Defender Dysli
Bern-Bümpliz. Der erste Gedanke an das Quartier im Westen der Bundesstadt führt womöglich zur von Patent Ochsner besungenen W.Nuss vo Bümpliz oder aus demographischer Sicht, in Anbetracht des Ausländeranteils von knapp 30 Prozent, zum Bild eines multiethnischen Schmelztiegels. Aber Bümpliz und Unihockey? Doch, auch das passt. Aus dem von Beat Moser einst gegründeten UHC Bümpliz-Oberwangen sind einige spätere Nationalspieler entsprungen: Roger Stegmann, Simon Bichsel, Sam Schneiter und Marc Dysli. Der 28-jährige Sohn eines Reiseunternehmers ist auch heute noch in Bümpliz wohnhaft. Zu Beginn hatte er vornehmlich Fussball gespielt, ehe Dysli auf Drängen seiner Brüder dem UHC Bümpliz beitrat. So spielte der polysportive Jungspund während drei Jahren gleichzeitig Fussball beim SC Sparta (heute FC Weissenstein) und Unihockey. Als die Ausbildungsfrage konkret wurde, musste ich mich entscheiden, sagt Dysli. Der Berner entschied sich für Unihockey, bei dem ich ziemlich schnell ziemlich gut gewesen war, ergänzt Dysli, begleitet von einem Schmunzeln unter dem bereits beachtlichen Playoffbart. Artikel lesen
Defender Dysli
Marc Dysli gilt bei den Unihockey Tigers wie auch im Nationalteam als defensiver Eckpfeiler. Das Porträt des 28-jährigen Verteidigungsministers aus Bümpliz, der seine Unihockey-Karriere als Torhüter gestartet hatte.
TEXT: Reto Kirchhofer
FOTOS: Damian Keller
Bern-Bümpliz. Der erste Gedanke an das Quartier im Westen der Bundesstadt führt womöglich zur von Patent Ochsner besungenen „W.Nuss vo Bümpliz" - oder aus demographischer Sicht, in Anbetracht des Ausländeranteils von knapp 30 Prozent, zum Bild eines multiethnischen Schmelztiegels. Aber Bümpliz und Unihockey? Doch, auch das passt. Aus dem von Beat Moser einst gegründeten UHC Bümpliz-Oberwangen sind einige spätere Nationalspieler entsprungen: Roger Stegmann, Simon Bichsel, Sam Schneiter - und Marc Dysli. Der 28-jährige Sohn eines Reiseunternehmers ist auch heute noch in Bümpliz wohnhaft. Zu Beginn hatte er vornehmlich Fussball gespielt, ehe Dysli auf Drängen seiner Brüder dem UHC Bümpliz beitrat. So spielte der polysportive Jungspund während drei Jahren gleichzeitig Fussball beim SC Sparta (heute FC Weissenstein) und Unihockey. „Als die Ausbildungsfrage konkret wurde, musste ich mich entscheiden", sagt Dysli. Der Berner entschied sich für Unihockey, „bei dem ich ziemlich schnell ziemlich gut gewesen war", ergänzt Dysli, begleitet von einem Schmunzeln unter dem bereits beachtlichen Playoffbart.
Das Neue reizte
Er erinnert sich an seine erste Unihockeysaison, die er als Goalie absolviert hatte, den darauf folgenden Wechsel in den Sturm - und den Fakt, dass Thomas Berger ihn zum Verteidiger umfunktionierte; im U19-Nationalteam, bei dem Dysli bereits als 15-Jähriger debütieren durfte. „Beat Moser war damals Bergers Assistent, insofern dürfte ich auch von Vitamin B profitiert haben, da ich als so junger Spieler eines Erstliga-Teams bereits für die U19 aufgeboten wurde."
Nach seinem Wechsel zum damaligen B-Ligisten Floorball Köniz agierte der Bümplizer vorerst weiterhin als Flügel. Mit den Vorstädtern stieg Dysli in die NLA auf und gewann 1999 den Cup. „Man darf das bei meinen Erfolgen auflisten, aber stolz darauf bin ich nicht, weil ich damals kaum mehr zum Einsatz kam." Bei seinem nächsten Verein, Zäziwil-Gauchern, kreuzten sich die Wege Dyslis und Mosers erneut, zudem wechselte auch Dyslis bester Kumpel Daniel „Dachs" Streit ins Emmental. Später zog es den gelernten Tiefbauzeichner ins Bündnerland, nachdem er bei „Zäzi" bereits als 19-Jähriger die Captainbinde übernommen hatte. „Die Möglichkeit, weitere Fortschritte zu erzielen, war bei Zäzi nicht mehr gross. Mich reizte das Neue", begründet Dysli. Die folgenden zwei Jahre bei Malans umschreibt der Berner rückblickend trotz erlittenem Kreuzbandriss als „tipp-topp".
Pionierrolle bei Dalen
Nach den Weltmeisterschaften 2004 in der Schweiz trat der damalige helvetische Nationaltrainer Urban Karlsson zurück und wechselte in seine Heimat, als Sportchef zur schwedischen Equipe IBK Dalen. „Urban signalisierte sofort Interesse, mich zu verpflichten. Und einmal in Schweden spielen zu können, war immer mein Ziel." Nach dessen Landung in Umeå wurde der Verteidiger am Flughafen von zahlreichen Zeitungsjournalisten und TV-Stationen empfangen, oder um es in Dyslis Worten zu formulieren: „Es herrschte ein Tam-Tam." Für den ersten ausländischen Spieler in der Vereinshistorie des Innebandyklubben Dalen waren die ersten Wochen in der knapp 700 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Universitätsstadt nicht einfach zu bewältigen. Das Umfeld, die Sprache und das hohe sportliche Niveau waren ungewohnt. „Ohne Sprachkenntnisse ging vorerst gar nichts."
Der Jass-Untaugliche
Eine Person sollte die Angewöhnungszeit für den Berner jedoch sowohl verkürzen wie auch vereinfachen: Cecilia Aström. Bereits nach drei Monaten Aufenthalt in Schweden kam Dysli mit seiner heutigen Freundin zusammen. Und schnell hatte er sich auch Sprachkenntnisse angeeignet, autodidaktisch, „ohne Sprachkurs, rein mit der Hilfe von Wörterbüchern, Mitspielern und Cecilia". Unter der Ägide Urban Karlssons entstand in Dalen nach den Zuzügen Michael Zürchers sowie Matthias und Christoph Hofbauers bald ein helvetisches Quartett - jedoch kein Schieber. Denn Dysli war und ist das Jass-Spiel fremd. „Die anderen wollten es mir beibringen. Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall."
Weil sich die Situation für Dysli in Nordschweden sowohl privat wie auch beruflich (er stieg zum Leiter der Filiale eines überregional tätigen Kurierdienstes auf) optimal entwickelte, wurden aus den geplanten zwei schwedischen Jahren deren fünf. „Die Zeit war top. Dalen hat stets gehalten, was versprochen wurde. Die rein sportliche Bilanz fällt aber nicht sehr erfolgreich aus." Das höchste der Gefühle war eine Halbfinalqualifikation in der Saison 2004/05. Dysli selbst konnte sein Spiel indes merklich verbessern, gehörte rasch zu den arrivierten Verteidigern der Equipe. „Ich habe in taktischer Hinsicht viel gelernt. Auch, mit dem Tempo zu variieren und vermehrt mit Geduld zu spielen."
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