Der letzte Schritt
Es war einmal ein junges Mädchen aus den Bündner Bergen, das auszog, die Unihockey-Welt zu erobern. So könnte das Märchen von Ramona Gabathuler beginnen. Mit 14 Jahren spielte sie mit den Torkel Canadiens Zizers bereits in der NLB, ehe die Alterslimite für Aktivligen auf 16 Jahre festgelegt wurde. Nach dem Wechsel zu Piranha Chur und der NLA-Silbermedaille wurde die damals 17-jährige Gabathuler gleich als Joker an die Heim-Weltmeisterschaft 2003 in Bern mitgenommen. Das war damals eine super Erfahrung. Ich durfte sogar am Eröffnungsspiel ein Drittel mitspielen, erinnert sich Gabathuler an ihr erstes Länderspiel. Einzig an die Unterkunft (Wir wohnten in der Autobahnraststätte Grauholz. Wir haben gar nichts von der WM mitbekommen.) hat das damalige Teamküken weniger gute Erinnerungen. Die 1:8-Finalniederlage vor 3000 Zuschauern in der Wankdorfhalle gegen Schweden erlebte sie allerdings von der Tribüne aus. Unbekümmert konnte sie die WM-Zeit zuvor geniessen. Es waren viele Teamkolleginnen in der Nationalmannschaft und der Assistenztrainer Nicola Zamboni war auch der Vereinstrainer. So fühlte ich mich von Anfang an sehr geborgen, obwohl ich vorher nie in der Nationalmannschaft gespielt hatte, erinnert sich Gabathuler. So ist sie eine der wenigen Spielerinnen, die zuerst Länderspiele an einer WM der Aktiven spielten, bevor sie an der U19-WM teilnahmen. Bei Gabathuler war dies erst später im gleichen Jahr an der U19-WM in Finnland der Fall.
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Der letzte Schritt
Aus dem einstigen Badewannen-Schätzchen Ramona Gabathuler ist eine selbstbewusste, junge Frau geworden. Mit der Schweizer Nationalmannschaft will die Piranha-Verteidigerin nun an der Weltmeisterschaft in St. Gallen nach Gold greifen.
TEXT: Reto Voneschen
FOTOS: Erwin Gahr
Es war einmal ein junges Mädchen aus den Bündner Bergen, das auszog, die Unihockey-Welt zu erobern. So könnte das Märchen von Ramona Gabathuler beginnen. Mit 14 Jahren spielte sie mit den Torkel Canadiens Zizers bereits in der NLB, ehe die Alterslimite für Aktivligen auf 16 Jahre festgelegt wurde. Nach dem Wechsel zu Piranha Chur und der NLA-Silbermedaille wurde die damals 17-jährige Gabathuler gleich als Joker an die Heim-Weltmeisterschaft 2003 in Bern mitgenommen. „Das war damals eine super Erfahrung. Ich durfte sogar am Eröffnungsspiel ein Drittel mitspielen", erinnert sich Gabathuler an ihr erstes Länderspiel. Einzig an die Unterkunft („Wir wohnten in der Autobahnraststätte Grauholz. Wir haben gar nichts von der WM mitbekommen.") hat das damalige Teamküken weniger gute Erinnerungen. Die 1:8-Finalniederlage vor 3000 Zuschauern in der Wankdorfhalle gegen Schweden erlebte sie allerdings von der Tribüne aus. Unbekümmert konnte sie die WM-Zeit zuvor geniessen. „Es waren viele Teamkolleginnen in der Nationalmannschaft und der Assistenztrainer Nicola Zamboni war auch der Vereinstrainer. So fühlte ich mich von Anfang an sehr geborgen, obwohl ich vorher nie in der Nationalmannschaft gespielt hatte", erinnert sich Gabathuler. So ist sie eine der wenigen Spielerinnen, die zuerst Länderspiele an einer WM der Aktiven spielten, bevor sie an der U19-WM teilnahmen. Bei Gabathuler war dies erst später im gleichen Jahr an der U19-WM in Finnland der Fall.
„Singapur loves Ramona"
Zwei Jahre nach dem Finale von Bern war Ramona Gabathuler wieder Zuschauerin bei einem WM-Endspiel. Diesmal aber immerhin schon als Ersatzspielerin, wenn auch eine viel beachtete. „Singapur loves Ramona", hiess das Motto der Presseleute in Singapur. Selbst wenn sie nicht spielte, wie im WM-Final, war die schöne Bündnerin ein oft geknipstes Sujet. Dabei hätte sie lieber sportlich für Aufsehen gesorgt. Als einzige Churer Spielerin kam sie aber nicht an den sich im Höhenflug befindenden Winterthurerinnen (Europacupsieg fünf Monate vor der WM in Singapur) vorbei. Trotzdem genoss sie die Titelfeierlichkeiten in vollen Zügen. „Allein das Büffet in der Schweizer Botschaft war unvergesslich", sagt sie lachend. Ebenso der Empfang am Flughafen Kloten, als jede Spielerin einen goldenen Stock und eine Rivella-Flasche mit ihrem Konterfei erhielt. Später durfte sie an einer Sportler-Gala auch den damals höchst populären Fussball-Nationaltrainer Köbi Kuhn kennenlernen. „Das Foto mit Kuhn schaffte es sogar bis in den Blick", sagt Gabathuler nicht ohne Stolz.
Durchzogene Erinnerungen an die WM 2009
„Beim nächsten WM-Final will ich auf dem Feld stehen", gab sie danach Nationaltrainer Felix Coray als persönliches Ziel an. Da sie 2007 mit einem Ermüdungsbruch verletzt ausfiel (siehe Box), erreichte sie ihr Ziel erst vor zwei Jahren in Västeras (Schweden). In der ersten Schweizer Formation stand sie im WM-Final - als eine der wenigen Linksauslegerinnen hatte die erst kurz zuvor zur Verteidigerin umfunktionierte Gabathuler einen Vorteil gegenüber ihren Abwehrkolleginnen. Bei der 2:6-Finalniederlage konnten die Schweizerinnen aber selten glänzen. „Ich habe den Final ziemlich rasch verdrängt, es war einfach nicht unser Tag", gibt die Verteidigerin zu.
Halbfinal als Vorteil
Der Final ist auch dieses Jahr das Ziel, allein der Weg dorthin ist deutlich schwerer als auch schon. Bereits im Halbfinal wird es gemäss Papierform zum Wiedersehen mit Weltmeister Schweden kommen. Was bei einigen wohl schlaflose Nächte bereitet, ist für Ramona Gabathuler zusätzlicher Ansporn. „Es ist wohl einfacher im Halbfinal gegen Schweden zu gewinnen, als im Final", sagt sie entwaffnend offen. Dass die Schweiz im Frühling noch eine deftige 1:12-Klatsche gegen eben diese Schwedinnen kassiert hat, ist für Gabathuler abgehakt. „Zwei Wochen wollte ich von Unihockey nichts wissen, danach war diese Schlappe für mich Motivation genug, im Sommer noch mehr an meiner Fitness zu arbeiten", erzählt die Churer Verteidigerin ihren persönlichen Motivationstrick. Zu viele Schweizer Spielerinnen seien damals nach einer harten Saison ausgelaugt gewesen, so Gabathuler
„Heimvorteil nutzen"
Mit vielen Extra-Trainings haben sich Ramona Gabathuler und ihre Churer Natikolleginnen besonders intensiv auf die Heim-WM in St. Gallen vorbereitet. Vor allem mit den finnischen Nationalspielerinnen der Churer Piranhas, Ejia Pasanen und Tiia Ukkonen, fand ein steter Austausch statt. „Natürlich schaut man, wie die Finninnen trainieren, genauso haben sie auch uns ausgefragt", gibt Gabathuler zu. Die Vorfreude auf die Titelkämpfe im Dezember ist riesig. „Wir müssen den Heimvorteil nutzen, unsere Spielfreude soll sich aufs Publikum übertragen. Das ist wirklich eine einmalige Chance", sagt sie kämpferisch. Persönlich hofft sie, vermehrt Akzente setzen zu können als noch vor zwei Jahren, wo sie an der Seite von Routinier Simone Berner quasi ihre „Lehrzeit" als Verteidigerin in der Nationalmannschaft absolvierte.
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