Flik Flak Mühlethaler
Mit knapp 22 Jahren hatte Marc Mühlethaler schon alles erreicht, was man auf Vereinsebene erreichen kann. 2005 gewann er mit Wiler-Ersigen das Triple er wurde Meister, Cupsieger und in Zürich Europacupsieger. Dies als Center der dritten Linie, wobei er auch ab und zu aus der Startformation hinaus rotiert wurde. Auf seiner Position gab es an Matthias Hofbauer und Roger Gerber in den ersten beiden Linien kein Vorbeikommen, während in der dritten Formation die Besetzung ständig änderte. Mühlethaler wollte mehr, kam aber nicht weiter. Aus dem unbeschwerten Junior war ein junger Mann geworden, der viel, manchmal zuviel, von sich verlangte. Er verlor die Freude am Sport, Aufwand und Ertrag stimmten nicht mehr überein. Da er beim Meister noch ein Jahr Vertrag hatte, kam ein Wechsel innerhalb der Liga jedoch nicht infrage. Er entschloss sich im Frühling 2006, in der 1. Liga bei ULA neuen Schwung zu holen. Das Vorhaben gelang. Die ambitionierten Langenthaler stiegen in dieser Saison in die NLB auf. Das war kein Selbstläufer, erinnert sich Mühlethaler. Dietlikon zum Beispiel hatte sich mit Radim Cepek verstärkt, der Aufstieg war ein hartes Stück Arbeit. Während der Saison erkundigte sich Floorball Köniz nach seinen Plänen für die nächste Spielzeit, liess danach aber nichts mehr von sich hören. Als die Tigers nach dem feststehenden Aufstieg Interesse anmeldeten, nahm Mühlethaler die Chance wahr, in die SML zurückzukehren. Es tat mir Leid für ULA. Ich weiss, dass der Verein die erste NLB-Saison mit mir geplant hat. Aber ich wollte zurück in die höchste Liga, sagt Mühlethaler. Artikel lesen
Flik Flak Mühlethaler
Spektakulärer Jubel, ruhiger Typ. Marc Mühlethaler ist via einen kleinen Umweg dort angekommen, wo er hinwollte und lebt seinen WM-Traum.
TEXT: Damian Keller
FOTOS: Wilfried Hinz
Mit knapp 22 Jahren hatte Marc Mühlethaler schon alles erreicht, was man auf Vereinsebene erreichen kann. 2005 gewann er mit Wiler-Ersigen das Triple - er wurde Meister, Cupsieger und in Zürich Europacupsieger. Dies als Center der dritten Linie, wobei er auch ab und zu aus der Startformation hinaus rotiert wurde. Auf seiner Position gab es an Matthias Hofbauer und Roger Gerber in den ersten beiden Linien kein Vorbeikommen, während in der dritten Formation die Besetzung ständig änderte. Mühlethaler wollte mehr, kam aber nicht weiter. Aus dem unbeschwerten Junior war ein junger Mann geworden, der viel, manchmal zuviel, von sich verlangte. Er verlor die Freude am Sport, Aufwand und Ertrag stimmten nicht mehr überein. Da er beim Meister noch ein Jahr Vertrag hatte, kam ein Wechsel innerhalb der Liga jedoch nicht infrage. Er entschloss sich im Frühling 2006, in der 1. Liga bei ULA neuen Schwung zu holen.
Knopf aufgegangen
Das Vorhaben gelang. Die ambitionierten Langenthaler stiegen in dieser Saison in die NLB auf. „Das war kein Selbstläufer", erinnert sich Mühlethaler. „Dietlikon zum Beispiel hatte sich mit Radim Cepek verstärkt, der Aufstieg war ein hartes Stück Arbeit." Während der Saison erkundigte sich Floorball Köniz nach seinen Plänen für die nächste Spielzeit, liess danach aber nichts mehr von sich hören. Als die Tigers nach dem feststehenden Aufstieg Interesse anmeldeten, nahm Mühlethaler die Chance wahr, in die SML zurückzukehren. „Es tat mir Leid für ULA. Ich weiss, dass der Verein die erste NLB-Saison mit mir geplant hat. Aber ich wollte zurück in die höchste Liga", sagt Mühlethaler.
Im Emmental brachte er sofort seine Leistung. Vielleicht wäre ihm zum gleichen Zeitpunkt auch bei Wiler der Knopf endgültig aufgegangen, wer weiss - aber die Saison in der 1. Liga verfehlte ihre Wirkung als kreative Pause nicht. Seine vierte Saison hat Mühlethaler nun bei den Tigers in Angriff genommen. Und die Fortschritte blieben auch den Nationaltrainern nicht verborgen. Nach der WM in Tschechien 2008 wurde der unter Philippe Soutter zum Flügel umfunktionierte Stürmer für alle Nati-Termine aufgeboten. In Helsinki wird er seine erste Weltmeisterschaft spielen. Verläuft alles nach Plan, feiert er am Halbfinaltag in der Hartwall-Areena seinen 27. Geburtstag.
Lieber jassen als schnöizzle
Angefangen hatte alles im Turnverein in Kriegstetten, wo Marc Mühlethaler aufwuchs und heute mit Ehefrau Cybele wieder lebt. Und mit Hornussen. Bis ins Elitejuniorenalter war er parallel zum Unihockey in der Hornussergesellschaft Kriegstetten aktiv, wie er etwas verlegen zugibt und das Thema gleich wieder beendet. Ein richtig bodenständiger Schweizer also? Ruhig, mit 23 Jahren bereits verheiratet, keine Leichen im Keller, so schildert ihn sein Umfeld. Am 1. August spart er sich gerne den Kauf des Feuerwerks, weil die Kollegen schon genug davon mitbringen - sparsam ist er also auch noch.
Den grössten Makel, den die Teamkollegen bei den Tigers bei ihm ausmachen, betrifft das „Schnöizzle" oder „31erle" (auch als „Hose abe" bekannt). Wenn die Tigers bei der Fahrt zu Auswärtsspielen zur Tat schreiten, schaut Mühlethaler lieber zu. „Sie gehen zu wild ans Werk, ein ruhiger Jass würde mir eher passen", sagt er lachend. Und spätestens nach dem obligaten Zwischenhalt beginne für ihn ohnehin die individuelle Matchvorbereitung mit Musik aus den Kopfhörern und der Konzentration auf das Spiel.
Rekord wackelt
Ein eigentliches mentales Training habe er zuletzt in der U19-Nationalmannschaft mit dem damaligen Assistenztrainer Reto Camenisch betrieben, sagt er. Dennoch sei es ihm wichtig, vor Spielen positive Bilder im Kopf abzurufen. Während sich andere Stürmer dabei wohl eher den entscheidenden Treffer im siebten Playoff-Finalspiel schiessen sehen, ist das bei Mühlethaler anders. „Ich stelle mir manchmal vor, wie ich im Backchecking dem Gegner den Ball abnehme", verrät er und offenbart dabei gleichzeitig, was ihn auf dem Platz so wertvoll macht. Er ist ein klassischer Zweiwegstürmer, der auch seinen defensiven Pflichten gerne nachkommt. „Technisch war ich nie ein Roger Gerber, sondern mehr der Arbeiter", sagt er und ergänzt: „Als Center denkt man automatisch auch an die Defensive. Das hat sich nicht geändert, seit ich am Flügel spiele." Seine Linienpartner wie Simon Stucki danken es ihm.
Manchmal fuchst es zwar Mühlethaler schon, wenn nach einem guten Spiel am Schluss keine Punkte auf dem Matchblatt stehen. Er fordert nicht nur von seinen Teamkollegen viel, sonder vor allem und in erster Linie von sich selber. In dieser Saison kann er sich jedoch nicht beklagen. Nach acht runden stehen bereits zehn Tore in der Statistik. Kein Schweizer hat bisher öfters getroffen als er. Sein Rekordwert aus der Saison 2008/09 mit 19 Toren und 13 Assists beginnt jedenfalls langsam zu wackeln.
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