Churs Flucht nach vorne
Es war einmal
der grösste und stärkste Unihockeyverein der Schweiz. Zwölf Meistertitel und sechs Cupsiege sammelte Rot-Weiss Chur zwischen 1989 und 2003. Dahinter wurde Torpedo Chur oft Zweiter oder Dritter und holte zweimal den Cup. In Derbys kochte die Halle der Churer Gewerbeschule fast über. Beiden Vereinen fehlte jedoch mehr und mehr die finanzielle und personelle Basis, um in der NLA weiter erfolgreich bestehen zu können. Es folgte 2004 die Fusion zu Chur Unihockey die Erfolge aber blieben aus. Die Qualität im Kader sank, je mehr der alten Kämpen ihre Karriere beendeten. Und als im letzten Jahr auch noch bei den Ausländern Missgriffe getan wurden, schrammte der ehemalige Serienmeister gar nur haarscharf an den Abstiegsplayoffs vorbei. Genug ist genug, sagte man sich in Chur und sagte sich auch Peter Düggeli. Kurz nach der WM in Tschechien beschloss der 39-Jährige, seinen Stammverein als Cheftrainer zu übernehmen und in der Nati ins zweite Glied hinter René Berliat zurückzutreten. Ich habe immer gesagt, dass ich eines Tages in Chur meine Vereinstrainer-Karriere abschliessen werde, sagt Düggeli.
Artikel lesen
Churs Flucht nach vorne
Peter Düggeli und Daniel Telli wollen Chur wieder zum zentralen Punkt der Schweizer Unihockey-Landkarte machen. Dass der Weg steinig ist, wissen beide.
TEXT: Damian Keller
FOTOS: Erwin Keller
Es war einmal... der grösste und stärkste Unihockeyverein der Schweiz. Zwölf Meistertitel und sechs Cupsiege sammelte Rot-Weiss Chur zwischen 1989 und 2003. Dahinter wurde Torpedo Chur oft Zweiter oder Dritter und holte zweimal den Cup. In Derbys kochte die Halle der Churer Gewerbeschule fast über - das waren die Zeiten, als die Feuerpolizei wirklich Grund gehabt hätte, zusätzliche Notausgänge zu fordern. Beiden Vereinen fehlte jedoch mehr und mehr die finanzielle und personelle Basis, um in der NLA weiter erfolgreich bestehen zu können. Es folgte 2004 die Fusion zu Chur Unihockey - die Erfolge aber blieben aus. Die Qualität im Kader sank, je mehr der „alten Kämpen" ihre Karriere beendeten. Und als im letzten Jahr auch noch bei den Ausländern Missgriffe getan wurden, schrammte der ehemalige Serienmeister gar nur haarscharf an den Abstiegsplayoffs vorbei.
Schlusspunkt in Chur
Genug ist genug, sagte man sich in Chur und sagte sich auch Peter Düggeli. Kurz nach der WM in Tschechien beschloss der 39-Jährige, seinen Stammverein als Cheftrainer zu übernehmen und in der Nati ins zweite Glied hinter René Berliat zurückzutreten. „Ich habe immer gesagt, dass ich eines Tages in Chur meine Vereinstrainer-Karriere abschliessen werde", sagt Düggeli. Das Ende des Engagments, das vertraglich auf zwei Jahre abgeschlossen wurde, lässt er jedoch bewusst offen.
Kurze Zeit nach Düggeli stand mit Daniel Telli auch der Assistent fest. „Gleich als Düggelis Ernennung publik wurde, begann ich mich mit dem Gedanken zu befassen - ich dachte mir schon, dass er auf mich zukommen würde", sagt Telli lächelnd. Nach einem gemeinsamen Nachtessen der Freunde war der Fall schnell klar. Nun obliegt es also den beiden, die sich bereits seit 20 Jahren kennen und bei Torpedo Chur oft im gleichen Block spielten, dem Churer Unihockey zurück zu altem Glanz zu verhelfen.
Keinen Antener gefunden
„Wir haben nach der miserablen letzten Saison keinen Scherbenhaufen vorgefunden", stellt Dügeli klar. Er attestiert allen Kaderspielern den Willen zur Verbesserung, wobei in den letzten Jahren taktische und technische Details vernachlässigt worden seien, die es nun aufzuholen gelte. Dabei helfen sollen vier hochkarätige Transfers. Mit Riku Kekkonen und Kari Koskelainen kamen zwei technisch beschlagene Finnen, mit Filip Urwäder das schwedische Element in die Verteidigung und mit Lulzim Kamaj der verlorene Sohn aus Zürich. Und was wird aus den vereinseigenen Talenten? „Bei Köniz haben alle hochgelobten Talente auch erst den entscheidenden Schritt vorwärts gemacht, als mit Blomberg und Calebsson zwei Weltklasseausländer und mit Antener eine Schweizer Tormaschine vorhanden waren", wagt Düggeli den Vergleich und relativiert gleichzeitig. „Die anderen, zum Beispiel GC, haben auch starke Ausländer geholt. Und einen Antener haben wir nicht im Verein, jedenfalls habe ich bisher keinen gefunden." Man dürfe von Chur in dieser Saison deshalb noch keine Wunderdinge erwarten, auch Meister werde man in zwei Jahren noch nicht. In der vorderen Hälfte der Tabelle erwartet aber Telli seine Truppe schon. Das würde heissen: Chur meistert den Rest der Liga hinter den Top 3 (Wiler, Tigers und Malans). Das wäre bereits eine enorme Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.
Geduld - Gefahr - Geduld
Cheftrainer Düggeli will im Churer Spiel „alles Dämliche und Unnötige" eliminieren (und denkt dabei vor allem an Fehlpässe, die ihm ein Dorn im Auge sind), das Team kontrolliert und geduldig auftreten lassen. „Damit meine ich kein defensives Konterunihockey. Das passt nicht zum Platz Chur. Wir müssen unsere spielerische Identität finden", sagt er. Geduld haben - Gefahr kreieren - Geduld haben. Dafür braucht es Spieler, die das technisch umsetzen können - ansonsten verkommt geduldiges Spiel zur brot- und gefahrlosen Kunst. An diesem Konzept arbeitet er mit Berliat auch mit der Nationalmannschaft. Telli konzentriert sich dagegen mehr auf die einzeltaktischen und technischen Bereiche. „Teamtaktik hat mich schon als Spieler wenig interessiert, und im Herzen bin ich immer noch Spieler", schmunzelt der Vizeweltmeister von 1998. Dass seine Spielerinstinkte noch immer intakt sind, bewies er neulich im Training. Er durfte endlich wieder einmal mitspielen und „schoss prompt ein geiles Tor." Den heutigen Spielern zu vermitteln, wo sie auf dem Feld richtig stehen oder wo eben nicht, empfindet er als schwierig. „Klar können wir als Trainer helfen - den grössten Teil müssen sich aber die Spieler selber erarbeiten", befindet er. Steht Chur Unihockey am Ende der Qualifikation auf Rang 4 oder 5, haben die Spieler diese Lektion verstanden.
Das Interview mit Dügg&Dan und vieles mehr lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.