Kein Kind von Traurigkeit
Manchen Spitzensportlern sind vertraglich gefährliche Hobbys wie Ski- oder Motorradfahren verboten. Der Besuch von Fussballspielen gehört normalerweise nicht in die Kategorie der Aktivitäten, die eine akute Verletzungsgefahr beinhalten. Und trotzdem: Stadion Letzigrund, 11. Mai 2011. FCZ-Fan Linard Parli muss in der 77. Minute mitansehen, wie der FC Basel zum 2:2 ausgleicht, die Meisterträume der Zürcher sind somit schon fast geplatzt. Ein frustrierter Tritt in die Bande der Südkurve, wo die Harcore-Fans des FCZ stehen, hat Folgen Parli verletzt sich am Knöchel.
Der erste Arzt stellt fest, dass nichts gebrochen oder gerissen ist und diagnostiziert eine Prellung. Doch die Schmerzen gehen nicht weg. Der zweite Arzt vermutet eine Beschädigung des Gelenks und verordnet Einlagen in die Schuhe, ohne Erfolg. Erst der dritte Arzt findet nach einer MRI- und CT-Untersuchung ein Ödem im Knochen. Offenbar gibt es im Knochenmark Bläschen, und die sind beim Tritt kaputt gegangen, sagt Linard Parli. Er bekam einen Skischuh verpasst und fiel fünf Wochen aus. Die Heilung verlief nur langsam, erst Ende Juni war wieder an Training zu denken. Im WK-Trainingslager mit der Nationalmannschaft im Sommer verspürte Parli zwar noch Schmerzen, konnte aber neun von elf Einheiten mitmachen. Paradoxerweise lief es mit mehr Belastung immer besser, stellte er fest. Artikel lesen
Kein Kind von Traurigkeit
Mit 24 Jahren erlebt Linard Paril bereits seinen zweiten Frühling. In der letzten Saison kam er zum zweiten Mal in der SML an und holte mit GC den ersten Titel. Weitere sollen folgen.
TEXT: Damian Keller
FOTOS: Erwin Gahr
Manchen Spitzensportlern sind vertraglich gefährliche Hobbys wie Ski- oder Motorradfahren verboten. Der Besuch von Fussballspielen gehört normalerweise nicht in die Kategorie der Aktivitäten, die eine akute Verletzungsgefahr beinhalten. Und trotzdem: Stadion Letzigrund, 11. Mai 2011. FCZ-Fan Linard Parli muss in der 77. Minute mitansehen, wie der FC Basel zum 2:2 ausgleicht, die Meisterträume der Zürcher sind somit schon fast geplatzt. Ein frustrierter Tritt in die Bande der „Südkurve", wo die Harcore-Fans des FCZ stehen, hat Folgen - Parli verletzt sich am Knöchel.
Der erste Arzt stellt fest, dass nichts gebrochen oder gerissen ist und diagnostiziert eine Prellung. Doch die Schmerzen gehen nicht weg. Der zweite Arzt vermutet eine Beschädigung des Gelenks und verordnet Einlagen in die Schuhe, ohne Erfolg. Erst der dritte Arzt findet nach einer MRI- und CT-Untersuchung ein Ödem im Knochen. „Offenbar gibt es im Knochenmark Bläschen, und die sind beim Tritt kaputt gegangen", sagt Linard Parli. Er bekam einen „Skischuh" verpasst und fiel fünf Wochen aus. Die Heilung verlief nur langsam, erst Ende Juni war wieder an Training zu denken. Im „WK-Trainingslager" mit der Nationalmannschaft im Sommer verspürte Parli zwar noch Schmerzen, konnte aber neun von elf Einheiten mitmachen. „Paradoxerweise lief es mit mehr Belastung immer besser", stellte er fest.
Erfolgreiche Selbstdiagnose
Glücklicherweise ist Linard Parli ohnehin kein Freund des Sommertrainings, die Verletzung dürfte also keine grossen Auswirkungen auf die aktuelle Saison haben. Den Ausdauertrainings in der Zwischensaison konnte der Bündner noch nie etwas abgewinnen. „Ich habe selten jemanden getroffen, der beim 3000-Meter-Lauf langsamer ist als ich", gesteht er lachend und fügt augenzwinkernd hinzu: „Was für ein Glück für mich, dass im Unihockey vor allem Sprints über wenige Meter gefragt sind." Und schnell ist der Bündner, dessen Muskelfasern für Schnellkraft statt für Langstreckenläufe taugen. Für Sprinttrainings sei er jederzeit zu haben.
Bevor er jedoch in die aktuelle Saison starten konnte, passierte noch einmal ein Missgeschick. Im Training kurz vor Saisonbeginn stand ihm Christoph Meier auf den Fuss, Parli überdehnte sich die Bänder im Sprunggelenk. Der nächste Arztbesuch stand an. Aus den empfohlenen sechs Wochen Pause wurde nach einer Selbstdiagnose nur noch eine. „Schon nach wenigen Tagen konnte ich wieder problemlos joggen. Ein Test in der Halle verlief ebenfalls positiv", sagt Parli. Mit Tape um das Gelenk stieg er mit einer Woche Verspätung in den Meisterschaftsbetrieb ein.
In Käffern aufgewachsen
Dem UHC Uster entging ein grosses Talent. Linard Parli wurde 1987 in Uster geboren und wuchs drei Jahre in Fällanden auf, ehe die Familie ins Bündnerland zog. Erst nach Tomils, dann nach Malix. Käffer, wie Parli die Dörfer nennt. Statt beim UHC Uster begann Parli seine Unihockeykarriere folgerichtig bei Rot-Weiss Chur, das später zu Chur Unihockey wurde. Und Chur, wo er auch die Sekundarschule besuchte, gefiel ihm schon besser als die Heimatdörfer. Zehn Jahre später folgte der Sprung in die grosse Stadt Zürich - erst für das Studium, dann auch sportlich mit dem Transfer zu den Grasshoppers. Das ist Parli noch nicht genug. Er studiert mittlerweile Internationales Management und sagt: „Ewig möchte ich nicht nur in der Schweiz leben."
Aufgrund des obligatorischen Auslandjahres im Rahmen des Studiums wird er die Schweiz schon 2012 temporär verlassen. Das Wohin hängt von den Aussichten auf eine Teilnahme an der Heim-WM ab. „Wenn ich Chancen sehe, an der WM dabei zu sein, steht ein Aufenthalt in Finnland oder Tschechien im Vordergrund - verbunden mit einem entsprechenden Transfer. Falls nicht, kann ich mir auch Südafrika und ein Time-Out vom Unihockey vorstellen", sagt der begeisterte Surfer. Fünf Länderspiele hat Parli bisher absolviert und zweimal getroffen - auch bei den beiden Niederlagen in Finnland im September. Viel Feedback hat er von den Coaches bisher nicht bekommen. „Nykky spricht nicht so viel, oder wenn, dann vor allem mit den Führungsspielern", hat Parli erkannt.
Rot-Weiss-Arroganz
Als 19-Jähriger debütierte Parli in der Saison 2005/06 in der ersten Mannschaft Churs. Nach Teileinsätzen in der Meisterschaft genoss er die Playoffs gegen Alligator Malans - mit Parli ging ein Stern am Bündner Himmel auf. In der folgenden Saison liess er sich auch vom Einrücken in die Rekrutenschule nicht bremsen. Dreimal pro Woche konnte er dennoch mit dem Team trainieren und spielte eine sensationelle Vorrunde.
Paradoxerweise lief es nach Ende der RS überhaupt nicht mehr. Heute kennt Parli den Grund. „Ich wurde faul und tat in dieser Zeit nichts ausser herumzuhängen und am Abend zu trainieren. Das hat mir nicht gut getan." In der Saison danach war er mit Studium in Zürich unzufrieden, dazu kamen Probleme mit dem damaligen Trainer Livio D'Intino. „Nach jedem Fehler wurde man gleich ausgewechselt. Die Chemie zwischen uns hat nicht gepasst." Kurz: Der steile Aufstieg war stark ins Stocken geraten.
Als 2008 GC-Sportchef Daniel Bareiss anrief und sich nach der Chance für einen Transfer erkundigte, hörte Parli daher genau zu. Er sprach auch mit Churs Sportchef Andrea Engel über eine Vertragsverlängerung, spürte aber mehr Interesse aus Zürich. „Es war die alte Rot-Weiss-Arroganz, die mich wechseln liess. Die dachten sich, dass ich eh nicht gehen würde", blickt Parli zurück. Mit Nico Scalvinoni und Pascal Helfenstein traf er bei GC zudem auf zwei gute Kollegen aus der U19-Nationalmannschaft.
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