensson ist so einer. Er entscheidet grosse Meisterschaften, als wenn es das Einfachste auf der Welt wäre. Zum Beispiel im WM-Final 2006, als er zum Nationalhelden wurde. Die Coaches schickten den 23-Jährigen gegen Finnland aufs Feld, als Schweden in der heissen Verlängerung eine Powerplaymöglichkeit zugesprochen erhielt. 13000 Zuschauer und ein paar hundert schwedische Länderspiele auf der Bank schauten zu, wie er sich den entscheidenden Meter Platz im Slot verschaffte, von Daniel Calebsson mustergültig angespielt wurde und die Finnen ins Elend stiess. Er zahlte damit seinen Trainern das geschenkte Vertrauen zurück. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gilt er als der Mann der entscheidenden Tore.
Gegen Fussball entschieden
Bevor er zum "Lucky Boy" des Unihockeysports werden konnte, musste Magnus überhaupt einmal mit diesem Sport beginnen. Seine ersten Schritte unternahm er in Vinberg, dem kleinen Dorf, in dem er aufwuchs. Dort stand er vor der Wahl zwischen Fussball und Unihockey, etwas anderes gab es nicht. Als Zehnjähriger schloss sich Svensson gleich beiden Vereinen an. "Ich mochte beides und konnte mich einfach nicht entscheiden", sagt er heute. Erst als er ein Aufgebot für U19-Nationalmannschaft im Unihockey erhielt, legte er den Fussball bei Seite. Und die Erfolge stellten sich schnell ein. 2001, an der ersten U19-WM in Deutschland, holte sich Schweden mit Svenssons Hilfe im Final gegen die Schweiz die Goldmedaille.
Dank an den Trainer
Zu diesem Zeitpunkt hatte Svensson als erst 17-Jähriger bereits die ersten Einsätze im Fanionteam von Warberg hinter sich. Das Traineramt hatte damals Stefan Petersson inne, der nachmalige Malans-Trainer, der seit seiner Heirat Smedberg heisst. "Ich bin Stefan dankbar für die Chance, die er mir gegeben hat. Er hat mich früh an die Spiele mitgenommen und immer wieder ein paar Minuten eingesetzt." Die anfänglichen Kurzeinsätze wurden länger und länger, Svensson wuchs in das Team hinein. Diesen sorgfältigen Aufbau eines Juniors hätten sich die Malanser von Smedberg wohl hinsichtlich des Bündner Nachwuchses ebenfalls gewünscht... Aber vielleicht ist Svensson einfach auch in dieser Beziehung eine Ausnahmeerscheinung. Jedenfalls wurde er von seinem Trainer auch neben dem Platz mit Tipps und Tricks zum heutigen Weltklassestürmer geformt.
"Ich liebe die Show"
Svenssons Killerinstinkt blieb natürlich nicht lange verborgen. Er schaffte den Sprung von der U19-Nationalmannschaft zu den Grossen 2003 und holte auch dort bei erstbester Gelegenheit Gold. Im Halbfinal der WM 2004 in der Schweiz trug sein Tor gegen Finnland zur Finalqualifikation bei. Und elf Monate später durfte er sich bereits ein erstes Mal Schwedischer Meister nennen. "Die Superligan zu gewinnen ist ein unglaubliches Erlebnis. Ein Tag, ein Spiel. Eine volle Globen Arena mit dieser Atmosphäre - es ist eine grossartige Show. Und ich liebe das. Auch alles darum herum, den Rummel, die Medien, die Fans aus allen Teilen Schwedens, die den Final besuchen."
Natürlich war Warberg schon vor Magnus Svensson ein Spitzenverein. Doch der bis dato einzige Titel war 1998 eingefahren worden. Dann tauchte dieser Sniper mit der Nummer 20 auf - und fast alles verwandelte sich in Gold. Einzig AIK vermochte noch dagegen zu halten und ebenfalls Meister zu werden.
Warbergs Aufschwung
Warbergs heutige Stärke hat ihren Ursprung im harten Sommertraining, das aus den von den Spielern gehassten Läufen im tiefen, schweren Sand der schwedischen Westküste und weiteren individuellen Einheiten im Kraftraum besteht. Aber auch ein Mentaltrainer steht allen Spielern zur Verfügung, um über das sportliche oder private Leben zu sprechen. Svensson war am Anfang mehr als skeptisch. "Ich dachte, dass ich so etwas sicher nicht brauche. Einige meiner Teamkollegen denken heute noch so. Aber für mich ist die Zusammenarbeit mit diesem Coach zu einem wichtigen Bestandteil meiner Vorbereitung geworden." Unter anderem riet ihm dieser Mentaltrainer, den Job aufzugeben, der ihm keine Befriedigung verschaffte. Heute arbeitet Svensson zu 80 Prozent in einem Möbelgeschäft in Varberg und ist glücklich. Dennoch sagt er ohne zu zögern, als das Gespräch auf die Professionalisierung des Unihockeysports kommt: "Am liebsten wäre ich ab morgen schon Profisportler."
Er tat es wieder
Die Konkurrenz zu AIK zeigte sich in den letzten Jahren auch im Europacup. Nach Warbergs Sieg 2006 in Ostrava, gewann AIK - 2007 ausgerechnet in Varberg - diesen internationalen Titel zweimal. Svensson will ihn zurück. Auch wenn einem echten Schweden der Superligan-Titel immer noch wichtiger ist. Und diese Geschichte kennen Sie ja sicher schon: April 2008, 14'397 Zuschauer im Globen, Warberg trifft im Meisterschaftsfinal auf AIK. Nach 70 Minuten steht es 4:4 (Svensson: Ein Tor, ein Assist). Das Penaltyschiessen muss die Entscheidung bringen, die Halle tobt. Der zehnte Schütze heisst Magnus Svensson - und der Meister Warberg IC.
Weiter im Magazin lesen Sie:
Svensson im Interview. "Es ist grossartig, ein Gewinner zu sein!"
Top Ten der weltbesten Unihockeyaner
Box zu Svenssons goldenen Momenten