Heikki Luukkonen - Ready for Take-Off
Die Finnen sollen schweigsam sein? Auf Heikki Luukkonen trifft das sicher nicht zu. Sieben Sprachen beherrscht der 34-Jährige. Finnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch. Letzteres eignete er sich für seine Frau Simone an. Sie ist Brasilianerin, ich Finne. Die Schweiz ist ein schöner Kompromiss für uns beide, sagt er lachend. Und auf das Klima angesprochen das Interview fand bei 20 Grad in einem Klotener Gartenrestaurant statt, während ein Blick auf das iPhone für Finnland Minus 5 Grad anzeigte meint Luukkonen: Ich habe nicht vor, in naher Zukunft nach Finnland zurückzukehren. Die Schweiz ist zu unserer Heimat geworden, ich kann mir kein besseres Leben als hier vorstellen.
Momentan lebt die Familie Luukkonen noch in Kloten, wird jedoch schon bald Richtung Zuchwil umziehen. Die ältere seiner beiden Töchter wird nach den Sommerferien den Kindergarten besuchen. Zu Hause sprechen wir Portugiesisch. Für die Kinder steht im Vordergrund, dass sie möglichst rasch gut Deutsch sprechen ich möchte aber auch, dass sie zur finnischen Schule gehen, erklärt Luukkonen seine multikulturelle Familie. Bei Wiler-Ersigen wird er zumindest zu Beginn 100 Prozent für den Verein tätig sein und mehr Zeit zu Hause verbringen, was seiner Frau den beruflichen Wiedereinstieg ermöglicht. Und das ist meine Chance, den Kindern mehr Finnisch beizubringen, flachst er. Artikel lesen
Heikki Luukkonen - Ready for Take-Off
Heikki Luukkonen ist der Überflieger der hiesigen Trainergilde. Er pilotierte die Jets aus der NLB in die SML-Playoffs, übernimmt nun Thomas Bergers Erbe bei Wiler-Ersigen und wohl auch den Assistenztrainerposten bei der Schweizer Nati.
TEXT: Damian Keller
FOTOS: Erwin Gahr
Die Finnen sollen schweigsam sein? Auf Heikki Luukkonen trifft das sicher nicht zu. Sieben Sprachen beherrscht der 34-Jährige. Finnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch. Letzteres eignete er sich für seine Frau Simone an. „Sie ist Brasilianerin, ich Finne. Die Schweiz ist ein schöner Kompromiss für uns beide", sagt er lachend. Und auf das Klima angesprochen - das Interview fand bei 20 Grad in einem Klotener Gartenrestaurant statt, während ein Blick auf das iPhone für Finnland Minus 5 Grad anzeigte - meint Luukkonen: „Ich habe nicht vor, in naher Zukunft nach Finnland zurückzukehren. Die Schweiz ist zu unserer Heimat geworden, ich kann mir kein besseres Leben als hier vorstellen."
Momentan lebt die Familie Luukkonen noch in Kloten, wird jedoch schon bald Richtung Zuchwil umziehen. Die ältere seiner beiden Töchter wird nach den Sommerferien den Kindergarten besuchen. „Zu Hause sprechen wir Portugiesisch. Für die Kinder steht im Vordergrund, dass sie möglichst rasch gut Deutsch sprechen - ich möchte aber auch, dass sie zur finnischen Schule gehen", erklärt Luukkonen seine multikulturelle Familie. Bei Wiler-Ersigen wird er zumindest zu Beginn 100 Prozent für den Verein tätig sein und mehr Zeit zu Hause verbringen, was seiner Frau den beruflichen Wiedereinstieg ermöglicht. „Und das ist meine Chance, den Kindern mehr Finnisch beizubringen", flachst er.
Freundschaft mit Svensson
Kommunikation ist nicht nur innerhalb der Familie ein wichtiges Thema. Luukkonen pflegt aussergewöhnliche Kontakte in die ganze Unihockey-Schweiz und hat sich seit seiner Ankunft vor drei Jahren bereits bestens vernetzt. Eine besondere Freundschaft verbindet ihn mit GC-Trainer Magnus Svensson. So liess der Finne Wiler-Ersigen via seinen schwedischen Kollegen wissen, dass er zu haben wäre - und vor der Halbfinalserie zwischen GC und Malans tauschte er sich wie schon oft zuvor mit Svensson intensiv aus. Ein Finne, der mit einem Schweden gemeinsame Sache gegen den finnischen Trainer von Alligator macht? Luukkonen schmunzelt. „Wir haben weniger über taktische Dinge gesprochen. Magnus wollte, dass ich ihn beobachte, als er dem Team den Playoff-Fahrplan erklärte. Er wollte wissen, wie er bei den Spielern angekommen ist." Auch mit Petteri Nykky, Otto Moilanen, Lasse Eriksson oder Björn Karlen tausche er sich regelmässig aus, oft auf langen Autofahrten, wenn er für seinen (noch) Arbeitgeber, eine Klotener Garage, als Fahrer unterwegs ist. Seit einem Jahr arbeitet der Finne dort zu 100 Prozent, kann sich die Arbeit aber flexibel einteilen und hat jeweils um 16 Uhr Feierabend.
Der Kulturschock
Dass in der Schweiz nicht alle Menschen, auch seine Spieler, nicht so früh Feierabend haben, musste Luukkonen erst einmal realisieren, als er vor drei Jahren in die Schweiz kam. „Ich wurde natürlich auf die Unterschiede zwischen Finnland und der Schweiz hingewiesen, aber es brauchte seine Zeit, bis ich sie tatsächlich verstanden habe." Der neue Trainer führte bei den Jets sofort ein knallhartes, für finnische Verhältnisse normales Sommertraining mit sechs Einheiten pro Woche ein - mit dem Effekt, dass die Spieler im Spätherbst auf dem Zahnfleisch liefen und ausgelaugt waren. „Die Spieler haben hier weniger Zeit für den Sport - ich musste lernen, mehr auf Qualität statt Quantität zu achten." Luukkonen stellt den Vergleich zu seinem letzten finnischen Verein Gunners Tampere an. Dort trainierten die Jungen im Team (Gymnasisten, Auszubildende) oft schon im Schulsport bis zu acht Stunden pro Woche, dazu kamen vier bis sieben Trainings mit dem Nachwuchs und der ersten Mannschaft. Die Keyplayer des Teams kamen ebenfalls auf fünf bis sechs Teamtrainings plus individuelle Einheiten - möglich dank des Feierabends um 16.00 Uhr und partieller Entschädigung durch den Verein, die Teilzeitarbeit erlaubte.
„In Kloten hatten wir zuletzt ein Training, das bis 22 Uhr dauerte und drei Einheiten bis 23 Uhr. Das ist zwar besser, als wenn um 18.30 Uhr die halbe Mannschaft noch nicht da ist, aber für die Spieler langfristig natürlich nicht ideal", weiss der Trainer und sieht darin einen der Gründe für die vielen Rücktritte guter Schweizer im besten Unihockey-Alter. Er verlangte von den Spielern, besser auf ihren Körper zu hören, wenn nötig auch mal ein Time-Out zu nehmen. Gleichzeitig aber auch, dass die Spieler vorausdenken. „Beruflicher Stress ist meistens absehbar. Also will ich, dass sich die Spieler im Vorfeld Gedanken machen und sich darauf einstellen. Das gehört zur Professionalität, die in der SML nötig ist."
Ausbildung bei Nykky
Heikki Luukkonens Unihockeyweg wurde durch Kontakte geprägt. Als Jugendlicher betrieb er asiatische Kampfsportarten, spielte Eishockey, Fussball und während dem Gymnasium mit Kollegen Unihockey. Nach der Matur absolvierte er den Militärdienst bei der Marine, wobei Unihockey eine beliebte Freizeitbeschäftigung war. An einem freien Wochenende sprang er in einem Team von Freunden in der vierten Division für deren Torhüter ein, da sich dieser eine rote Karte eingefangen hatte. „Ich nehme an, dass ich ohnehin beim Unihockey gelandet wäre, aber ab diesem Moment vergass ich alle anderen Sportarten", blickt Luukkonen zurück. In den folgenden Jahren war er bei FBC Turku Spielertrainer in der dritthöchsten Liga, Torhüter und später Cheftrainer in der zweithöchsten Liga (1. Division). „Ich wollte alle Positionen spielen und alles über den Sport wissen. Ich versuchte mich auch als Schiedsrichter und besuchte alle möglichen Ausbildungen, bis zur Top-Coach-Ausbildung des Verbandes. An der Uni war beim Profi-Trainerlehrgang Petteri Nykky mein Unihockey-Experte", beschreibt er seinen Werdegang.
Nebenbei arbeitete er als Croupier in einer grossen Spielcasino-Kette. Im Rahmen einer Firmenmeisterschaft lernte er den damaligen Headcoach von Gunners Tampere kennen und wurde von diesem als Assistent in die Salibandyliiga geholt.
Chaos angetroffen
Nach drei Jahren bei den Gunners im U21- und Fanionteam wollte Luukkonen mehr. Als es mit dem Cheftrainerposten bei den Gunners nicht klappte, kam im Frühling 2008 ein Angebot zur rechten Zeit: Jets-Sportchef Mario Scherrer, der Luukkonen in seinem Jahr in Tampere kennengelernt hatte, suchte einen neuen Trainer für die Kloten-Bülach Jets. Luukkonen war schon zuvor oft und gerne im Ausland gewesen (ein halbes Jahr in Griechenland, einige Monate in Italien) und war von der internationalen Aufgabe sofort angetan. „Ich kannte Mario und den ehemaligen Jets-Spieler Risto Silvola. Nachdem ich mir ein paar Spiele angesehen hatte, sagte ich zu", erinnert sich Luukkonen. Als Ziel wurde ihm der Aufstieg in die SML innert zwei Jahren und die Strukturierung des Nachwuchs auf den Weg gegeben.
Sein Vorgänger Janne Aaltonen war von den Jets im Verlauf der Saison entlassen worden, die Söldner Hannelius und Silvola verliessen den Verein ebenso wie andere Stammspieler. Es herrschte ein mittleres Chaos. Luukkonen musste um Daniel Pappi und die neuen Finnen Lamminen und Mäkipää sowie wenige Routiniers (Baltisberger, Meyer, Andres) mit einem kleinen Kern an jungen Schweizern neu starten. Zu diesem Kern gehörten Spieler wie Jaunin, Brandenberger, Heinzelmann, Vollenweider, Kuhn oder Thierstein, die auch heute noch zum Gerüst der Jets gehören. Doch die erste Saison verlief harzig. „Ich kannte die Gegner noch zu wenig und machte nebst dem angesprochenen Sommertraining auch meine Fehler", räumt Luukkonen ein. Im Dezember zogen Mäkipää (Job-Probleme) und Liga-Topskorer Pappi zu Wiler beziehungsweise Malans weiter - das Thema Aufstieg war für diese Saison erledigt. Im Nachhinein empfindet Luukkonen diese Abgänge jedoch sogar als Glücksfall, da die jungen Spieler ab sofort mehr gefordert waren.
Den ganzen Text und das ausführliche Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.