Der Wirbelwind
Wann schreibt ihr endlich etwas über Jögu? wurde die unihockey.ch Redaktion über Monate von einer jungen Unihockeyspielerin genervt. Eine Story über Joel Krähenbühl? Jeder, der mit ihm zu tun hatte, fiel als erstes ein ganz flotter Kerli ein. Selbst Gegenspieler fanden keine schlechten Worte über Wiler-Ersigens Flügelflitzer mit der Nummer 21. Einzig, dass es furchtbar mühsam sei gegen ihn zu spielen. Er ist einfach zu schnell, so der einhellige Tenor bei den Gegenspielern in der NLA. Und schaut man ihm bei einem Spiel zu, kommt wirklich fast Bedauern mit den Abwehrrecken auf. Wie eine Biene um den Honigtopf zieht der 23-jährige emsig seine Kreise auf dem Spielfeld.
Nervosität vor einem Spiel ist für ihn ein Fremdwort geworden. Seit vier Saisons spielt er bereits in der höchsten Schweizer Liga. Spektakulär wie seine Spielweise war auch sein Einstieg. Nach einer Saison bei den Elite Junioren (heute U21) berief ihn Coach Thomas Berger im Dezember 2004 anstelle des glücklosen Finnen Antti Laitinen ins Kader der 1. Mannschaft. Bereits am Europacup in Zürich wenige Wochen später trifft er das erste Mal für Wiler-Ersigen. Das 4:3 gegen Pixbo im letzten Gruppenspiel werde ich nie vergessen, schwärmt Krähenbühl noch vier Jahre danach. Das Tor bringt Wiler-Ersigen auf die Siegesstrasse, welche erst mit der Goldmedaille endet. Artikel lesen
Der Wirbelwind
Selber bezeichnet er sich als Schlaftablette, auf dem Feld gilt er aber als Wadenbeisser. Joel Krähenbühl ist der Schrecken aller hüftsteifen Verteidiger und der Liebling der Wiler-Fans.
TEXT: Reto Voneschen
FOTOS: Wilfried Hinz, Erwin Keller
„Wann schreibt ihr endlich etwas über Jögu?" wurde die unihockey.ch Redaktion über Monate von einer jungen Unihockeyspielerin genervt. Eine Story über Joel Krähenbühl? Jeder, der mit ihm zu tun hatte, fiel als erstes „ein ganz flotter Kerli" ein. Selbst Gegenspieler fanden keine schlechten Worte über Wiler-Ersigens Flügelflitzer mit der Nummer 21. Einzig, dass es furchtbar mühsam sei gegen ihn zu spielen. „Er ist einfach zu schnell", so der einhellige Tenor bei den Gegenspielern in der NLA. Und schaut man ihm bei einem Spiel zu, kommt wirklich fast Bedauern mit den Abwehrrecken auf. Wie eine Biene um den Honigtopf zieht der 23-jährige emsig seine Kreise auf dem Spielfeld.
Unbekannter Star
Die „Zecke", wie wir ihn in der letztjährigen Playoff-Vorschau genannt haben, sitzt uns nun im Café Rieben in Burgdorf gegenüber. Brav grüsst er das Ehepaar am Nebentisch vor dem Hinsetzen. „Nein, bekannt bin ich hier eigentlich nicht", verneint er die Frage, ob Unihockey-Nationalspieler in Burgdorf beim Einkaufen erkannt werden. Mit seinem älteren Bruder Thomas (28) wohnt er in einer Wohngemeinschaft unweit des Bahnhofs. Bald zieht dort Teamkollege Dave Wittwer ein. Der Interviewtermin findet nur wenige Stunden vor dem dritten Playoff-Halbfinale gegen Alligator Malans statt - kein Problem für ihn, „das macht mich mir gar nichts aus", so Krähenbühl.
Kometenhafter Aufstieg
Nervosität vor einem Spiel ist für ihn ein Fremdwort geworden. Seit vier Saisons spielt er bereits in der höchsten Schweizer Liga. Spektakulär wie seine Spielweise war auch sein Einstieg. Nach einer Saison bei den Elite Junioren (heute U21) berief ihn Coach Thomas Berger im Dezember 2004 anstelle des glücklosen Finnen Antti Laitinen ins Kader der 1. Mannschaft. Bereits am Europacup in Zürich wenige Wochen später trifft er das erste Mal für Wiler-Ersigen. „Das 4:3 gegen Pixbo im letzten Gruppenspiel werde ich nie vergessen", schwärmt Krähenbühl noch vier Jahre danach. Das Tor bringt Wiler-Ersigen auf die Siegesstrasse, welche erst mit der Goldmedaille endet.
Das erste Meistertor
Krähenbühls Höhenflug geht aber noch weiter. In der gleichen Saison wird er während den Playoffs neben den Hofbauer-Brüdern („Ihr Siegeswille imponiert mir noch immer") aufgestellt. Im vierten Finalspiel in der Saalsporthalle wird er dann endgültig zu „Jöggu Superstar". Sein 7:6 kurz vor Schluss gegen Jihdes Grasshoppers bedeutet den zweiten Meistertitel in Serie und das Triple in der Saison 2004-2005. „Das war eine herrliche Zeit, ich konnte völlig unbeschwert aufspielen. Nur die Fotos ärgern mich, mit der damaligen Frisur sah ich aus wie ein Playmobil-Männchen", erinnert er sich mit einem Schmunzeln.
Der Gutmensch
Aus dem Playmobil-Männchen ist mittlerweile ein junger Mann geworden, welcher nicht mehr ganz so unbeschwert aufspielt wie damals, aber immer noch den Schalk eines Teenagers versprüht. „Ich weiss schon, dass ich noch sehr jung aussehe, aber etwas reifer bin ich schon geworden, obwohl ich mich immer noch sehr jung fühle", beruhigt er uns. Trotzdem erhält er vor allem von ganz jungen Fans viel Post. Und wie siehts mit den weiblichen Fans aus? „Leider auch alle sehr, sehr jung", lächelt der Single. Hoffnung für die weibliche Anhängerschaft besteht also noch - wenn sie das richtige Alter hat. Als positivste Charaktereigenschaft hebt er hervor, dass er mit allen Mitspielern ein gutes Verhältnis pflege. „Ich war nie einer, der Streit suchte, sondern immer vermittelnd wirkte."
Meistertor 2 und 3
Zurück zum Sportlichen. Nach dem rasanten Aufstieg („Thomas Berger sagte mir nach der Saison, dass er noch nie einen Junior gesehen habe, welcher so schnell so viele Fortschritte machte") wurde es ruhiger um Krähenbühl, welcher übrigens nie für die U19 Nationalmannschaft auflief. Die mühevolle Zeit der Bewährung stand an. „Ich spürte die gesteigerte Erwartungshaltung sehr rasch", erinnert sich Krähenbühl. Aus dem unbeschwerten Nachwuchsstar wurde innert zwei Saisons trotzdem eine Stammkraft. Einen nächsten Höhepunkt bildeten die Playoffs im Frühling 2007. Mit Roger Gerber bildete er das neue Traumduo des SVWE. Blind verstanden sich die beiden Freunde, welche auch neben dem Spielfeld viel miteinander unternehmen. Und wiederum bedeutete ein Jöggu-Tor den Meistertitel. Diesmal wars das 7:4 im Hasle-Rüegsauer Brünnli gegen die Langnau Tigers. Und wie könnte es anders sein. Auch in der nächsten Saison hiess der letzte Torschütze Joel Krähenbühl. Nach seinem 8:4 gegen Köniz feierte Wiler-Ersigen bereits seinen vierten Meistertitel.
Trennung des Traumpaars
Zu Beginn der neuen Saison lief es dem Traumpaar Gerber/Krähenbühl aber gar nicht nach Wunsch. Nach den ersten Runden fand sich „Jögu" in der dritten Linie wieder, Patrick Mendelin hatte seinen Platz neben Maestro Gerber eingenommen. Dies funktionierte reibungslos, wie die Auftritte am Europacup zeigten. Gram verspüre er gegenüber Mendelin keine, sagt Krähenbühl klar. „Bei Wiler-Ersigen spielt es keine Rolle ob man in der ersten oder dritten Linie spielt." Neben Neo-Center Adrian Zimmermann fand Krähenbühl eine neue Heimat. Mit zwölf Toren und zehn Assists (aktuell Rang 29 in der Skorerliste) sieht seine bisherig Saisonstatistik auch ohne die Pässe von Gerber recht passabel aus.
Out kurz vor dem Ziel
Einen weit grösseren Rückschlag erlebte Krähenbühl anfangs Dezember. Verletzt rückte er ins letzte Nati-Vorbereitungscamp ein, wo ihm die Ärzte das definitive Out für die Weltmeisterschaft eröffneten. Ein bitterer Moment. „Zwei Jahre hatte ich auf das Ziel WM hingearbeitet, viele Freitage geopfert und so kurz zuvor war alles aus", ärgert sich Krähenbühl noch immer. Die Weltmeisterschaft selber erlebte er von der Zuschauertribüne aus, neben Verbandspräsident Edwin Wiedmer. Vor den Finalspielen wurde ihm, quasi als Trost, sein Trikot von der Mannschaft übergeben. „Eine tolle Geste, aber das tat nur noch mehr weh", sagt Krähenbühl auch mit etwas Distanz. Vom Staff erhielt er eine Bronzemedaille, „doch ich habe sie sofort zurückgeben, ich habe ja nichts dazu beigetragen." Sein Ziel ist es nun, an der Weltmeisterschaft 2010 wieder teilzunehmen.