Vizzini hat angerichtet
Normalerweise werden an dieser Stelle Spieler porträtiert, die einen Lauf haben, in der Skorerliste weit oben stehen oder dabei sind, sich auf einem grossen Event vorzubereiten. Manchen bleibt durch Verletzungen eine solche makellose Momentaufnahme verwehrt. Zu diesen gehört Roberto Vizzini. Wenn es läuft, fühlt man sich unzerstörbar. Dann stellt man plötzlich fest, dass dies nicht so ist, musste er einsehen. Vizzini hat eine von Verletzungen geprägte Saison hinter sich, will jetzt aber in den Endkampf eingreifen.
Als es lief, vor einem Jahr, schoss der 20-Jährige Tor um Tor, mischte mit seinen Teamkollegen des UHC Uster die NLB auf, wurde als NLB-Spieler für Zusammenzüge der Nationalmannschaft aufgeboten und stieg im Frühling in die Swiss Mobiliar League auf. Anstatt sich jedoch seriös auf die aktuelle Saison vorbereiten zu können, musste er einen Tag nach dem feststehenden Aufstieg in die Rekrutenschule einrücken. Das ausgefallene Sommertraining und vier Monate ohne Stock in der Hand hinterliessen Spuren. Bis dahin glaubte ich nicht so recht an die Wirkung des Sommertrainings. In der Zukunft möchte ich nie mehr eines verpassen, ist Vizzini zur Einsicht gelangt. Artikel lesen
Vizzini hat angerichtet
Nach einer Seuchensaison brennt Roberto Vizzini auf die entscheidenden Partien des Jahres. Für ihn ist klar: In der NLB spielt er in der nächsten Saison auf keinen Fall.
TEXT: Damian Keller
FOTOS: Erwin Gahr
Normalerweise werden an dieser Stelle Spieler porträtiert, die einen Lauf haben, in der Skorerliste weit oben stehen oder dabei sind, sich auf einem grossen Event vorzubereiten. Manchen bleibt durch Verletzungen eine solche makellose Momentaufnahme verwehrt. Zu diesen gehört Roberto Vizzini. „Wenn es läuft, fühlt man sich unzerstörbar. Dann stellt man plötzlich fest, dass dies nicht so ist", musste er einsehen. Vizzini hat eine von Verletzungen geprägte Saison hinter sich, will jetzt aber in den Endkampf eingreifen.
Glaube ans Sommertraining
Als es lief, vor einem Jahr, schoss der 20-Jährige Tor um Tor, mischte mit seinen Teamkollegen des UHC Uster die NLB auf, wurde als NLB-Spieler für Zusammenzüge der Nationalmannschaft aufgeboten und stieg im Frühling in die Swiss Mobiliar League auf. Anstatt sich jedoch seriös auf die aktuelle Saison vorbereiten zu können, musste er einen Tag nach dem feststehenden Aufstieg in die Rekrutenschule einrücken. Das ausgefallene Sommertraining und vier Monate ohne Stock in der Hand hinterliessen Spuren. „Bis dahin glaubte ich nicht so recht an die Wirkung des Sommertrainings. In der Zukunft möchte ich nie mehr eines verpassen", ist Vizzini zur Einsicht gelangt.
Erst kurz vor dem Ustermer Cup Ende August stiess er wieder zur Mannschaft. Er hatte Mühe, den Tritt in die Meisterschaft zu finden und den Rückstand aufzuholen. Und gerade, als es endlich besser zu laufen begann, fing er sich eine Oberschenkelzerrung ein. „Ich dachte erst, es sei nur ein Krampf, aber es wurde immer schlimmer", sagt Vizzini. Der Platz auf der Tribüne war eine Qual, alleine im Kraftraum zu trainieren machte wenig Spass. Er wollte zu schnell zuviel, stieg zu früh wieder ins Training ein und holte sich kurz vor Weihnachten die nächste Zerrung an der selben Stelle. Nach Weihnachten erfolgte im Spiel gegen die Tigers der nächste Comebackversuch. Nach einer beschwerdenfreien Woche im Training war der Ernstkampf aber eine Spur intensiver. Nach zwei Minuten und dem ersten Sprint brach die Zerrung erneut auf.
Nun aber scheint Vizzini endlich wieder fit zu sein. Er will mit seinen Toren in den Playouts gegen Rychenberg zum Ligaerhalt Usters beitragen. Ein Abstieg hätte für den Verein drastische Folgen - das Team würde wohl auseinander fallen.
Kämpfen gelernt
Als 16-Jähriger gab Vizzini sein Debüt in der höchsten Liga und schoss gegen Basel Magic sofort seinen ersten Treffer. Mehr bedeutete ihm allerdings der zweite Treffer beim Sieg über das höher dotierte Floorball Köniz wenig später. Fix ins Kader der ersten Mannschaft befördert wurde er zwei Jahre später - in der Saison, die als Usters „Pleiten-, Pech- und Pannensaison" in die Geschichte eingehen und mit dem Abstieg aus der SML enden sollte. Es war die Saison nach dem Abgang des kompletten ersten Blocks und die Saison, in der die Verletzungshexe im Buchholz täglich vorbeischaute. Acht Dauerverletzte, darunter drei Spieler mit Kreuzbandrissen (u.a. der Finne Sami Nyman und Abwehrpatron Christoph Widler) und dazu der am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte Skorer Raphael Berweger, fehlten dem Team.
Vizzini vermag der damaligen Horror-Saison dennoch Gutes abzugewinnen. „Ich konnte viel spielen - kein Wunder, wir brachten ja kaum noch zwei Blöcke zusammen. Ich habe zu kämpfen und nicht aufzugeben gelernt, auch wenn ein Spiel bereits entschieden ist", sagt er aus heutiger Sicht.
Gegenkonter sind Gift
Mehr Spass machte dennoch die folgende Saison in der NLB. Mit dem Schweden Tomas Eriksson kamen Stabilität und zurück. „Das zuvor praktizierte System war zu kompliziert für uns. Unter Eriksson kehrten wir zu einem übersichtlichen 2-1-2 zurück", nennt Vizzini einen der Erfolgsfaktoren. Die anderen waren die wieder gesunden Spieler und der Nachzug der erfolgreichen Generation der U21-Junioren, die sich nahtlos ins Team einfügten. Uster dominierte die Liga, Vizzini und Berweger lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen in der Skorerliste. Der sofortige Wiederaufstieg war zur Überraschung vieler Tatsache.
Auch in der aktuellen SML-Saison hielten die Ustermer nicht schlecht mit, zumal dem Aufsteiger nicht viel Kredit eingeräumt worden war und keine spektakulären Transfer getätigt werden konnten. „Eriksson legte den Fokus auf die Arbeit in der Defensive. Wir müssen noch lernen, nicht jede Konterchance zu nehmen - denn in einen Gegenkonter zu laufen ist pures Gift", sagt Vizzini. Aussetzer, sprich hohe Niederlagen, musste das junge Team nur selten hinnehmen. Eine davon etwa auswärts gegen Grünenmatt, die jedoch verdauungstechnische Gründe hatte. „Wir assen vor dem Spiel in einem Restaurant Pasta. Die Pesto-Sauce war so lecker, dass wir es offenbar übertrieben - das halbe Team beklagte sich danach über Magenprobleme", blickt Vizzini auf das ungemütliche Wochenende im letzten Oktober zurück.
Das Leiterli-Spiel
Die Weichen für die nächste Saison sind bereits gestellt. Das Team soll eine zusätzliche Trainingseinheit erhalten. Trainer Tomas Eriksson hat seinen Verbleib im Zürcher Oberland bereits bestätigt, er möchte taktisch auf dem bisher Erreichten aufbauen, mehr Zeit für das Einstudieren von Standardsituationen haben und mit dem Team Fortschritte erzielen. Die Eigengewächse und für die Tore verantwortlichen Berweger und Vizzini haben wie andere verkündet, dass sie bleiben wollen - abhängig davon, ob das Team beisammen bleibt. Dies wiederum wird nicht zuletzt vom Ligaerhalt abhängen. „Ich werde nächste Saison sicher nicht in der NLB spielen", sagt Vizzini. Sprich: Ein Abstieg wäre für Uster eine Katastrophe, zahlreiche Leistungsträger dürften in diesem Fall den Verein verlassen. Wie beim „Leiterli-Spiel" würde es für Uster einmal mehr heissen: Zurück zum Start.
Zumal man offenbar auch nicht gewillt ist, den Eigengewächsen den roten Teppich für einen Verbleib auszulegen. Die Spieler wissen, dass Top-Vereine bezüglich Spesenzahlungen und Ausrüsterverträgen mehr zu bieten haben. „GC-Trainer Magnus Svensson hat schon mehrmals mit mir gesprochen", lässt Vizzini durchsickern, will das aber nicht als Wink mit dem Zaunpfahl an seinen Verein verstanden wissen. „Ich fühle mich bei Uster wohl, das ist für mich mehr als nur ein Verein. Als Junior war ich von den Zuschauern an den Heimspielen beeindruckt und wollte unbedingt auch der ersten Mannschaft spielen. Zudem möchte ich Uster sicher nicht nach so einer Saison verlassen", beruhigt er die Verantwortlichen. Dennoch dürfte früher oder später ein Angebot kommen, das schwer auszuschlagen sein wird.